Raum für Freude Predigt zu Phil.4,4-7 am 4. Advent 2022

 Ihr Lieben!

Was habt ihr heute schon Gutes erlebt?

Ein leckeres Frühstück? Jemand hat Euch ein Lächeln geschenkt?

Heute gab es noch nichts Gutes? Schlecht geschlafen? Eine üble Nachricht, die auf der Seele lastet?

Was war denn gestern gut?

Eine freundliche Begegnung? Ein Telefonat mit der Gewissheit, dass man einem anderen nicht egal ist? Oder schlichtweg die freudige Erkenntnis, dass der Tag gestern ohne feindliche Bombardierungen und ohne Naturkatatstrophe abgelaufen ist? Dass wir zu essen haben und zumindest soviel Geld, dass wir wissen: morgen werden wir auch noch genug haben!

Was war gut?

Wenn ich länger darüber nachdenke, merke ich, wieviel Gutes ich habe und geschenkt bekommen habe. Manchmal sage ich „Danke!“, oft nehme ich das Gute aber wie selbstverständlich hin. Eigentlich müsste man immer strahlen vor Freude, weil uns trotz allem Immer noch soviel Gutes umgibt.

 

Stattdessen schlafe ich manchmal schlecht. Mir kreisen dann die Gedanken ums Hirn: Was muss ich noch erledigen? Beruflich und Privat? Wie geht es mit dieser Kirchengemeinde weiter? Wieso ist die Bürokratie so ein blöder Hemmschuh? Was wird aus dem Klima? Was passiert mit der Ukraine? Wieso fährt der Autofahrer vor mir so unanständig langsam und immer zur Hälfte auf der Gegenfahrbahn? Warum ist das Fernsehprogramm so gnadenlos banal geworden? Aufregen könnte ich mich! 

 

Oft überwiegen ganz die Sorgen, das Unverständnis und vielleicht auch ganz existentielle Angst. Wie wäre es, wenn man – und ich meine damit durchaus auch mich selbst – wie wäre es also, wenn wir erst einmal überlegen, was gut läuft, was wir haben, obwohl es weltweit lange nicht selbstverständlich ist? Freude ist nicht zu befehlen und Sorgen kann man nicht einfach ausschalten. Aber wenn ich doch erst einmal erkenne, was ich Gutes erfahre und dafür dankbar bin: wie klein wird dann der Raum für die Klage und Beschwerde; ja vielleicht verschwindet sie sogar ganz hinter der unverschämten Freude über das, was gut läuft!

 

Wir Deutschen, aber nicht nur wir, sind zu einem Volk der Empörten und Entrüsteten geworden. Das ist nicht von mir. Das hat irgendein Politiker oder Journalist gerade letzte Woche so formuliert. In Freiburg soll der Verkehr unterirdisch verlaufen, damit die Innenstadt ruhiger wird und die Abgase weniger. Sofort gibt es eine Bürgerinitiative dagegen. Damit im Winter geheizt werden kann legt jetzt in Wilhelmshaven der erste LPG Tanker an. Prompt sind Demonstrationen angesagt. Das Volk der Dichter und Denker, das Volk der Tüftler und Erfinder empört sich über alles und jeden anstatt dankbar zu sein und sich zu freuen, darüber, was uns alles gelungen ist, immer noch gelingt und geschenkt wurde.

 

Der Predigttext heute beginnt mit den Worten: Freuet Euch in dem Herrn allewege und abermals sage ich: Freuet Euch! Dabei hätte es allen Grund zur Klage und zur Beschwerde gegeben: Paulus schreibt das in seinem Brief an die Gemeinde im griechischen Philippi. Er selbst sitzt in Haft. Er weiß nicht, ob er begnadigt wird oder das Todesurteil bekommt. Er hätte Grund zur Sorge und freut sich doch zunächst über die Christen und Christinnen in der Kirchengemeinde in Philippi. Dort läuft es gut. Das christliche Glaubenszeugnis ist überzeugend in Wort und Tat. Vor allem sind die Christen in Philippi nicht nur mit sich selbst beschäftigt. Sie denken auch an andere, vor allem an ihren Apostel Paulus. Dafür ist Paulus dankbar. Macht Euch weniger Sorgen um mich. Freuet Euch an dem, was gut läuft:

 

Predigttext Phil. 4,4-7

 

„4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.“ 

 

Frohe Weihnachten! Das sagt fast jede Weihnachtskarte. Floskel meistens: Lesen-wegwerfen. Ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird! Ruft der Engel den Hirten in der heiligen Nacht zu. Das war ehrlich und nicht zum wegwerfen. Die Hirten machen sich auf, um die Geschichte zu sehen, die da von den Engeln gesagt wurde.

Sich freuen können, auch wenn es dunkel um einen ist; dankbar sein, auch wenn nicht alles glänzt: Das ist manchmal gar nicht so einfach. Es gehört eine Grundeinstellung dazu. Vielleicht hat es etwas mit Erziehung zu tun? Für Paulus ist es eine Glaubenssache, eine Sache des Vertrauens in Gott: Der Herr ist nahe!

 

Allein die Tatsache, dass man auf Gott vertrauen kann, ist Grund zur Freude und zur Danksagung. Klage und Flehen schließt das nicht aus. Aber die Reihenfolge bestimmt das Glück, den inneren Frieden:

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Es mag sein, dass das Herz manchmal nicht so will wie die Vernunft und umgekehrt. Das Vertrauen in Gott schafft aber einen Frieden, der das scheinbar so unversöhnliche in mir zur Ruhe bringen kann. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus bewahren.

 

Ich denke daran, das Paulus in der Gefangenschaft war.. Wieviel dankbarer müssten wir sein, die wir nicht Verfolgung erleiden, wieviel gütiger müssten wir sein gegenüber anderen und auch gegenüber uns selbst. Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! schreibt Paulus; nicht nur gegenüber denen, mit denen wir prima klarkommen.

Es ist noch eine Woche bis Weihnachten. Sozusagen auf den letzten Drücker bekommen wir diese Anleitung zum inneren Frieden mit auf den Weg, damit Weihnachten so Platz finden kann, dass allen Menschen große Freude widerfahren kann. Ich hoffe es gelingt mir. Ich hoffe, ich kann mich freuen und dankbar sein. Ich hoffe, ich bin nicht zu nachdenklich und sorgenvoll. Ich weiß, es fängt bei mir an und dann bei dir. Und das unterscheidet uns dann sehr wohltuend von denen, die immer nur gegen alles sind, die sich als letzte Generation verstehen, obwohl sie jung sind, nicht in Gefangenschaft leben und trotzdem nur Änderungen nur von den anderen fordern. Ich werde die Klagenden und Stänkerer, die Selbstgerechten und Überheblichen nicht mit der Aufforderung des Paulus ändern. Aber ich kann den Frieden Gottes in meinem Leben spüren und darauf hoffen, dass es auf andere übergeht:

Paulus schreibt darum weiter:

 8 Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht! 9 Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.

Amen!

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