Gott sieht nicht die Person an Predigt zu Apostelgeschichte 10

Mikrofon links:
Ich bin Kornelius, Soldat des römischen Heeres. Dienstgrad Hauptmann. Mir untersteht die Bogenschützenelitetruppe in Cäsarea, Provinz Judäa. Wir sind Besatzer, Fremde in Judäa. Etliche Juden hassen uns deswegen, ich weiß. Mein Auftrag ist, den römischen Frieden zu wahren, Aufstände zu unter-drücken. Aber ich versuche auch die Menschen hier zu ver-stehen. Die Juden glauben an einen Gott, der nicht sichtbar ist. Das finde ich gut. In Rom gibt es überall Götterstatuen die wir anbeten sollen. Die größte Anbetung verlangt mein Kaiser. Er sei der Größte, sagt er. Unter uns: Er ist kein Gott, er ist ein überheblicher Spinner. Ständig spielt er sich in den Vordergrund; wer ihm nicht gewogen ist, den bestraft er. Deshalb habe ich mich mit den Juden beschäftigt. Ich werde kein Jude, nein! Aber ich bete zu diesem einen Gott, dass er mich und meine Männer und meine Familie daheim beschützen möge. Einen Teil meines Lohnes spende ich für die Bevölkerung hier in Judäa.

Lesung Apg.10,1-8
Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann der Kohorte, die die Italische genannt wurde. Der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott. Der hatte eine Erscheinung um die neunte Stunde am Tage und sah deutlich einen Engel Gottes bei sich eintreten; der sprach zu ihm: Kornelius! Er aber sah ihn an, erschrak und fragte: Herr, was ist? Der sprach zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind gekommen vor Gott, dass er ihrer ge-denkt. Und nun sende Männer nach Joppe und lass holen Simon mit dem Beinamen Petrus. Der ist zu Gast bei einem Gerber Simon, dessen Haus am Meer liegt. Und als der Engel, der mit ihm redete, hinweggegangen war, rief Kornelius zwei seiner Knechte und einen frommen Soldaten von denen, die ihm dienten, und erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe.

Meine Männer haben das glaube ich nicht verstanden. Wie sollten sie auch. Ich der Hauptmann befehle etwas, weil ein Engel zu mir gesprochen hat. Tststs…Sonst gebe ich Befehle im Namen des Kaisers. Na, meine Männer werden hoffentlich nicht auf Schwierigkeiten stoßen. Wenn Römer kommen und holen einen Juden, das kann Ärger geben. Engel hin oder her. Ich weiß auch noch gar nicht, was ich mit diesem Petrus an-fangen soll. Das hat der Engel nicht gesagt. Aber ich will da-rauf vertrauen, dass alles gut wird, wenn Gott zu mir spricht.

Lesung Apg. 10,9-16
Am nächsten Tag, als diese auf dem Wege waren und in die Nähe der Stadt kamen, stieg Petrus auf das Dach, zu beten um die sechste Stunde. 10 Und als er hungrig wurde, wollte er essen. Während sie ihm aber etwas zubereiteten, kam eine Verzückung über ihn, 11 und er sah den Himmel aufgetan und ein Gefäß herabkommen wie ein großes leinenes Tuch, an vier Zipfeln niedergelassen auf die Erde. 12 Darin waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Him-mels. 13 Und es geschah eine Stimme zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte und iss!14 Petrus aber sprach: O nein, Herr; denn ich habe noch nie etwas Gemeines und Unreines gegessen.  Und die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein. 16 Und das geschah dreimal; und alsbald wurde das Gefäß wieder hinaufgenommen gen Himmel

