Jesu Gefangennahme Predigt am 12.März 2023

 Jesu Gefangennahme

Lukas Kapitel 22:

47 Als er aber noch redete, siehe, da kam eine Schar; und einer von den Zwölfen, der mit dem Namen Judas, ging vor ihnen her und nahte sich Jesus, um ihn zu küssen. 48 Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss? 49 Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? 50 Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. 51 Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn. 52 Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und den Ältesten, die zu ihm hergekommen waren: Ihr seid wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen ausgezogen? 53 Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt nicht Hand an mich gelegt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.

Liebe Gemeinde,

So viele Menschen kommen in dieser Schilderung des Evangelisten Lukas von der Gefangennahme Jesu vor. Um wen und was geht es da eigentlich?

 

Judas spielt am Anfang eine Rolle. 

Judas wollte ein besseres, ein gerechteres Leben für alle Menschen. Er ist deshalb einer der Jünger von Jesus geworden. Jesus sorgte immer wieder für Gerechtigkeit; er kümmerte sich um die Schwachen und Ausgestoßenen. Ja: und Jesus suchte auch den Streit mit denen, die anderen das Leben schwer machten: Den Pharisäer und Schriftgelehrten. Aber gegen die römischen Besatzer tat Jesus nichts. Im Gegenteil: Auch der Knecht eines römischen Hauptmanns wurde von Jesus geheilt. In Judas wuchs die Enttäuschung. Er wollte radikalere Veränderungen. Deshalb war er bereit, Jesus zu verraten; ausgerechnet an die, die er eigentlich bekämpfen wollte; gegen Geld. Mit einem verräterischen Kuß. Konfusion der Gedanken; Nichts ist richtig logisch. Da bleibt die Moral auf der Strecke. Judas ist kein Einzelfall. – Doch der wirre Plan geht nicht wirklich auf. Jesus kommt ihm zuvor. Er entlarvt Judas: Den Menschensohn willst Du mit einem Kuß verraten? Der wirre Verräter bekommt die Hauptrolle nicht! Gott sei Dank!

 

Die anderen Jünger spielen eine Rolle.

Kurz zuvor hatte Jesus ihnen geraten, das wenige an Hab und Gut zu verkaufen und sich dafür ein Schwert zu besorgen. Darüber wird vorsichtshalber nie gepredigt. Es ist als wollte Jesus seine Jünger ermutigen sich im Falle einer Notlage zu verteidigen, weil er es bald nicht mehr können wird. Das ist die von Christen nicht gern gehörte Absage Jesu an einen radikalen Pazifismus. Aber Waffen kosten Geld. Geld, das an anderer Stelle dann ja fehlt. Immerhin 2 Schwerter haben sie sich besorgen können, erzählt Lukas. Nun ahnen die Jünger die drohende Gefahr: Herr sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Wieso fragen sie erst? Zur Verteidigung sind sie doch gerade von Jesus aufgerufen worden. Einer der Jünger denkt: Nicht fragen! Machen! Bevor es zu spät ist! Den Knecht des Hohenpriesters erwischt er immerhin am Ohr. Doch Jesus greift ein: Lasst ab! Nicht weiter! Wahrscheinlich hätten die Jünger ohnehin mit ihren 2 Dolchen keine Chance gehabt gegen die Leibgarde der Tempelherren. Hilflos stehen sie nun da und wissen nicht was kommen wird und was sie eigentlich tun sollen. Die Unsicheren bekommen auch keine Hauptrolle.

 

Aber der verletzte Knecht hat eine Rolle. Ich finde ihn nicht sehr gescheit. Er reagiert offenbar sehr langsam. Er kann weder sich noch seinen Herrn gut verteidigen; er hört wohl die Befehle seines Herrn, die er hören soll, sonst wäre er nicht zu nachtschlafender Zeit zur Verhaftung gekommen. Für mich ist er einer von denen, die etwas hören, aber nicht verstehen. Die Blind irgendeinem Wort folgen. Wer nicht nur irgendetwas hören will, sondern tatsächlich zuhören möchte,  braucht oft mehr als ein Ohr. Es zählt auch das, was Zwischentöne hergeben. Man braucht 2 Ohren um sich zu orientieren: Was geschieht links und was geschieht rechts? Erst dann kannst Du anfangen Dir eine Meinung zu bilden. Jesus heilt das Ohr des Knechtes. Er macht den armen Tropf wieder hörfähig. Jetzt könnte der Knecht durchschauen, wozu er ge- oder missbraucht wird; könnte zuhören, was Orientierung bietet. Jetzt könnte sein Gewissen entscheiden. Soll wirklich der verhaftet werden, der sich sogar um seine Feinde sorgt? Beteilige ich mich daran oder erhebe ich Widerspruch? Die Antwort darauf erfahren wir nicht. Leider! Ich wünschte,  wachsam gewordene Knechte bekämen mehr Hauptrollen in den Geschichten dieser Welt.

