Was bedeutet die Auferstehung der Toten? Predigt zum Totensonntag zu 1. Kor.15,35-44

 Ihr Lieben!

Einmal im Jahr bin ich mit meiner Grundschulklasse auf den Friedhof gegangen. Er lag direkt zwischen Kirche und Schulgebäude. Einmal im Jahr also behandelten wir das Thema „Tod“. Die meisten Kinder machten immer einen möglichst großen Bogen um den Friedhof. Und auch wir Erwachsenen machen um das Thema „Tod“ ja oft einen großen Bogen. Aber einmal im Jahr muss das zumindest sein. Heute, am Totensonntag, muss das sein.

Die Kinder fanden den Gang über den Friedhof zunächst unheimlich. „Nachts würde ich nie hier rübergehen!“ sagte einer. „Da flackern die Kerzen auf den Gräbern…“ Aus Toten werden Geister…

Nun, wir waren ja tagsüber dort. Die Schüler und Schülerinnen sollten Symbole auf den Grabsteinen abmalen:

 

(Bilder einblenden)

Oft war auf einem Grabstein ein Kreuz zu sehen.

Manchmal eine Feder.

Mal ein Herz.

Mal eine Taube

Mal ein Stein oder ein Kreuz mit Licht aus dem Hintergrund

Mal eine Kornähre

Oder wie hier ein Weg, der keine Sackgasse ist, sondern zu einer Tür führt…

 

Das alles sind Symbole, sind Bilder des Glaubens. Ein Glaube, der die Hoffnung nährt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Im Unterrichtsgespräch im Klassenzimmer gab es eine ganze Reihe Ideen und Fragen, wie das denn mit dem Leben nach dem Tod weitergehen würde:

-        Werde ich meine Oma wiedersehen?

-        Werde ich dort mein Kaninchen wieder treffen?

-        Wird man dann in einem anderen Körper wiedergeboren?

-        Vielleicht sogar in einem Tier?

-        Lebt man dann als Geist?

-        Ist man nach dem Tod auf einer Wolke oder im Weltall?

Seit Menschen leben, gibt es Gedanken, was wohl nach dem Tod kommt. Der Verstand sieht die Vergänglichkeit des Körpers. Wir haben einen vergänglichen Körper. Mit dem Tod ist es aus. Irgendwann, so heißt es, erinnert sich keiner mehr an Dich; dann spielt es auch keine Rolle ob oder wie Du gelebt hast. „Lasst und Essen und Trinken, denn morgen sind wir Tod!“ Diese Lebenseinstellung hat schon der Prophet Jesaja kennengelernt. Da gibt es Genuss für den Augenblick, aber keine Hoffnung, kein Trost.

Die Religionen dieser Welt geben Menschen dagegen Hoffnung und Trost. Irgendetwas kommt nach dem Tod. Ist der Gedanke an ein Leben nach dem Tod ein menschliches Wunschdenken?

 

Vielleicht und das wäre ja noch nicht einmal schlecht! Wir Christen haben jedoch einen anderen Anlass an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Im Glaubensbekenntnis bringen wir das zur Sprache:

Ich glaube an Jesus Christus…

Gestorben und begraben…
Am dritten Tage auferstanden von den Toten.

Der Glaube an die Auferstehung mag diffus erscheinen, aber es gibt eine Basis jenseits unserer eigenen Wünsche. So unterschiedlich die Evangelien vom Leben Jesu erzählen, so sehr sind sie sich in einem Punkte einig: Jesus Christus ist drei Tage nach der Kreuzigung vom Tode auferstanden und hat sich seinen Freunden gezeigt. Der Gedanke an ein Leben nach dem Tod ist für Christen nicht beliebig austauschbar: Wir werden nicht wiedergeboren in einem anderen Wesen, wir werden auch nicht als verdammte Gespenster nachts mit den Ketten rasseln und über den Friedhof geistern. Meine Schüler haben folgerichtig gefragt: Wie werden wir denn nach dem Tod auferstehen? In welchem Körper?

Im heutigen Predigttext aus dem 1. Korintherbrief geht Paulus genau dieser Frage nach. Und weil unsere Sprache nicht das Jenseits entdeckt hat, benutzen wir Bilder, um die Auferstehung zu beschreiben:

Die Feder, die die Seele beschreibt;
das Herz, das uns in der Liebe bleiben lässt;

Die Taube, die uns in der Taufe zuruft: Gott ist bei Dir allezeit;
Das Licht, dass uns im Sterben den Weg zeigt;

Der Weg, der auch am Ende noch eine Tür kennt…

 

Auch der Apostel gebraucht ein Bild. Doch hört selbst:

1.Kor.15,35-44:


Der neue Leib bei der Auferstehung35 Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? 36 Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. 38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. 39 Nicht alles Fleisch ist das gleiche Fleisch, sondern ein anderes Fleisch haben die Menschen, ein anderes das Vieh, ein anderes die Vögel, ein anderes die Fische. 40 Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. 41 Einen andern Glanz hat die Sonne, einen andern Glanz hat der Mond, einen andern Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch seinen Glanz. 42 So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.

 

Wir werden also verwandelt werden. Ins Leben werden wir geworfen wie ein Saatkorn. Die einen haben bessere Bedingungen und die anderen schlechtere. Die einen können prächtig wachsen und haben reiche Frucht und die anderen mickern dahin. Muss das so sein? Ist das der Lauf der Natur? Die Darwinisten sagen: Der stärkere setzt sich eben durch. Doch da müssen Christen widersprechen. Wir sind eben nicht nur ein Stück Natur. Wir unterscheiden uns von Tieren oder Pflanzen, weil wir empfinden können, weil wir vergeben können, weil wir glauben dürfen. Menschen haben eine Seele und ein Gewissen. Darum ist es nicht egal, wie Menschen an unserer Seite leben oder dahin kümmern. Christus hat es vorgemacht.

 

Deshalb ist für Christen die Auferstehung auch nicht ein billiger Trost. Im Glaubensbekenntnis sagen wir ja auch:

Ich glaube an Jesus Christus, auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, zu richten, die Lebenden und die Toten. Die Auferstehung gibt es nicht zum Supersonderpreis! Es ist nicht egal wie wir leben und was wir auf dieser Erde für Spuren hinterlassen.

 

Deshalb reden wir auch so ungern über den Tod, besprechen die Patientenverfügung oder das Testament nicht mit unseren Angehörigen. Dabei wissen wir nicht, wieviel Zeit uns bleibt. Wieviel Zeit, um die Pläne und Wünsche zu erfüllen, oder um Vergebung zu bitten oder neu das Leben zu wagen. Man könnte dabei verzweifeln. Christen setzen der Trauer und Trostlosigkeit des Totensonntags einen anderen Begriff entgegen: Totensonntag ist auch Ewigkeitssonntag. Als Christen und Christinnen dürfen wir glauben und mitsprechen:

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die Heilige christliche Kirche;

Gemeinschaft der Heiligen und die Vergebung der Sünden.

Ohne Hölle und ohne Fegefeuer, ohne Angst und Zwang; auch im Angesicht des Todes getragen von viel Zuversicht und Gelassenheit an ein ewiges Leben, verwandelt, ohne Leid.

 

Mit diesem Glauben an ein Leben nach dem Tod zeichnet die Bibel ganz am Ende ein wunderbares Bild:

 

Offenbarung 21


1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

Amen!


Es folgt das Glaubensbekenntnis...

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