Mikrofon rechts
Ich bin Petrus. Fischer von Beruf. Jesus von Nazareth hat mich damals angesprochen. Da war dieses Friedliche in ihm, das hoffnungsvolle Leuchten in seinem Gesicht. Ich konnte nicht anders, als ihm folgen. Er hat vom Reich Gottes gepredigt. Er hat Blinde und Lahme geheilt, ihm war es egal, ob einer aus Norden oder Süden kam. Mit mir haben weitere elf Männer dem engsten Kreis Jesu angehört. Eines Tages hat Jesus zu mir gesagt, ich sei der Felsen auf dem die zukünftige Gemeinde gebaut werden sollte. Nun habe ich die Verantwortung, denn Jesus wurde von den Römern gekreuzigt, weil er Gottes Sohn war. Aber Gott hat ihn nach drei Tagen wieder ins Leben ge-holt. Wir haben es selbst gesehen. Aber dann war er eines Tages weg, wie zum Himmel gefahren. Wie gesagt jetzt habe ich die Verantwortung. Wir kümmern uns um unsere Näch-sten, wir sind gastfreundlich. Aber wir achten auch auf das, was uns die Thora lehrt: Fasten und Beten. Wir essen kein Schwein und anderes, was für Juden unrein ist. Unsere Väter haben uns gelehrt die Regeln des jüdischen Lebens streng zu beachten. Wenn wir uns angepasst hätten an die Völker, dann wären wir vielleicht gar nicht mehr da als Juden. Dann wäre ja alles egal. Wenn es keine Regeln mehr gibt, dann kann kein Volk existieren. Und eine Religion ohne Regeln, das kann auch nicht sein.

Und nun habe ich ein Magenknurren ohne Ende! Und ich träume  von einem Essen, was mich satt machen würde, aber ich darf Unreines ja nicht essen. Ich will es auch gar nicht. Ich werde mich nie gegen Gottes Gebote stellen! Was schon immer war, soll auch so bleiben! Doch nun redet eine Stimme gleich dreimal auf mich ein: Was Gott rein geschaffen hat, das soll ich nicht unrein nennen. Hat Gott seine Gebote abgeschafft? Oder gibt es noch etwas anderes als die Unterschei-dung von rein und unrein, von Juden und Nichtjuden? Gehören zu Gottes Kindern etwa auch andere? Ich versteh die Welt nicht mehr….

Lesung Apg. 10,17-23a17 Als aber Petrus noch ratlos war, was die Erscheinung bedeute, die er gesehen hatte, siehe, da fragten die Männer, von Kornelius gesandt, nach dem Haus Simons und standen schon an der Tür, 18 riefen und fragten, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier zu Gast wäre.19 Während aber Petrus nachsann über die Erscheinung, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich; 20 so steh auf, steig hinab und geh mit ihnen und zweifle nicht, denn ich habe sie gesandt. 21 Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin's, den ihr sucht; aus welchem Grund seid ihr hier? 22 Sie aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei dem ganzen Volk der Juden, hat einen Befehl empfangen von einem heiligen Engel, dass er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast. 23 Da rief er sie herein und beherbergte sie.

Mikrofon rechts
Drei Männer, auch noch Römer: von mir eingeladen. Was ist bloß los! Ich bin ja selber Gast beim Gerber Simon. Aber er ist Jude wie ich. Was werden die Leute sagen, wenn Nichtjuden bei einem Juden einquartiert sind. Wenn das meine christlichen Freunde mitkriegen, dann muss ich mich erst einmal rechtfertigen. Und mit Argumenten kommt man bei meinen Leuten oft nicht weit. Die sagen immer: Das war schon immer so. Das haben wir so noch nie gemacht! Die Leute wollen am Liebsten, das alles so bleibt, wie es sangeblich immer war. Kann ich verstehen. Auch ich finde nicht alles gut, was es an Änderungen gibt. Aber die Zeiten ändern sich. Wir werden immer älter und junge Leute wollen oft nicht das Alte. Vieles was für uns Ordnung ist, empfinden sie als verstaubt. Viele wollen mehr Freiheit in der Religion. Aber wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein, sage ich immer. Die Leute sollen wissen, woran wir glauben und was uns ausmacht. – Aber ich muss lernen. Ich muss wissen, was Gott mit mir vor hat. Wieso dieser Traum? Und wieso diese drei Fremden? So dicht war ich noch nie mit Fremden zusammen. Aber die sind eigentlich ganz nett. Gar nicht bedrohlich. Man darf die Fremden nicht alle verallgemeinern, wie viele es tun! Vor allem: Keine unbegründete Angst aufschwatzen lassen.

Lesung Apg 10, 23b-26
Am nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige Brüder aus Joppe gingen mit ihm. 24 Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen. 25 Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an.26 Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, auch ich bin ein Mensch.

