Lauft nicht in Sackgassen! oder: Kennen Sie Cordoba?

Kennen Sie Cordoba? Diese geheimnisvolle, verwinkelte Stadt in Andalusien? Schmelztiegel des Christentums und des Judentums, vor allem aber arabisch geprägt. Man braucht einen Stadtführer, um zurecht zu kommen. Wir hatten einen, der nicht nur viel wußte, sondern auch urkomisch war. Im Gassengewirr kamen wir an eine Sackgasse. Der Führer fragte uns: „Wisst Ihr, was Sackgasse auf arabisch heißt?“ Alle dachten: Jetzt gibt es noch Arabischvokabeln, doch er lachte: Sackgasse heißt auf arabisch „AchDuKaka!“

Sackgasse, verrannt, kein Ausweg, der bisherige weg umsonst: AchduKaka oder Ach Du Schande!

Weniger lustig ist es, wenn man sich tatsächlich verläuft. In den Bergen zum Beispiel. Du siehst das Ziel vor Augen. Du denkst nur noch ein bisschen Klettern. Doch dann geht es nicht weiter hoch. Sackgasse: Man muss umdrehen, doch runter ist es viel schwerer als hoch. Es wird allmählich dunkel. 
AchDuKaka. Nein, dass ist nicht mehr witzig. Dieser falsche Weg wird lebensgefährlich. Und du fragst: „Was soll ich tun?“

Jeder von uns kennt Lebenswege, die in Sackgassen geführt haben. Jeder von uns kennt Geschichten, bei denen wir uns sagen, wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich ganz anders entschieden.

Kurz vor dem Ziel, vor Weihnachten, im Advent hören wir von einem, der Menschen davor bewahren will, sich im Leben zu verlaufen, in Sackgassen zu geraten. Und es soll keiner sagen, ihm oder ihr könnten Irrwege nicht passieren.

Predigttext: Lk. 3,2b-14+18

Liebe Gemeinde,
Ich merke, Johannes ist es ernst mit seiner Botschaft. Er predigt und er predigt wortgewaltig. Er tauft und er tauft nicht wegen einer Familienfeier, sondern er predigt die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

Ich merke, dass auch die Menschenmenge es ernst meint. Sie verlassen die sicheren Städte. Sie gehen zu Johannes, obwohl man normalerweise keinen Fuß freiwillig in die Wüste setzt. Sie besuchen Johannes und laufen auch nicht weg, als er sie anfängt zu beschimpfen: Otterngezücht, Schlangenbrut! Was suchen sie?

Es heißt (im dritten Kapitel bei Lukas 3,15)  das Volk sei voll Erwartung. Sie wollen alle den Christus, den Messias. Sie wünschen sich Gott auf Erden, damit das Elend aufhört; die Ungerechtigkeit, die ewigen Kriegshandlungen. Sie sind fest davon überzeugt, dass die Welt in der sie leben, nicht das Ziel der Geschichte ist. Gott wird alles richten, hoffentlich bald, hoffentlich schon jetzt!

Doch Johannes schleudert ihnen entgegen: „Wer sagt Euch, dass ihr dem Zorn entrinnen werdet?“ Betretenes Schweigen der Leute:  Wohin führt unser Lebensweg? Sackgasse? Am Ende Zorn statt Segen? „AchDuKaka!“

Was also sollen wir tun? Fragen die Leute.
Johannes sagt: Teilt mit den anderen! Nicht nur einen Obolus, sondern so, dass andere Menschen die gleichen Chancen zum Leben haben, wie Du es Dir auch erwünscht und leistest.

Auch die unbeliebten Zöllner meinen es ernst und lassen sich taufen: „Was sollen wir tun?“ „Fordert nicht mehr, als Euch vorgeschrieben ist!“

Und die verhassten römischen Soldaten kommen auch: „Was sollen wir tun?“ Antwort: „Keine Gewalt, kein Unrecht, seid zufrieden mit dem, was ihr an Sold habt. Wer vergewaltigt oder Kriegsbeute macht, verdirbt die Taufe der Buße zur Vergebung.

Johannes meint es ernst: Die Taufe ist kein Kindergeburtstag. Die Taufe ist ein neuer Weg des Lebens. Wer an die Vergebung durch Gott glaubt, kann nicht so leben, als gebe es weder Gott noch die Mitmenschen. Wer sich taufen lässt, übernimmt Verantwortung. Glaube ist nicht nur eine Eintragung in einem Steuerregister.

Albert Schweitzer soll gesagt haben: „Ich bin kein Christ, weil ich in mich in eine Kirche setze. Ich bin ja auch kein Auto, wenn ich in die Garage gehe.“ Recht hat er!

Wohin also führt mein Leben? Wohin führt unser Leben? Was sollen wir tun? Was kann ich als einzelner tun? Ich glaube Johannes würde heute Folgendes sagen:

Ihr Christen müsst aufpassen, dass ihr eines Tages nicht nur leere Gebäude und eine kirchliche Verwaltung habt. Zeigt, was Euch der Glaube bedeutet. Bekennt und handelt im Namen Jesu. Übernehmet Verantwortung für den Glauben und für eure Kirche. Wenn Ihr nur etwas bekommen wollt und nicht selber mitmacht, lauft ihr geradewegs in eine Sackgasse.

Ihr, die ihr meint ohne Glauben und Kirche leben zu können. Passt auf, dass ihr Euch nicht verrennt. Wenn Ihr meint, Euch den Sinn des Lebens selber geben zu können, dann dreht ihr Euch im Kreis und seht nicht, was neben Euch geschieht. Wenn Euch nichts mehr heilig ist, wird das Leben heillos. Ihr braucht die Kirche und die Kirche braucht Euch.

Ihr Menschen auf der ganzen Erde: merkt endlich, dass ihr Luft zum Atmen und eine Erde zum Bewohnen braucht. Wenn ihr meint, man kann immer so weiter machen mit klimaschädlichem Verhalten, dann rennt ihr in die Sackgasse, in eine giftige Kloake, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Das Leben hier ist kein Selbstläufer mehr!

Und Ihr, die ihr schlecht über andere redet oder dem Hass freien Raum gebt: wer sagt Euch, dass ihr auf der richtigen Seite steht? Was tust Du zur Versöhnung? Wo ist Deine Frucht des Friedens?
Die Axt ist den Bäumen schon an die Wurzel gelegt. Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen.

Lauft nicht in die Sackgassen! Stattdessen: „Bereitet dem Herrn den Weg! Macht seine Steige eben. Dann wird alles Fleisch das Heil Gottes sehen!“

Amen!

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