Die Hochzeit zu Kana Predigt am 17.1.2021 zu Joh.2,1-11

 Liebe Gemeinde,

Von unseren Enkeln bekam ich, als sie noch klein waren, den Titel „Opa Magier“. Sie mussten ja ihre Opas irgendwie unterscheiden. „Opa, zauber noch mal!“ sagten sie und dann warf z.B. ich eine Münze in die Luft, die dann in meiner Hand verschwand, bevor ich sie schließlich hinter dem Ohr eines der Kinder hervorholte. Das hatte gereicht um den - wie ich finde - schönen Titel "Opa Magier" von den Kindern zu bekommen. Wirklich Zaubern, Wunder vollbringen aber kann ich nicht. Ich habe z.B. nie verstanden, wie jemand in einem Kasten durchgesägt wird und anschließend wohlbehalten wieder auf die Bühne kommt. Alles eine Sache der Übung und der Illusion, sagt man. Jesus geht auf dem Wasser, Kranke werden geheilt und Wasser wird zu Wein. Übung? Illusion? Ich wüsste schon gern, wie das geht.


Anderes Beispiel:

„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“, sang Zara Leander 1942. Dann werden tausend Märchen wahr. Du bist mir ferne und doch nicht fern…“ Zarah Leander glaubte zumindest in dem Lied an das Wunder, dass die Männer aus dem Krieg zurückkommen würden und dann die große Liebe von Mann und Frau auch gelebt werden könne. Keine Illusion, sondern eine echte Hoffnung. Für meinen Onkel Paul ist dieses Wunder aber nicht eingetreten. Er blieb irgendwo auf dem Schlachtfeld im Osten. Wunder kann man nicht bestellen. - „Opa, zauber noch mal!“, „Gott, mach ein Wunder!“ Wunder geschehen nicht auf unseren Befehl. Und doch pilgern Menschen zu heiligen Orten, hoffen auf Heilung oder ein anderes Wunder und manche berichten auch, wie ihnen Wunderbares widerfahren ist. Pilgerorte sind wohl weniger Orte mit dem Anspruch auf Wunder. Sie beinhalten weniger Zauber, sondern sind statt dessen Zeichen von Gottes Nähe und der Hoffnung für Lebenssituationen, die der Glaube nährt.

 

Darum geht es auch in dem heutigen Predigttext. Gerade noch hat Jesus seine Jüngerschar berufen, da gibt es eine Hochzeit in Kana. Jesus, seine Mutter Maria und die Jünger sind auch eingeladen. Maria merkt, dass auf der Hochzeit, dem Fest der Liebe, der Wein ausgeht. Die Leute würden dann wahrscheinlich vorzeitig nach Hause gehen.  Sie sagt es Jesus, ihrem Sohn. Sie sagt es nicht wörtlich, aber offenbar denkt sie: „Jesus, zauber mal! Du kannst das! Vollbringe irgendetwas, damit es den Leuten gut geht. Ich weiß, Du kannst Wunder geschehen lassen!“

 

Aber Jesus reagiert scharf: „Was habe ich mit Dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen!“ Andere hätten vielleicht beleidigt reagiert, aber Maria sagt zu den Dienern nur: „Was er Euch sagt, dass tut!“ Sie glaubt daran, dass Jesus die Menschen nicht alleine lassen wird. Es wird ein Wunder geschehn, ein Zauber, ein gutes Wort, egal was, aber die Zuversicht wird siegen!

 

Und dann lässt Jesus in 6 Krüge von je etwa 90 Litern Wasser füllen. „Bringt das dem Speisemeister!“ ich kann mir vorstellen, dass die Diener, gedacht haben: „Wir verlieren unseren Job, wenn wir dem Speisemeister jetzt 540 Liter Wasser statt Wein präsentieren.“ Aber aus dem Wasser ist Wein geworden, guter sogar! Wir erfahren nicht, wie Jesus das gemacht hat. Keiner bekommt das Wunder so richtig mit. Aber es bleibt keine Illusion. Der Speisemeister wundert sich nur darüber, dass der gute Wein, anders als sonst, bis zum Schluss zurückgehalten worden ist.

 

Wir hören, dass das Weinwunder von Kana das erste Zeichen Jesu gewesen ist. Ein Zeichen dafür, dass das Fest des Lebens, das Fest der Liebe weitergeht. Ein Zeichen dafür, dass Hoff-nung nicht sterben darf, so grausam manchmal das Leben auch spielt. Und diese Hoffnung ist wie gesagt keine Illusion, kein billiger Trick; nichts was wir durch genügend Übung erreichen könnten. der Glaube an Gott und seine Menschwerdung in Jesus Christus ist keine Angelegenheit alleine für Kinder. Wir dürfen keine Wunder erwarten, aber wir dürfen auf Wunder und Zeichen hoffen. Wie furchtbar wäre es, wenn wir nur die Gewissheit hätten, dass uns einmal der Lebensatem ausgeht? Wir furchtbar wäre es, wenn wir glaubten, dass Gewalt und Not immer das letzte Wort hätten? Wir Christen sind zur Hoffnung berufen. Wir sind die Diener, die das zu tun versuchen, was Jesus uns sagt. Wir bringen manchmal nur Wasser, aber immerhin das. Wir sagen nicht: Was soll der Quatsch? Wir verschränken nicht die Arme und sehen zu, wie die Ressourcen ausgehen. Wenn Menschen auf Gott vertrauen, dann können manchmal tatsächlich Wunder geschehen, denn damals in Kana hat Jesus ja erst sein erstes Zeichen von Gottes Gegenwart in der Welt gegeben. Warum sollte Gott heute keine Wunder mehr können?

 

Wir zählen gerade die Sonntage nach Epiphanias. Epiphanias ist das Erscheinungsfest. Jesus offenbart sich den Fremden aus dem Morgenland. Die Menschwerdung Gottes kann die ganze Welt erfahren. Gott für alle Menschen. Es werden Zeichen und Wunder geschehen. Wir können das Leben feiern und uns in Liebe und Hoffnung, voller Glaubenszuversicht begegnen. Vielleicht ist das das größte Wunder, wenn wir versuchen, trotz aller unterschiedlichen Ansichten miteinander zu leben und einander zu respektieren. Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn.

Amen!

 

PS:

Und dann las ich noch dieses:

Eine Nonne will mit dem Auto über die schweizer Grenze. Der Zöllner fragt die Nonne: „Haben sie was zu verzollen?“ Die Nonne sagt: „Nein!“ Darauf der Zöllner: „Und was haben sie im Kofferraum?“ „Wasser!“ sagt die Nonne. „Ich darf mal nachschauen!“ erwidert der Zöllner etwas strenger. Er öffnet den Kofferraum und da stehen tatsächlich nur viele Wasser-flaschen drin. Der Zöllner öffnet eine Flasche und riecht daran. „Aber das ist ja Schnaps!“ Darauf die Nonne: „Oh schon wieder ein Wunder!“

(Gottesdienst hat auch die Aufgabe, immer etwas gelöster nach Hause zu gehen, als man gekommen ist….)

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