Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid

Gottesdienst 2. S. n. Trinitatis 21.6.

Folie 1                         Willkommen
Stick                            Glocken
Stick                            Vorspiel

Folie 2 Lied                 Er weckt mich alle Morgen,1-3                                 (452)/Fußn.40
            
Folie 3                         Psalm 36,6-10
Folie 4                         Ehr sei dem Vater

            Gebet

            Lesung            Jes.55,1-5

Folie 5                         Glaubensbekenntnis

Folie 6 Lied                 Komm sag es allen weiter (EG 225)

            Predigt                        Mt.11,25-30

Folie 7 Lied                 Nada te turbe (EG  574) /(73BKT)

            Fürbitte Vater Unser
            Segen

Stick    Nachspiel









Liebe Gemeinde,
Ich muss noch einkaufen!
Ich muss noch putzen!
Ich muss nochmal telefonieren!
Ich muss noch was erledigen….
            Wer kennt das nicht: Dieses „eben-nochmal-etwas-      machen-müssen“
             
Du musst nicht so empfindlich sein!
Du darfst Dir das nicht gefallen lassen!
Du musst auch mal an die anderen denken!
Das darfst Du so nicht sagen!
            Wer kennt das nicht: Das andere einem sagen, wie man zu sein hat, was muss und nicht sein darf.

Du musst Sonntags in die Kirche.
Du musst zweimal im Jahr zur Beichte.
Die liturgischen Farben müssen stimmen.
            Auch in der Religion gibt es Dinge, die man machen
            muss oder die nicht sein dürfen!

Du musst immer aktuell und lebendig predigen.
Du darfst fast alles sagen, solange es nicht zu lang ist.
Du musst geputzte Schuhe haben
Du musst als Pfarrer immer freundlich und verständnisvoll sein.
Sie müssen mich unterstützen, Herr Pfarrer, denn sie sind ja zur Nächstenliebe verpflichtet!
            Ich kenne das zur Genüge, wie die Erwartungen an einen Pfarrer sind. Und ich kenne meine eigenen Erwartungen an mich ebenso, auch wenn sie oft überhöht sind.
Wir können uns manchmal ganz schön gegenseitig unter Druck setzen. Und wir können uns selbst manchmal ganz schön und vor allem unnötig unter Druck setzen.
Auch Jesus musste sich mit dem Druck auseinandersetzen, den es in der Gesellschaft seiner Zeit und auch im Glaubensleben gab:
Du musst dem Kaiser gehorchen.
Du musst den Sabbat heiligen, darfst nicht am Sabbat heilen.
Du darfst nur koscheres Essen zu dir nehmen.
Du musst die religiösen Regeln einhalten, sonst wird es dir oder deinem Volk schlecht ergehen.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten kannten sich aus mit der Heiligen Schrift und den Gesetzen der Thora.
Die Statthalter und Soldaten kannten sich aus mit den Steuerforderungen des römischen Reiches und sie kannten sich aus in den Methoden Die Steuerlasten einzutreiben oder einen Aufruhr niederzuschlagen.

Predigttext: Mt.11,25-30

  • 25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. 
    26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.  
    27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 
28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 
29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

2 Dinge sagt Jesus hier:

Zum einen: Nur er kennt den Vater und nur der Vater kennt Jesus. Das ist eine Ohrfeige für alle die, die immer schon wissen, was Gott gerade will oder was man tun muss, um zu Gott zu kommen. Jesus ist der Schlüssel für uns. Der Glaube, nicht der Druck. Regeln sind gut, damit es kein Chaos gibt. Symbole sind hilfreich, damit wir uns orientieren können. Aber sie sind nicht Gott! 

