Lieben?! Predigt zum Römerbrief Kapitel 13, 8-14

8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3. Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkannt habt, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. 12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. 13 Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Neid; 14 sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.


Liebe Gemeinde,
1. Advent: Begrüßungsfest anlässlich der neuen Saison. Das hat in der Kirchengemeinde Teneriffa Süd schon Tradition. Überwinterer und Urlauber: Herzlich willkommen! Den Winter in der Wärme genießen. Das ist der Luxus, den vor allem Ihr Rentner und Pensionäre euch gönnt. Deshalb kommen so viele zum Ende des Jahres auf die Kanaren.

1. Advent ist aber bekanntlich auch der Beginn der Vorbereitung auf Weihnachten. Die erste Kerze brennt. Wir erkennen die Zeit!  Die Frage, was schenke ich meinen Lieben wird immer drängender.
Soll es die selbstgestrickte Socke sein oder ein Sack mit Apfelsinen? Das war früher. Heute darf man damit bestimmt nicht mehr kommen. Ein Geschenk sollte schon etwas Besonderes sein mit einem Hauch von Luxus. Etwas, was dem Beschenkten in Erinnerung bleibt. Etwas, das auch die Handschrift des Gebenden enthält. Etwas, was das Notwendige oder Sinnvolle übersteigt. 

„Luxus“, so sagt mir Wikipedia, sind Aufwendungen, die über das übliche Maß hinausgehen oder das Notwendige und als sinnvoll Erachtete übersteigen.
Was soll es also sein?
Schmuck?
Ein besonderer Restaurantbesuch?
Vielleicht gar eine Kreuzfahrt?
In jedem Fall sollte ein Geschenk mindestens dem entsprechen, was ich auch als Geschenk erwarte.

Doch der Apostel Paulus schreibt zum 1. Advent: „Seid niemandem etwas schuldig!“ Das kann zweierlei bedeuten: Zum einen: Zahlt Schulden zurück; oder zweitens: bringt Euch gar nicht erst in ein Schuldverhältnis. Menschen sollen frei sein und nicht abhängig sein, von dem, was andere erwarten oder was man selbst von sich oder anderen erwartet. Gerade zu Weihnachten, wo ja die Erwartungen an Glück und Friedfertigkeit besonders hoch sind, ist das gar nicht so leicht getan wie gesagt. 
Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt. 

Sich untereinander lieben ist schön und gut, aber immer geht das nicht:

Z.Bsp.: Weihnachten bei Tante Elisabeth findet aus Tradition steht, aber nicht aus Liebe. Sie wird wieder sagen: „Ihr könntet mich ruhig öfter besuchen!“ aber selber kümmert sie sich kein Stück um den Zusammenhalt. Und dann wird es wieder ihren berühmten Kuchen geben. Alle müssen dann sagen: „Elfriede ist der aber lecker.“ Insgeheim betet jeder der Gäste aber darum, nur ein kleines Stück zu bekommen, weil der Kuchen so süss ist, dass er an der Zunge klebt.

Lieben kann ich die auch nicht, die beim Einstieg in den Flieger so sehr drängeln, als gäbe es trotz Reservierung keine freien Plätze.
Ich lieben auch die nicht, die mir im Verkehr die Vorfahrt nehmen oder die Kurven schneiden, dass einem Angst und Bange wird.
Erst recht liebe ich nicht die, die mich übers Ohr hauen oder die, die böse Gerüchte verbreiten.

Es ist doch völlig normal, wenn man sich über die ärgert, die einem zu schaffen machen; wenn man den nervigen Mitmenschen versucht aus dem Weg zu gehen; ja wenn es arg läuft, den Bösartigen auch wer -weiß-was an den Hals zu wünschen.

Und nun kommt Paulus mit der Liebe. Liebe wird zum Luxus, denn diese Liebe geht über das normale menschliche Verhalten und das scheinbar einzig Sinnvolle hinaus. Diese Liebe ist uns nicht in die Gene gelegt. Wir sind es gewohnt, um unser Recht zu kämpfen; um vorteilhaftaus dem Wettbewerb um Ehre, Wertschätzung und Wohlstand hervorzugehen. 

Das fing schon bei Kain und Abel an und hört beim Kampf um die besten Plätze beim Buffet nicht auf. Nächstenliebe ist eine Aufgabe und manchmal muss man sich diese Aufgabe immer wieder in Erinnerung rufen oder sich sagen lassen. Deshalb hat Gott dem Menschen Gebote gegeben. Und deshalb haben Regierungen Gesetze erlassen, damit das Zusammenleben der Menschen möglich wird. Viele der biblischen Ordnungen werden wir so heute nicht mehr nachsprechen können. Und unsere Gesetze haben vieles geregelt, aber einiges eben auch nicht oder nicht gut genug. Die Bibel kennt 613 Gebote und Gesetze um ein gottgemäßes Leben zu führen. Das ist wenig, wenn man überlegt, dass alleine das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland 2385 Paragraphen hat.

Dabei könnte man alle Gesetze reduzieren auf eine Formel:

„Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Oder wie Paulus schreibt: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“

Diese Liebe ist wahrer Luxus. Sie überwindet nicht nur den Hass und den Ärger; sie überwindet auch das Gefühl zu kurz zu kommen oder einem anderen etwas schuldig zu sein.
Diese Liebe ist ein tolles Weihnachtsgeschenk. In Jesus Christus haben wir es schon bekommen. Er hat diese Liebe gelebt. Er hat den anderen gesehen, unabhängig davon ob Mann oder Frau, ob Jude oder Nichtjude, unabhängig davon ob gesund oder behindert, arm oder reich. 

1.Advent. Besondere Zeit! Die Ankunft des menschlichen Gottes steht schon auf den Anzeigetafeln. Es gilt sich vorzubereiten. Das Normale und scheinbar Sinnvolle reicht als Begrüßung nicht aus. Die Begrüßung soll sich abheben, von dem, was wir sonst tun. Wir wagen den Luxus der Liebe. Diese Liebe rechnet nichts mehr auf. Sie tut dem Nächsten nichts Böses. Diesen Empfang müssen wir erst einüben. Wir fangen damit heute schon an. Beim Begrüßungsfest oder wo immer wir uns aufhalten. Jeder und Jede ist von Paulus angesprochen.

Römerbrief Kapitel 13, Verse 11-12/14
Und das tut, weil ihr die Zeit erkannt habt, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser heil ist näher, als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes. Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Aussschweifung, nicht in Hader und Neid, zieht an den Herrn Jesus Christus!
Amen!

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