Kirche und Geld Predigt am 3.10.21 zu 2. Kor.9,6-15

 Liebe Gemeinde,

Kirche und Geld, das ist ein schwieriges Thema. Warum soll ich für meinen Glauben bezahlen? fragen viele und treten wegen der Kirchensteuer aus der Kirche aus. Und sie haben ja Recht: Für den Glauben muss und soll man nichts bezahlen. Dafür sind Kirchensteuern aber auch nicht gemacht. Beim Thema Kirche und Geld regiert oft eine machtvolle Unwissenheit und trotz aller Aufklärung ein abenteuerliches Halbwissen. Nur kurz: Die Kirchensteuer dient ja u.a. dazu, dass es Kirchen, Gotteshäuser und Versammlungsorte gibt, Pfarrer und Pfarrerinnen, überhaupt: Personal und Kirchenmusik, kirchliche Kindergärten und Altenheime, usw. (Komme mir keiner und sage, die Kosten würden ja durch die Beiträge gedeckt! Die Kommunen waren dankbar dafür, dass sie die Personal und Betriebsführung für einen kirchlichen Kindergarten ganz kostenlos z.B. mir als Pfarrer überlassen durften….) Kirchensteuern dienen aber zum Beispiel auch dazu, dass Kollekten wie durch Brot für die Welt eins zu eins beim Empfänger ankommen, weil die Verwaltungskosten nicht von Spendengeldern, sondern von Kirchensteuern beglichen werden. 

Kirche und Geld: Das Thema beschäftigt schon den Apostel Paulus: Der Apostel Paulus bittet die Christen im griechischen Korinth um eine Kollekte für die Bedürftigen in Jerusalem. Sie soll, so schreibt er zuvor wörtlich: Eine Gabe des Segens sein und nicht des Geizes!

            

Text 2.Kor.9,(5) 6-15


5So habe ich es nun für nötig angesehen, die Brüder zu ermahnen, dass sie voranzögen zu euch, um eure angekündigte Segensgabe vorher bereitzustellen, sodass sie bereitliegt als eine Gabe des Segens und nicht des Geizes.6Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. 7Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 8Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk; 9wie geschrieben steht (Ps 112,9): »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.« 10Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. 11So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Lauterkeit, die durch uns wirkt Danksagung an Gott. 12Denn der Dienst dieser Sammlung füllt nicht allein aus, woran es den Heiligen mangelt, sondern wirkt auch überschwänglich darin, dass viele Gott danken. 13Um dieses treuen Dienstes willen preisen sie Gott für euren Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und für die Lauterkeit eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen. 14Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwänglichen Gnade Gottes bei euch. 15Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!

 

Auf der einen Seite soll bei der Kollekte schon einiges zusammenkommen. Sie soll nicht von Geiz zeugen. Paulus befürchtet aber, dass die Menschen in der Gemeinde von Korinth vielleicht sagen könnten: Was gehen uns die in Jerusalem an. Arme haben wir doch auch unter uns? Oder sie könnten fragen: Wer wird uns unterstützen, wenn wir mal bedürftig sind? Oder sie sagen: Ich habe für mein Geld hart gearbeitet, warum soll ich denen etwas abgeben, die für ihren Lebensunterhalt weniger getan haben? Die Einwände, nicht spenden zu wollen oder nur ein paar Münzen zu geben, sind bis heute hinlänglich bekannt.

Paulus sagt deshalb: Ihr müsst nichts geben, Ihr müsst auch nicht viel geben; jedenfalls wenn ihr das nicht wollt oder wenn ihr euch genötigt fühlt. Eine Kollekte ist freiwillig. Sie soll das Herz des Spenders nicht verdrießen oder schlechte Laune machen. Einen fröhlichen Geber oder eine Geberin hat Gott lieb!

Damit sagt Paulus: Kirche und Geld haben eben doch etwas mit dem Glauben zu tun. Glaube ist eine Sache des Herzens aber eben auch des Miteinanders. Glauben ohne Hilfe für andere geht nicht. Und dabei soll keiner Angst um die Exis-tenz bekommen. Gott kann machen, dass alle Gnade unter Euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk!

Anders gesagt: Gott gibt unendlich viel. Ihr werdet durch eine Kollekte nicht wirklich arm und habt sogar immer noch Mög-lichkeiten, über diese Kollekte hinaus Gutes zu tun. Wenn man anderen etwas gibt, dann ist das ein Stück Gottesdienst. Gott loben, weil wir in vielem reichlich beschenkt sind.

            Wir hören diese Aufforderung zu spenden am Tag der deutschen Einheit, dem 3.Oktober. Der Tag, an dem vor 31 Jahren der Einigungsvertrag zwischen Ost und Westdeutsch-land unterzeichnet wurde. Dieser Tag ist auch mit dem Solidarpakt und dem Solidaritätszuschlag verbunden. Eine Zwangsabgabe, mittlerweile für viele nicht mehr eine Herzensgabe. Auch ich denke manchmal: was haben wir da gesät und was haben wir geerntet? Was haben wir alles gehofft und wieviel Enttäuschung gefühlt? In Ost und in west?

Heute ist zusätzlich auch Erntedanktag. Wir sollen uns bei allen berechtigten oder unberechtigten Sorgen auch daran er-innern, dass uns ganz viel gegeben ist: die Ernte der Landwir-te, aber auch eigenes Können, und zumindest in weiten Teilen Europas ein Leben im Frieden. All das haben wir mit zu verantworten aber nicht selber geschaffen. Wenn Paulus schreibt, dass Gottes Gnade unter uns reichlich ist, können wir das doch im wesentlichen baus eigener Erfahrung bestä-tigen: Der Soli nervt zwar, aber er hat uns nicht arm gemacht; die Ausländerproblematik ist zwar ständig gegenwärtig, aber uns ist es dadurch nicht schlechter ergangen. Wir leben in Europa so gut, dass Europa zur großen Hoffnung und Sehn-sucht wird für die, die keine Chance mehr sehen für eine eigene Zukunft. Alle die Angst und Hass schüren, weil angeb-lich alles schlechter wird, die sollten doch heute einmal inne-halten und Dankbarkeit üben für das, was uns am Leben erhält, sogar an einem guten Leben. Es ist Zeit für Erntedank, nicht nur heute!

Freilich: es gibt auch die, die unter die Räder kommen: Schwierige Familienverhältnisse, schlechte Bildung, zu kleine Renten. Menschen die sich in unserem System nicht zurecht finden. Das soll nicht klein geredet werden. Armut und Not gibt es. Paulus traut den Christen bis heute zu, dass sie gerne etwas von dem abgeben, was sie haben, weil ihnen daran liegt zu helfen, weil sie dankbar sind, dass sie selber dazu beitragen können, Not zu lindern.

Der Kabarettist und Arzt Eckhardt von Hirschhausen hat einmal empfohlen, ab und an eine Münze auf der Straße liegen zu lassen. Denn wer eine Münze findet und sei sie noch so wenig wert, wird sich überschwänglich wegen dieser Münze freuen. So kann man mit wenig viel Freude säen.

Weil wir heute Erntedanktag haben, fällt mir noch ein, dass ein Bauer ohne Probleme eine Kartoffel in die Erde steckt, anstatt sie für sich zu behalten. Er weiß dass 120 Tage später geerntet werden kann, weil die eine Kartoffel, die er geopfert hat, etliche andere Knollen hervorgebracht hat. Das meint Paulus, wenn er sagt: Wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Amen!

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