Erntedankgottesdienst am 4.10.2020 zu Mk. 8,1-9 : "Mit wenig viel bewirken!"

 Gottesdienst am 4.10.2020 Erntedank

 

Vorspiel

Votum

 

Lied                503,1+7+8      Geh aus mein Herz

Psalm 147,1-11

Ehr sei dem Vater

 

Gebet

Lesung: 5.Mose,8,7-18

Glaubensbekenntnis

 

Lied                508,1-3           Wir pflügen und wir streuen

Predigt: Mk.8,1-9

Lied                NL 2               Aus den Dörfern und aus Städten

 

Abkündigungen

Fürbitte

Vater Unser

 

Lied:               NL 61             Jesus Christus segne Dich 

 

Segen

 


Markusevangelium Kapitel 8: Die Speisung der Viertausend

1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen:

 

2 Mich jammert das Volk, denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen.

 

3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen.

 

4 Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Einöde, dass wir sie sättigen?

 

5 Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.

 

6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.

 

7 Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen.

 

8 Und sie aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll.

 

9 Es waren aber etwa viertausend; und er ließ sie gehen.


 

Liebe Gemeinde,

Meistens kochen wir zuhause selber. Manchmal gehen wir auch Essen. Ab und an werden wir zum Essen eingeladen. Das ist alles ganz nett. Was ich aber am liebsten mag, ist, wenn wir uns mit Leuten verabreden und jeder und jede bringt irgendetwas mit. Der eine hat Salat dabei, der andere frisches Brot, jemand hat Frikadellen mitgebracht und mit einem Mal kreist auch die Flasche Wein in der fröhlichen Runde. Das ist schön, weil: Erstens weiß man nicht, welche Leckereien einen da am Tisch erwarten. Und zweitens macht es einfach Spaß miteinander zu teilen. Wenn jemand gar nichts mitbringt und trotzdem fleißig zugreift, gibt es zwar einen Stich in das Gerechtigkeitsempfinden, aber was soll´s? Das Gemeinschaftserlebnis ist schön! Da übersieht man auch manches Ungleichgewicht. Und sonderbarer weise bleibt meistens vom Essen etwas übrig. Zum Ende eines Picknicks gibt es meistens den Satz: „wer will noch? Dann muss ich nichts mit nach Hause nehmen!“

Daran muss ich denken, wenn ich die Geschichte von der Speisung der Viertausend lese. (wenige Kapitel zuvor sind es übrigens sogar in einer fast identischen Erzählung 5000) Da kommen 4000 Leute zusammen, um Jesus zuzuhören. Drei Tage sind sie schon da und keiner ist auf die Idee gekommen, etwas zum Essen oder zum Trinken mitzubringen? Wie töricht ist das denn?

Doch Jesus macht keinen Vorwurf. Im Gegenteil: „Es jammert ihn.“ berichtet das Markusevangelium. Ja, wenn die Menschen alle wieder nach Hause ziehen würden, dann würden einige „auf dem Weg sogar verschmachten.“ Die Jünger fühlen sich gleich verantwortlich und überlegen: "Woher nehmen wir hier in der Einöde soviel Brot, dass alle gesättigt werden können!" Darum hat Jesus sie gar nicht gebeten und auch die Menschenmenge stellt offenbar keine Forderungen. Dass sie sich so verantwortlich fühlen, spricht für sie. (auch wenn die Jünger sonst oft im Evangelium schlecht wegkommen, weil sie angeblich so schwer von Begriff sind.…). Andererseits scheinen sie mit der Verantwortung auch völlig überfordert. "Jesus, wie sollen wir die alle satt kriegen?" Vielleicht hoffen sie auf ein Wunder? So wie Mose einst für sein Volk in der Wüste um essen gebeten hatte und es dann Wachteln regnete? 

Es kommt anders: Jesus fragt sie: "Wieviele Brote habt ihr?" Antwort: 7 Stück! Das ist für 12 Jünger plus Jesus vielleicht ausreichend, aber für 4000? Jeder weiß, dass das nicht für alle reichen kann. Wenn wir heute im Gottesdienst für die Armenfürsorge der Nonnen von Vilaflor sammeln, dann wissen wir auch, dass wir nur einen kleinen Beitrag leisten um die Not zu lindern. Das reicht aber nicht, um die Wirtschaftslage hier nachhaltig zu verbessern und die Not vieler Menschen, die normalerweise im Tourismus Geld verdienen würden, zu beseitigen. Oder: Wenn wir aus Umweltbewusstsein ein Elektroauto kaufen würden, dann wäre das auch nur eine kleine, aber wohl nicht mal messbare Verbesserung des Klimaproblems auf dieser Erde. Und wenn wir weniger, dafür besseres Fleisch essen würden, gäbe es trotzdem die billige Massenproduktion z.B. für den Export nach China. Wer anfängt, wie die Jünger nachzuzählen, wird immer zu wenig haben für die großen Probleme der Menschheit.

