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Zur Freiheit hat uns Christus berufen Predigt am Reformationstag 2021: Gal. 5,1-6

 1 Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! 2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. 3 Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. 4 Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen. 5 Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die wir hoffen. 6 Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Liebe Gemeinde, Freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Recht auf freie Religionsausübung: Alles Begriffe unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, die mühselig errungen worden ist. Wehe uns, wenn wir denen Raum geben, die die Freiheit missbrauchen und die Verfassung in Frage stellen. Freiheit ist das Stichwort, das uns sogar s

Jesus mal ganz anders - Predigt zu Mt.10,34-39 - am 24.10.21

  Ihr Lieben, ich war neulichs in der Fußgängerzone. Ich brauchte eine neue Hose. Da stand so ein Typ zwischen Kaufhaus und Drogeriemarkt: Er trug ein legeres weißes Hemd locker über seiner hellen Pluderhose. Er hatte einen grauen Bart und lange ebenso graue Haare. Seine Füße steckten in Birkenstocksandalen. Um den Hals trug er eine Kette mit dem Peacezeichen. Ein Hippie dachte ich. Allerdings trug dieser Hippie eine Kippa, die jüdische Kopfbedeckung. Und er rief den Vorrübergehenden zu: Selig sind die Friedenstiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Kein Mensch blieb stehen. Einige schüttelten den Kopf und tippten sich mit dem Finger an die Stirn. Sie murmelten deutlich hörbar: „Der meint wohl, er ist Jesus, oder was?“ „Ich bin Jesus!“ sagte der Mann. „Wieder so ein Spinner, der in den Sechziger Jahren stehen geblieben ist!“ dachte ich. Nur das mit der Kippa fand ich stark. Jesus der Jude. Wieso wird Jesus so selten als Jude dargestellt? Meistens ist er  sogar auf dem Kreuz in de
  Liebe Gemeinde, In den 60er Jahren gab es den Slogan: Trau keinem über Dreißig! Ich ging in die Grundschule und mein Freund Joschi Brockmann schenkte mir einen Aufkleber mit diesem Slogan, den ich sehr zum Ärger meiner Eltern an meinem Bett anbrachte. Auf dem Aufkleber stand also: Trau keinem über Dreißig! Dazu war ein Mann abgebildet mit wenig Haaren und weißem Bart. Dieser Mann raste auf einem Rollstuhl durch die Gegend. Ich fand das witzig. Ich habe gar nicht begriffen, dass die politischen 60er Jahre dahinter standen. Ich wusste nur: Wer über dreißig Jahre alt ist, ist alt: Dann fallen einem die Haare aus und man ist womöglich auf eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl angewiesen. Die guten Jahre sind dann vorbei. Mehr musste ich ja auch nicht wissen. Ich ging zur Schule, machte im Schwimmverein Sport, lernte, wie man ein Fahrrad repariert und irgendwann brachte ich mir Gitarrenspielen bei. Das Leben war eine Werkstatt. Alles lag vor einem; vieles war möglich und keiner wusste, was a

Nach Trost war mir sehr bange! Predigt über Jes.38,9-20 am 10.Okt.21

  Liebe Gemeinde, Ich habe hier eine Garnrolle. Ich stelle mir vor, auf diesem aufgerollten Faden liegt mein Leben. Ich bin 60 Jahre alt. Das ist wie, wenn 60 cm von dieser Garnrolle schon abgespult wären. Wie viele Zentimeter dieses Fadens werden mir noch geschenkt? 10 oder 20?  Noch mehr oder eher weniger?   Vor 11 Jahren hatte ich eine schwere Fußoperation. Ich hatte anschließend solche Schmerzen, dass die Krankenschwester in der Nachtschicht zu mir sagte:         „Herr Wache, sie müssen wieder auf die Intensiv. Sie sterben mir hier weg.“ Auf der Intensiv bekam ich mehr oder weniger im Viertelstunderhythmus Morphium. Es hat aber nicht viel genützt. Ich habe geheult und ich habe gebetet. In der Mitte des Lebens ist man doch noch nicht dran mit Sterben! Am nächsten Morgen kam der Chefarzt zu mir und meinte: „Herr Wache, sie haben Glück gehabt. Bei der Menge an Schmerzmitteln hing ihr Leben wirklich an einem dünnen Faden!“ Offensichtlich hatte der liebe Gott ein Einsehen mit mir und es