Der Grund meines Glaubens... Predigt zu 1. Kor.3,5-17 am 30. August 2020

 Ihr Lieben!

 

Wie kommt man zum christlichen Glauben? Meistens sind es bestimmte Menschen, die uns mit dem Glauben und der Kirche in Kontakt gebracht haben. (sagt eine Studie.) Ich habe noch die Menschen vor Augen, die früher mit uns Kindergot-tesdienst gemacht hatten. Ich weiß nicht mehr, was wir da gemacht hatten, aber an die liebevolle Art der Kindergottes-dienstmitarbeitenden kann ich mich erinnern. – Ich habe auch immer noch freundschaftlichen Kontakt zu dem Pfarrerehepaar, die mit uns damals Jugendarbeit gemacht haben.  Meine alte Heimat-kirchengemeinde war groß; wir hatten 4 Pfarrer und einen Diakon, 2 Kirchenmusiker… Mich haben nicht alle 4 Pfarrer fasziniert. Neben meinem Freund aus der Jugendarbeit fand ich einige sterbenslangweilig, einen sogar arrogant und der Diakon war so streng fromm, dass mir das unheimlich vorkam. Überhaupt gab es Gruppierungen, die sich wegen der unterschiedlichen Frömmigkeit alles andere als wohl gesonnen waren.

 

So war das wohl auch in Korinth vor 2000 Jahren. Der Apostel Paulus hatte die Gemeinde einst gegründet. Er war es, der die Menschen dort mit dem christlichen Glauben in Berührung gebracht hatte. Offenbar war er so prägend, dass sich eine Kirchengemeinde gebildet hatte. Es gab aber auch andere Personen, die Menschen in der Korinther Kirchengemeinde geprägt hatten. Im Predigttext hören wir z.B. von Apollos. Er predigte anders als Paulus. Apollos kannte offenbar nicht einmal die Taufe auf den Namen Jesu Christi. In jedem Fall gab es nun Leute, die folgten eher dem Apostel Paulus und andere eher dem Apollos. Auch hier gab es also Gruppie-rungen, die sich auf einzelne Personen bezogen. Nach meinen Erfahrungen ist das in der Kirche heute oft nicht anders.

 

Doch so ein personenbezogener Glaube ist gefährlich! schreibt der Apostel Paulus im Korintherbrief. Der Glaube gründet nicht in den Personen, die uns zum Glauben gebracht haben: 

 

Predigttext 1. Kor. 3,5-11

 

Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: 6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. 7 So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. 8 Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. 9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

 

Die Basis unseres Glaubens ist Jesus Christus. Das wird keiner ernsthaft bestreiten wollen, doch was heißt das genau?

 

Für mich bedeutet das zum einen: Gott ist Mensch geworden. Diese Erde ist nicht gottlos und auch nicht die Menschen, die darauf leben, auch wenn es manchmal anders scheint. Gott ist diese Erde mit uns Menschen nicht egal. Wenn ich das glaube, dann hat das Auswirkungen auf mein Denken und Handeln.

 

Zum Zweiten: Jesus ist gekreuzigt und auferstanden. Das ist zwar nicht logisch nachvollziehbar aber der wesentliche Punkt des Christentums. Ich hoffe sehr, dass dieser wesentliche Punkt mir nie abhanden kommt. Ich habe keine Angst vor dem Tod, weil ich daran glaube, dass nach diesem Leben nicht alles aus ist. Vielleicht habe ich Sorge vor einem qualvollen Sterben, aber keine Angst vor dem Tod.

 

Noch ein dritter Baustein liegt im christlichen Glaubensfundament: Vergebung. Wie oft habe ich Fehler in meinem Leben gemacht? Manche sind vergessen, manche kann ich mir selber immer noch nicht verzeihen. Aber Gott kann. Das hilft, um immer wieder aufzustehen; neue und bessere Wege zu erforschen. Und weil ich daran glaube, dass Gott mir vergibt, versuche ich es auch bei denen, die mir wehgetan haben. Manchmal klappt es damit ganz gut. Manchmal leider auch nicht.

 

In seinem Schreiben an die Korinther fügt Paulus aber noch zwei wichtige Bausteine hinzu:

Der Grund des Glaubens ist schon gelegt. Er hat mit mir oder dem, was ich für richtig oder falsch halte, gar nichts zu tun. Ich baue mir meinen Glauben nicht selber zurecht, wie es gerade passt, sondern ich muss mir immer wieder klarmachen, was uns die Bibel über Jesus Christus berichtet. Dazu braucht es auch andere Menschen. Wenn ich höre, was sie sagen, wenn ich fühle, was sie bewegt, wenn ich merke, dass auch sie mir zuhören und mit mir fühlen, wenn wir gemeinsam danach fragen, was uns im Glauben und im Leben trägt, dann erfahre ich auch, was da als Fundament schon bereitet ist.

 

Wir nennen das Gemeindeleben. Paulus sagt: 

16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17 Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.

Er sagt das den Korinthern, die so zerstritten leben und die ständig Gefahr laufen, Personen auf den Thron der Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit zu setzen, die sich oft den Glauben selber zurecht schustern. Ihr und Wir sind heilig, nicht wegen unseres Verhaltens, sondern weil Gott uns zutraut seine Heiligen zu sein. Ich glaube, daran sollten wir uns tatsächlich öfter erinnern lassen.

 

Gerade in dieser verrückten Coronakrise ist das wichtig. Es kommt nicht darauf an, was wir selber glauben oder gerade für richtig oder falsch halten; Welchem Experten wir glauben schenken oder wen wir zum Teufel jagen wollen. Es kommt darauf an, dass wir uns wie die Heiligen Gottes verhalten: Rücksicht nehmen, aufeinander achten, auch wenn es manchmal unbequem ist. Vieles, was uns bisher gerade im Kirchenleben wichtig und unverzichtbar war, können wir gerade nicht praktizieren: Lauthals singen; sich in den Arm nehmen; oder wie früher Abendmahl feiern. Wer weiß, was noch kommt?

 

Der Glaube gründet in Jesus Christus. Gott ist Mensch geworden, weil Gott diese Erde nicht im Stich lässt. Vieles wird durch Corona anders werden. Einiges wird nicht mehr so gehen, wie bisher - aber vielleicht kommt Neues hinzu? Die Kirche hat immer wieder auf bestimmte Krisen reagieren müssen und ihre Gestalt verändert. Die Basis bleibt. Denn der Grundstein ist gelegt in Jesus Christus. Daran will ich glauben und ich will es mit Euch glauben und danach handeln. Amen!

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