Jesus weist keinen ab! Predigt zum Totensonntag am 20.11.2022 über Joh.6,37-40

37Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage. 40Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 

Liebe Gemeinde,

Ich würde gerne mit Euch heute über das Wetter plaudern. Darüber, wie schön es hier ist mitten im Atlantik. Ich würde gerne schon etwas von den vielen Leckereien naschen, die in den Supermärkten so verführerisch auf Weihnachten hinweisen. Doch heute steht am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Gottesdienst vor der Adventszeit, ein anderes Thema im Vordergrund. Es ist der Tod! Heute ist Totensonntag. Kein leichtes Thema also! Und doch ist der Tod ein wichtiges Thema. Etwas harmloser klingen die anderen Namen dieses Sonntages: Ewigkeitssonntag oder Tag der Entschlafenen. Aber letztlich geht es um das, was uns alle miteinander verbindet: dass wir einmal sterben müssen und dass wir einmal von Menschen loslassen müssen, die uns nahestehen. Es geht also wahrlich um Leben und Tod!

Der Totensonntag und auch der Predigttext für heute ermutigen, dass wir über das sonst so unangenehme Thema ins Gespräch kommen. Nicht um in Trübnis zu versinken, sondern so, wie wir vorhin im Psalm 90 gebetet haben: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Ich bekenne: Vor dem Tod habe ich keine Angst. Wenn Jesus sagt: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen, dann will ich das gerne glauben. Wenn ich tot bin, dann bin ich gut aufgehoben bei Gott. Das glaube ich! Wie auch immer das aussehen mag. Ich lass das gerne Gottes Sache sein. 

Wenn ich auf mein Leben zurückgucke, dann hätte ich sicherlich manches anders gemacht und Fehler vermieden;  dann wäre mir auch manches erspart geblieben und da wo ich anderen weh getan habe, wäre auch ihnen einiges erspart geblieben. Das Gute ist, dass Jesus jeden der anklopft, Einlass gewährt; er fragt nicht nach Erfolg oder Schuld. Er möchte nur, dass wir ihm vertrauen. Er möchte, dass wir anklopfen. Wer mit Jesus und Gott nichts zu tun haben will, der findet auch die Tür nicht, hinter der es weiter geht. Ich vertraue: mit dem Tod ist nicht alles aus; ich weiß nicht wie das sein wird, aber das ist egal. Darum muss ich mich nicht auch noch kümmern. Deshalb habe ich keine Angst vor dem Tod.

Etwas anderes ist die Sorge um das Sterben:

Werde ich mich da geborgen fühlen?

Wird Angst oder der Schmerz über Versäumtes mich lähmen?

Werde ich Schmerzen haben?

Wird es lange dauern?

Natürlich möchte ich am liebsten -wenn es soweit ist - abends nach einem guten Glas Wein mich ins Bett legen und dann am anderen Morgen im Himmel aufwachen oder wie es Johannes schreibt: am jüngsten Tage sanft auferweckt werden. Als Pfarrer weiß ich aber leider, dass das Sterben oft ganz anders verläuft.

Es mag schwer fallen, über Sterben und Tod zu reden, aber noch quälender ist es, wenn diese Themen immer ausgeblendet werden und man sich nicht traut, Zuversicht oder Sorge auszusprechen, gerade gegenüber den Menschen, die einem doch nahe stehen.

Ich weiß noch, wie befreiend ich das empfunden habe, als meine Frau und ich ein Testament erstellt hatten. Und eine Patientenverfügung. Wir konnten Angelegenheiten besprechen und klären, anstatt uns selbst und andere im Unklaren zu lassen. Ich fand es gut, dass wir unseren Kindern gesagt hatten, wo sie die notwendigen Dokumente finden, wenn wir einmal unsere Angelegenheiten nicht mehr regeln können. Wem nützt ein Testament, wenn es irgendwo unbekannt vergraben ist? Es gibt auch Fragen, die manchmal in den offiziellen Formularen aus dem Internet nicht auftauchen: Zum Beispiel die Frage wie ich bestattet werden möchte oder wo: Urne oder Sarg? Friedhof oder Friedwald? Seebestattung oder anonym? Geht es um den letzten Willen des Verstorbenen oder um die Mitsprache derjenigen, die mit dem Tod klar kommen müssen? Auch der Glaube spielt dann eine wichtige Rolle. Für die einen ist mit dem Tod alles vorbei; Jesus sagt, dass es der Wille Gottes ist, dass nichts verloren geht, was Gott einmal geschenkt hat. Wer von Gottnnichts wissen will, für den ist es mit dem Tod aus. Für Christen heißt es aber, dass der Tod wie eine Tür ist, durch die wir eintreten können: Ohne Angst und ohne Sorge, voll Glauben, Trost und Zuversicht.

Ich bin überzeugt davon, dass solch ein Umgang mit Tod und Sterben, also Vertrauen auf ewiges Leben und ein kluger Umgang mit den zu regelbaren letzten Angelegenheiten Auswirkungen auf unser diesseitiges Leben hat. Es ist nicht egal wie wir leben, weil wir einmal vor dem stehen werden, der sich dafür interessiert, was wir aus dem geschenkten Leben gemacht haben. Es gibt nur ein Leben in Verantwortung. Alles andere wäre verantwortungslos! Und andererseits dürfen wir auch gelassen bleiben, wenn wir manches Mal richtig falsch gelegen haben mit unseren Lebensentscheidungen. Jesus wird uns nicht von der Tür abweisen. Wer das glaubt wird selig. Gott sei Dank!

 

Die Worte Jesu bewahren uns nicht vor Leid und Schmerz. Der Tod wird immer die dunklere Seite des Lebens sein. Es geht nicht immer einfach weiter. Und wenn ein lieber Mensch verstirbt, dann tut das weh. Die Worte Jesu können aber helfen, wieder Trost zu finden und den Lebensweg neu zu finden. Keiner soll verloren gehen, der oder die an Gott glaubt. Das ist wichtig, gerade wenn alles um einen herum zu versinken scheint.

Mit dieser Zuversicht und Klugheit gehen wir in die kommende Adventszeit: Advent – Ankunft – Erwartung. Wir erwarten den Gott, der Mensch geworden ist. Der geboren wurde und gelebt und gelitten hat, der sogar unschuldig und ungerecht viel zu jung gestorben ist. Jesus Christus; der aber auch durch den Tod zum Leben gefunden hat, damit wir auch leben, selbst wenn uns die Gedanken an Sterben und Tod unangenehm sind oder die Erfahrung vom Tod eines lieben Menschen traurig zurücklässt. Zuversicht und Trost sollen wir haben, weil die Tür zu Gottes Ewigkeit offensteht. Leben können wir mit aller Begrenztheit, weil uns der Himmel offen steht. Amen!

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