Ich finde es richtig, dass man die 10 Gebote kennt. Es sind aber Gebote und keine Gesetze. Es ist z.B. gut und richtig, die Ehe nicht zu brechen. Aber wenn ein Eheleben zur Hölle wird, dann kann es nicht segensreich sein, für immer und ewig am Eheversprechen festzuhalten.
Und ein Tag der Ruhe, wie der Sabbat es im Judentum sein soll, ist hilfreich, damit wir nicht jeden Tag hetzen und uns unter Druck setzen. Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt: der Mensch für den Sabbat, sagt Jesus.

In der Kirche kennen wir auch Regeln: Nur wer getauft ist, kann Pate werden. Nur wer getauft ist darf zum Abendmahl. Manche setzen eine ganz bewusste Entscheidung des Menschen voraus und akzeptieren die Kindstaufe nicht. In einigen Kirchen dürfen Geschiedene nicht zur Kommunion. In einigen Kirchen dürfen Männer und Frauen nicht zusammen sitzen. In anderen Kirchen pochen Leute darauf, dass sie ihren persönlichen Platz haben, auf den sich nie ein anderer setzen darf und in die erste Reihe darf sowieso nur der „Herr Pastor“.
Regeln und Symbole sind hilfreich aber sie sind nicht Gott selber!

Darauf macht Jesus aufmerksam. Er schimpft in dem Textabschnitt zuvor über einige Städte, die sich für besonders fromm oder besonders stark hielten. Ihre Selbstsicherheit wird Ihnen nichts nützen. Und genauso setzt sich Jesus mit den Religionsgelehrten und den ganz Frommen auseinander. Jesus  provoziert sie, wenn er sagt: Ich preise dich Vater, dass Du dies den Weisen und Klugen verborgen hast. Gleichzeitig ist dies der eindringliche Appell an uns alle, die Regeln nicht über die Sache zu stellen, sondern sie sinnvoll anzuwenden.

Zum Zweiten lädt Jesus alle die ein, die unter dem Regelwerk und dem Zwang, etwas tun oder lassen zu müssen, leiden: Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid. Luther übersetzt: ich will Euch erquicken. Eigentlich steht da: Ich will Euch zur Ruhe führen oder: Ihr sollt aufatmen können.

Die Evangelien erzählen von vielen, die in der Nähe Jesu aufatmen konnten: Kranke und Ausgestoßene; Kinder und Alte; Frauen und Männer, unabhängig von ihrer Herkunft; Hoffnungslose und Menschen voller Sehnsucht nach einem gelungenen Leben. Sogar Totgesagte bleiben nicht in der Finsternis.

Ich denke an Kinder und Jugendliche, die in einer kirchlichen Jugendgruppe sich akzeptiert fühlten. Im Gegensatz zur Schule, wo sie entweder immer irgendwelchen Ansprüchen genügen mussten oder sonst gemoppt wurden.
Ich denke an Gestresste, die in einer Kirche zur Ruhe gefunden hatten. 

Zur Ruhe kommen, aufatmen können. Das Leben gewinnen oder wieder entdecken. Kraft bekommen, um die Aufgaben anzugehen, denn sie sind ja nicht weg. Jesus lädt ja nicht zum Faulenzen ein, sondern zur Nachfolge. Jeder und jede hat eine Aufgabe oder vielleicht auch mehrere im Leben. Es gibt ein Joch unter das auch Christen sich stellen. Aber diese Aufgabe ist machbar; keiner und keine muss immer alles machen. Vielleicht müssen wir das erst einmal lernen: Das wichtige vom unwichtigen unterscheiden. Das Nötige zu tun und das weniger wichtige auch weniger gewichtig sein zu lassen.

Franz von Assisi soll das mal so beschrieben haben:
Halte wie ein Kind mit der einen Hand die deines Vaters, damit du nicht vom Weg abkommst. Mit der anderen pflücke die Beeren und Früchte auf deinem Weg. Lass nie die Hand deines Vaters los, denn sonst willst du mehr ernten als du brauchst.

Ich wünsche uns allen, dass uns das gelingt. Amen!

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