Darum macht Jesus es hier anders: Er lädt zum Picknick ein. Setzt Euch, sagt er! Wir teilen das, was wir haben. Die sieben Brote und die paar Fische, die auch noch da sind. Keine Stimme ist zu hören, die deswegen meckert. Keiner sagt, das geht doch nicht. Niemand kommt auf die Idee zu sagen: Das haben wir noch nie so gemacht. Wir erfahren nicht, wie es funktioniert hat, nur dieses: Sie aßen und wurden alle satt. Am Ende blieb sogar noch sehr viel übrig. Vielleicht haben die Jünger auch, wie bei meinen Picknickerfahrungen gesagt: wer will noch, dann müssen wir nichts mehr mit nach Hause nehmen. 

Etwas wundersames liegt ohne Zweifel in dieser Geschichte. Aber es geht hier mehr noch als um das Sättigungswunder um die Erfahrung von teilender Gemeinschaft. Der Evangelist Markus erzählt die Geschichte ja, um seiner Gemeinde etwas aufzuzeigen: Die Gemeinde der Christen besteht aus relativ wenigen Leuten, die Verantwortung übernehmen. Es gibt aber eine Menge Menschen, die die Sehnsucht nach einem Stück Himmel auf Erden in sich tragen. Wie kann man dieser Sehnsucht ein Ziel geben? Der mit Erntegaben geschmückte Altar ist heute so ein Zeichen für den Himmel auf Erden. Mit wenigem stellen wir viel da. In Gottes Schöpfung gibt es viel und Leckeres zu ernten. Genauso soll es die Kirche sein. Menschen, die Besitz haben und die die ohne Besitz sind, ermöglichen im Namen Jesu Gemeinschaft. Es müssen ja nicht 7 Millionen sein, die man da für andere investiert. Sieben Brote sind offenbar auch schon viel. Menschen, die Zeit haben setzen sich für die ein, die keine Zeit haben. Es muss ja nicht jeder von sieben Wochentagen sein, den man in der Gemeinde mitarbeitet. Manchmal können schon 7 Minuten viel bewirken. Ich glaube, es geht Jesus darum, dass wir bei Problemen nicht sagen: „Das geht nicht! Wir schaffen das nicht! Wir sind zu wenig oder wir haben nicht genug!“ Das sagen Menschen, die vor allem zählen, was sie haben. „Wir schaffen das!“, sagen dagegen Menschen, die einen guten Glauben in sich spüren.

 

Lasst mich noch ein Erlebnis schildern, was mir aus meiner Zeit als Militärpfarrer tief im Gedächtnis geblieben ist:

Ich sollte einen Gottesdienst mit etwa 40 Offizieranwärtern feiern, die eine Woche lang in den bayrischen Alpen mit ganz wenig Essen auskommen mussten und dabei Höchstleistungen vollbrachten. Am Ende gab es eine 24 Stundenübung. Die jungen Männer und Frauen mussten sich gemeinsam durch Flüsse und steile Schluchten durchschlagen. Vor dieser letzten Übung also feierte ich mit den schon hungrigen Soldaten Gottesdienst. Ich ließ in einer Bäckerei ein großes rundes flaches Brot backen. Nichts zum satt werden für alle, aber immerhin ein Brot mit großem Symbolwert. Wir feierten Abendmahl und ich sprach den Segen über das Brot, teilte es in zwei Hälften und ließ es in der Runde herumgeben. Jeder brach sich etwas ab. Es war sehr still. Am Ende blieb tatsächlich noch eine ganze Menge übrig. Jemand fragte, ob man nicht noch ein bisschen Brot für den Nachtmarsch haben könne. Na klar…solange es Eure Ausbilder nicht sehen…

In der Nacht traf ich die jungen Soldaten bei der Durchquerung eines Flusses wieder. Sie sagten mir, dass der Gottesdienst so toll gewesen sei. Und sie sagten mir, dass sie die Brotreste alle gerecht untereinander aufgeteilt hätten. Ich weiß nicht, ob sie nun alle brave Kirchgänger geworden sind. Wohl eher nicht. Aber für einen Moment haben sie offenbar gespürt, was die Gemeinschaft im Namen Jesu Christi bedeutet.

 

Ich wünsche uns solche Erfahrungen ob mit Brot oder ohne, in denen wir merken, dass wir mit kleinen Dingen erleben und zeigen können, welch große Dinge möglich sind..

Amen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adios!

Regenbogen-Noah und wir. kurze Predigt zu 1.Mose 8,18-9,17

Lukas 21,25-33 Gegen den Weltuntergang