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Es werden Posts vom November, 2017 angezeigt.

Wochenblatt Kanaren zum Ende des Kirchenjahres "wie die Zeit vergeht"

Lichtblick: Du merkst nicht, wie die Zeit vergeht. Die Sonne geht auf und der Tag vergeht. Was Du heute nicht schaffen konntest, erledigst Du eben morgen.  Du merkst nicht wie die Zeit vergeht. Es sei denn, Du hast den neuen Prospekt aus dem Supermarkt in der Hand. Sonderangebote: Nicht heute, aber: „desde el jueves“. Und dann ganz billig.  Drei Tage liegen noch dazwischen. Und nach drei Tagen willst Du der Erste sein, damit das Schnäppchen Dein wird. Merkst Du, wie die Zeit vergeht? Außer im Urlaub: 7 Tage oder 10. Das ist nicht viel. Da muss viel rein: Erholung und viel sehen; Abstand gewinnen und braun werden. Und dann: das letzte Mal im Meer, bevor der Flieger abhebt. Dann merkst Du, wie die Zeit vergeht. Und wenn Du nach Jahren in den Spiegel guckst: Das Haar glänzt silbrig, die Falten kommen nicht vom Lachen. Der Speck will nicht mehr weg und das Knie schmerzt. Dann merkst Du, wie die Zeit vergeht. Die Kinder sind aus dem Haus. Was kommt jetzt? Was möchte ich noch se

Einführungspredigt zum untreuen Verwalter - Lk.16,1-9 - am 19.11.2017

Lukas 16,1-9 Liebe Gemeinde, Schön, dass Sie mich und meine Frau hier in Teneriffa und La Gomera so freundlich aufgenommen haben. Schön, dass die Kollegin aus Gran Canaria uns auch willkommen heißt. Schön, dass die EKD Führung und der Kirchenvorstand mir und meiner Frau zutrauen, gute Verwalter zu sein. Gute Verwalter der Gemeinde und ihres Vermögens, aber auch Verwalter von Gottes Wort. Was aber wäre heute los, wenn wir in den ersten drei Monaten die Spendengelder veruntreut hätten? Was wäre, wenn wir so grausam Gottesdienste gestaltet hätten, dass keiner mehr kommen mag? Ich vermute Herr Schneider hätte mich heute nicht in das Amt eingeführt, sondern er hätte mich aus dem Pfarramt rausgeworfen. Und das zu Recht! Wenn ich dann auch noch den Leuten, die der Gemeinde etwas schulden, sage würde: Komm fälsche Deinen Gemeindebeitrag, mache aus 100 nur 50, oder Du: mache aus der Gebühr für die Trauung aus 100 nur 80. Na lieber Herr Schneider? Na lieber Kirchenvorstand? Ihr würd

Predigt am 12.11.2017 - Lk.11,14-23 - Die Vertreibung des Schweigens

Liebe Gemeinde, manchmal ging mein Vater gedankenversunken und schweigend in den Garten. Wir Kinder merkten, dass etwas Schwermütiges auf meinem Vater lastete. Wenn wir die Mutter fragten, was denn los sei, bekamen wir zur Antwort: „Vati will für sich sein! Ihr dürft ihn jetzt nicht stören!“ Ich weiß nicht, was schlimmer war: Das Verstummen meines Vaters oder der Mantel des Schweigens, den unsere Mutter über solche Momente legte. Erst später bekam ich eine Ahnung, dass die Kriegserlebnisse und die russische Gefangenschaft wie ein böser und stummer Geist meinen Vater belasteten und dass meine Mutter nie in der Lage war, durch offene Gespräche den Geist des Schweigens und Verschweigens auszutreiben. Viele Jahre später fing ich als Pfarrer bei der Bundeswehr an. Ich kann mich noch an den 3.Juni 1998 erinnern, als ich meinen Antrittsbesuch beim Dekan in Hannover hatte. An diesem Tag geschah das furchtbare Zugunglück im niedersächsischen Eschede. Junge Bundeswehrsoldaten halfen beim

Mt.10,34-39 Harmonie um jeden Preis? Predigt am 4./5.November

Mt.10,34-39 Harmonie um jeden Preis? Salim kommt aus dem Iran. Er war mit einem Mal in unserer Kirche; besser angezogen als die meisten anderen Gemeindeglieder. Die Kirche und der Gottesdienst waren für ihn etwas Besonderes. Das merkte man. Jeden Sonntag war er fortan da, pünktlich und hilfsbereit und immer lächelnd höflich. Salim war Christ. Andere Iraner kamen nach. Irgendwann hatte ich eine richtige kleine iranische Gemeinde in unserer Kirche. Eines Tages sagte mir die Betreuerin von Salim, dass Salim abgeschoben werden sollte. Der Richter glaubte Salim nicht, dass er Christ sei. Er konnte ja nicht einmal das Vater Unser auf Deutsch aufsagen. Das mit dem Christentum sei vorgeschoben, um Asyl zu bekommen. Salim hatte zwar eine Taufurkunde. Die kam aber von einer ziemlich dubiosen iranischen Freikirche aus Heidelberg. Nun kenne ich zumindest einen Richter aus dem zuständigen Gericht persönlich. Deshalb führte ich mit Salim noch einmal ein Gespräch. Er erzählte mir von s