Mikrofon links:
Ich Kornelius habe mich so gefreut, dass dieser Petrus tat-sächlich gekommen ist. Obwohl ich nicht ganz sicher war, habe ich meine Verwandten und meine engsten Freunde auch in mein Haus geholt. Vor lauter Unsicherheit bin ich auf die Knie vor diesem Petrus gefallen. „Ich bin auch nur ein Mensch!“ hat er gesagt und mich aufgerichtet. Und da standen wir gegenüber: ich der Offizier der Besatzungsmacht und er der Jude. Auf Augenhöhe, das muss man sich mal vorstellen. Als ob wir Brüder wären. Brüder im Glauben. -

Mikrofon rechts:
Ich Petrus weiß immer noch nicht, was ich hier eigentlich soll. Ich der Jude unter diesen Fremden. Die wissen ja auch, dass ich zu denen gehöre, die Jesus nachfolgen wollen. Jesus haben sie gekreuzigt. Es wäre ihnen ein Leichtes, mich auch auf´s Kreuz zu legen. Aber Gott hat mich hierher gebracht. ich will nicht ängstlich sein!

Lesung Apg 10,27-34
27 Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. 28 Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll. 29 Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen. 30 Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand 31 und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. 32 So sende nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers Simon am Meer. 33 Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. 34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; 35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm. 

Gott sieht die Person nicht an. Aus welchem Volk jemand auch kommt, wenn er an Gott glaubt und Recht handelt, dann ist jeder bei Gott willkommen.
Kornelius hat dazu gelernt und Petrus auch. Und wir?

Für Gott ist es egal, ob jemand evangelisch oder katholisch ist, orthodox oder freikirchlich. Wie im Hause von Kornelius sind wir alle unter einem Dach! Spüren wir diese Offenheit und Herzlichkeit? Können wir gemeinsam essen? Auch Abendmahl halten? Oder müssen wir nach 2000 Jahren noch das lernen, was Petrus, der Fels der Gemeinde, damals schon begriffen hat?
Gott sieht die Person nicht an. Ob Du verheiratet bist oder geschieden. Ob Du alleine bist oder homosexuell. Wenn je-mand an Gott glaubt und Recht tut, dann hat Gott Wohlgefal-len an ihm, egal was sonst noch zu seiner oder ihrer Person zu sagen wäre.  Was Gott rein geschaffen hat, soll der Mensch nicht unrein nennen. Haben wir das begriffen, oder müssen wir gerade in der Kirche das noch lernen, was Petrus damals schon erkannt hat?

Gott sieht die Person nicht an. Ob Du Moslem bist oder Hindu, Jude oder Christ, Buddhist oder die Natur anbetest. Alles egal? 

Nein! So ist es nicht! Petrus erkennt in der Begegnung mit Kornelius das Gemeinsame und er kennt die Grenzen. Men-schen glauben nicht  an den gleichen Gott, auch wenn sie vielleicht auch nach christlichen Maßstäben richtig handeln. Petrus hat das Judentum nicht durch das Christentum ersetzt und umgekehrt mussten Christen nicht Juden werden. Das hat er im Hause des Kornelius erkannt. 
Ich glaube Petrus würde heute auch in das Haus eines Moslem gehen oder eines Buddhisten oder eines Menschen, der an gar nichts glauben will. Aber Petrus würde nie sagen, dass nun alles gleich ist. Aber er würde mit ihnen reden über die Dinge, die uns gemeinsam voranbringen. Wir können nur mit anderen einen Dialog führen, wenn wir um unsere eigene Identität wissen. Und diesen Dialog sollen wir führen, allen Ängsten vor dem Fremden zum Trotz. Es ist doch sonderbar: Wir wollen in ferne Länder reisen, aber wir wollen nicht, dass das Fremde zu uns kommt. Wir leben unter einem Dach, dem Dach dieser Welt. Wir haben die Aufgabe, dieses Dach vor dem Einsturz zu bewahren und für das Wohl aller Menschen unter diesem Dach zu sorgen. Das geht nie im Gegeneinander. Das geht nur im Miteinander. Keiner muss seinen Glauben aufgeben. Keiner zwingt dem anderen einen Glauben auf. Wir haben eine christlich geprägte Kultur und das ist gut so, denn die kennt die Nächstenliebe wie keine zweite. Die geben wir auch nicht auf, wenn Muslime oder andere zu unseren Nachbarn werden. Die geben wir höchstens auf, wenn alles im Brei der banalisierenden Gleichgültigkeit verschwimmt. Vielleicht lernen wir im Dialog mit       Fremden, was unseren christlich-jüdischen Glauben an den Gott der Bibel so reich und wertvoll macht. Dem römischen Soldaten Kornelius und dem Menschenfischer aus Israel Petrus ist es so ergangen:
„Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm. Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher der Herr ist über alles!“ Amen!

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