Predigt am 29.5.22 zu Rö.8,26-30 In der Schwachheit hilft uns der Geist Gottes

Liebe Gemeinde,

Damit wir den Predigttext von heute aus dem Brief des Paulus an die Römer besser verstehen, lasst mich eine Geschichte erzählen. Vielleicht kennt ihr sie als Buch oder habt den Film dazu gesehen.

Es geht um Mack. Er ist ein guter Vater und das will was heißen. Denn als Kind ist Mack von seinem Vater oft mißhandelt worden, vor allem wenn der mal wieder betrunken war. Mack versuchte seinen Vater deshalb zu vergiften. Irgendwann ist er von zu Hause weggelaufen. Nun aber hat Mack es gut. Mack ist glücklich verheiratet und hat 5 Kinder. Mit den drei jüngsten Kindern macht er einen Campingausflug. Zwei seiner Kinder unternehmen eine Paddeltour auf dem See am Campingplatz. Das Boot kentert als Mack gerade in seinem Wohnwagen ist. Dabei gerät der Sohn unter das Boot. Die Tochter Missy, die am Land geblieben ist, schreit um Hilfe. Mack eilt zum Wasser und springt hinein. Er rettet seine beiden Kinder. Doch als er zurück ans Ufer schwimmt, ist seine Tochter Missy verschwunden. Er sucht sie überall und findet sie doch nicht. Er ruft die Polizei. Sie finden schließlich ein Auto und in einer Hütte Kleiderfetzen von Missy. Alles deutet darauf hin, dass ein Massenmörder die Tochter in dem Zeitraum der Bootsrettung verschleppt und ermordet haben könnte. Mack ist verzweifelt. Alles um ihn herum bricht zusammen. Er will klagen, aber er findet keine Worte. Vor allem sein Glaube an Gott, sein ganzes Vertrauen ist zerbrochen. Was soll man da sagen?

 

Paulus schreibt im 8. Kapitel des Römerbriefes: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich´s gebührt…“ Paulus kennt Erfahrungen, die einem die Sprache verschlagen. Aus dem eigenen Leben und aus den Erfahrungen seiner Glaubensgeschwister weiß er, wie bitter das Leben manchmal sein kann. Paulus selbst war wegen seines Glaubens  im Gefängnis. Christen wurden verfolgt. Christen waren sich uneins, wem man eigentlich noch vertrauen könne. Paulus selbst ahnte, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Er rechnete wohl auch mit dem Tod wegen seines Glaubens. Was soll man da noch sagen? Wie oft schütteln wir angesichts von Erlebnissen oder Ereignissen den Kopf und fragen: was soll man da sagen? Gibt es noch Hoffnung? Woher soll man denn bloß den Lebensmut nehmen, wenn alles um einen zusammenzubrechen scheint? Manchmal fehlen die Worte, sogar für ein richtiges Gebet.

 

Zurück zur Geschichte von Mack:

Eines Tages findet Mack einen maschinengeschriebenen Brief in seinem Briefkasten. Es ist Winter und es liegt Schnee, aber es gibt keine Spuren im Schnee. Mack liest, dass er zu jener Hütte kommen soll, in denen man Missys Kleidung gefunden hat.  Mack macht sich auf den Weg, weil er hofft auf den Mörder seiner Tochter zu stoßen. Als er dort eintrifft und die Hütte leer ist, schlägt er alles kurz und klein. Er brüllt seinen Hass auf Gott heraus, weil Gott das Elend zugelassen hat. Frustriert will er gehen, doch da wird die Hütte verwandelt: Statt Ort des Grauens zu sein, erstrahlt die Hütte in warmem Sonnenlicht. Drei freundliche Gestalten begrüßen Mack: Eine Afroamerikanerin, ein hebräischer Handwerker und eine Asiatin. Die drei sind sehr unterschiedlich, aber trotzdem einig. Die Afroamerikanerin versorgt alle aus der Küche heraus. Der Handwerker läuft einfach über den See und die Asiatin hat eine Ausstrahlung, die alles in ein helleres Licht verwandelt. Mack erkennt allmählich, dass die Afroamerikanerin Gottvater, der hebräische Handwerker Jesus Christus und die Asiatin die heilige Geistin ist. Gott ist ganz anders als Mack es sich je vorgestellt hat. Gott hat also Mack gerufen, obwohl der mit Religion nichts mehr zu tun haben wollte. Mit Hilfe der drei sieht Mack seine Tochter im Jenseits. Mack wird nachdenklich. Er ist bereit seinem Vater zu vergeben und nach langem seelischen Kampf sogar dem Mörder seiner Tochter. Mack hatte keine Worte gefunden, aber Gott hat ihn gerufen und trotz des Leides eine neue Richtung für das Leben gegeben.

 

Der Apostel Paulus beschreibt Ähnliches. Menschen erfahren Furchtbares. Alles Vertrauen schwindet. Man ist wütend oder sprachlos. Wir können uns von Gott entfernen, aber Gott hat sich die Menschen schon ausgesucht und will ihnen helfen und nahe sein. Ich lese uns den ganzen Predigttext:

Römer 8,26 -30

26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie Gott es will.28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. 29 Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.

 

Paulus versucht (mit seinen leider sehr komplizierten Worten) den Menschen Trost zu geben, die tief verzweifelt sind. Wo scheinbar nichts mehr hilft, glaubt er an den heiligen Geist, der die Brücke zwischen Gott und Mensch wieder herstellt. Mit anderen Worten: kein Ort und keine Zeit ist so gottlos, dass es keine Hoffnung mehr gäbe. In dem Buch „die Hütte“ macht Mack diese Erfahrung. Als Gott ihn vor die Wahl stellt, im Jenseits schon mit seiner Tocher Missy vereint zu werden oder ins Diesseits zurückgehen möchte, entscheidet sich Mack für das Diesseits bei seiner Familie. Es wird nicht so wie früher. Oft werden wir nicht zustimmen, dass alles, denen die Gott lieben, zum Besten dient. Wenn ein Kind stirbt, dann wäre so ein Satz doch zynisch! Aber im Glauben an Gott lässt sich mit den schrecklichen Erfahrungen wieder leben. Darauf kommt es doch letztlich wieder an: Das wir den Lebensmut nie verlieren.

 

Das Leben ist nicht ohne Probleme und ohne Leiden. Wir leben und wir haben Verantwortung für uns und unsere Nächsten. Wir werden immer wieder herausgefordert und unser Glaube auch. Um so wichtiger ist die Erkenntnis, dass wir im Glauben an die Liebe Gottes tatsächlich Krisen überwinden können. Auch dazu schreibt Paulus in diesem denkwürdigen 8. Kapitel:

Rö.8, 37-39

37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.  38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Amen!

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