 

Bei der Gefangennahme Jesu spielen die Hohenpriester, die Hauptleute und der Ältestenrat des Tempels zweifelsohne eine entscheidende Rolle. Mit Schwertern und Stangen bewaffnet wollen sie Jesus endlich festnehmen und ihm den Prozess machen. Aber sie sind feige. Sie kommen in der Nacht und meiden die Öffentlichkeit. Sie haben Angst vor den Jüngern und Jüngerinnen Jesu, vor denen, die große Hoffnungen in Jesus setzten. Schon lange hätten sie ihn verhaften können. Jesus war ja im Tempel. Wozu brauchen sie noch einen Verräter? Sie kannten doch das Gesicht von Jesus! - Vielleicht gehörten sie aber auch zu denen, die ihrem Gegenüber gar nicht ins Gesicht sehen. Diejenigen, die nicht mit sondern über andere reden; diejenigen, die sich ein Urteil nur vom Hörensagen bilden. Ja, die haben eine Hauptrolle. Wenn sie das Macht haben, dann ist es ihre Stunde. Wenn sie das sagen übernehmen, dann ist es die Macht der Finsternis. So ist das, sagt Jesus am Ende der Geschichte.

Aber es ist entscheidend, dass Jesus das sagt. Die Hohenprie-ster und Ältesten und die Hauptleute: sie mögen nun meinen, sie hätten das Zepter in der Hand. Sie lügen in ihrer Scheinhei-ligkeit, sie lassen Jesus ans Kreuz bringen; sie werden sich sonnen im Gefühl, wieder mal einen beseitigt zu haben, der ihre Sicherheit beinahe durcheinander gebracht hatte. Vielleicht sind sie aber gar nicht alle böse, sondern glauben tatsächlich, dass Religion nur nach festgelegten Regeln funktioniert. Dennoch haben sie nicht das letzte Wort.

 

Der Evangelist Lukas legt Wert darauf, dass sie gar nicht zu Wort kommen. Sie sollen und dürfen nicht auf immer die Hauptpersonen in der Geschichte bleiben. Die Hauptperson ist Jesus!

 

Er geht seinen Weg. Er betet, dass der Kelch des Todes an ihm vorrübergehen möge. Er schwitzt Schweiß und Blut vor Angst. Er hätte weglaufen können. Rechtzeitig fliehen auf die andere Seite des Jordans. Er hätte sich verteidigen lassen können von seinen nunmehr leicht bewaffneten Jüngern. Doch Jesus lässt sich fallen in unglaubliches Gottvertrauen. Unglaublich deshalb, weil ich es für mich und meine Lieben furchtbar fände, uns so widerstandslos eventuellen Gegnern auszuliefern. Ich habe es auch nicht verstanden, dass der Regimekritiker Nawalny wieder nach Russland zurückkehrt ist. In Russland erlitt er einen Giftanschlag. In Deutschland konnte er mühsam wieder geheilt werden. Dann geht er zurück und weiß, dass er noch am Flughafen in Moskau verhaftet wird und ins Arbeitslager kommt. War das klug? Klug ist für mich, wenn man die Möglichkeit zum Leben nutzt.

 

Aber auch ich bin keine Hauptperson in der Geschichte. Hier geht es nicht um das, was ich will und es geht nicht um das, was uns sinnvoll erscheint. Darum beten wir im Vater Unser: Dein Wille geschehe! Wohl wissend, wie oft wir doch lieber unserem Verstand und unseren Fähigkeiten vertrauen wollen. Nachfolge geschieht immer nur bruchstückhaft. Judesein, Christsein ist immer nur der Versuch das Leben an Gott auszurichten. Die Personen in der Geschichte von der Gefangennahme Jesu waren alles fromme Leute; alles Menschen, die Gott auf ihre Weise dienen wollten. Doch alle waren begrenzt in ihrer Sicht und in ihrem Denken. Das was ihnen richtig erschien, war dann doch falsch und manchmal ist auch das, was wir für falsch halten am Ende doch irgendwie auch richtig. Gerade der Stolperstein mit der Frage nach dem Besitz oder Gebrauch des Schwertes macht deutlich, dass hier nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden darf, was für immer richtig oder falsch ist. Nein, Jesu Weg ist nicht unser Weg. Gerade deshalb ist es aber wohl wahr, dass Jesus seinen Weg für uns gegangen ist. Sein Gottvertrauen erspart unsdas Ende am Kreuz.

Wie geht es aber mit den vielen Personen aus der Geschichte weiter? Was passiert mit uns?

Die Entscheidungen für das Leben werden uns nicht abgenommen. Handelnde bleiben wir. Wir tun jedoch gut daran, unser Handeln immer mit dem Gottvertrauen Jesu so gut es geht zu verbinden. Dann machen wir hoffentlich mehr richtig als falsch. Dazu helfe uns Gottes guter Geist! Amen!

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