Karfreitag 2019 Predigttext Johannesevangeliuzm 19, 16-30

Vorspiel CD                  "Dona nobis pacem" aus der H-Moll messe von Joh. S. Bach
Votum
Begrüßung
Abkündigungen
Lied 91,1-4       Herr stärke mich dein Leiden zu bedenken

Psalm 22/I EG 709
Kyrie eleison

Psalm 22/ II EG 710
Laudate omnes gentes

Eingangsgebet (PastBl. S. 279)
Lied 97,1-4       Holz auf Jesu Schulter

Lesung: Joh.19,16-22
Predigt: der König regiert am Kreuz

Lesung: Joh.19,23-24
Predigt: Erfüllung der Schrift

Lesung: Joh.19,25-27
Predigt: Jesus regelt Familienangelegenheiten

Lesung: Joh.19,28-30a
Predigt: Es ist vollbracht

Lesung: Joh.19,30

Musik   h-moll Messe "cruzifixus" /Dabei:           Tenebrae

Fürbitte / Vater Unser
Lied 435           Dona nobis pacem
Segen


Joh. 19,16-22
 Da überantwortete er ihn, daß er gekreuzigt würde. Sie nahmen aber Jesum und führten ihn ab.
Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, welche heißt auf hebräisch Golgatha. Allda kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitteninne. 
Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz; und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Überschrift lasen viele Juden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuzigt ward. Und es war geschrieben in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache.  Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: "Der Juden König", sondern daß er gesagt habe: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
Die Kriegsknechte aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegsknecht ein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenäht, von obenan gewirkt durch und durch. Da sprachen sie untereinander: Laßt uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll. (Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da sagt: "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.") Solches taten die Kriegsknechte. 
 Es stand aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, des Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn! Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 
Darnach, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllt würde, spricht er: Mich dürstet! Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isop und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied. 

Liebe Gemeinde,

INRI
Jesus Nazarenus Rex Judaorum: Der König der Juden
Was Pilatus geschrieben hat, gilt. Gilt bis in die Kreuzesdarstellungen in christlichen Kirchen. Der Mann am Kreuz ist König: Von Juden. Wir Christen akzeptieren das und stellen uns unter seine Regentschaft. Als christliche Schwestern und Brüder der Juden. Wir halten dem Spott und der Schmähung stand. Seit an Seite gegen jeden Hass: Gegen Juden und gegen Christen. 
Die Kreuzesinschrift in den drei Sprachen der damaligen Welt: Hebräisch, Latein und Griechisch! Alle sollen es lesen. Und alle sollen merken: Christen laufen nicht weg. Unter dem Kreuz Jesu hat gar kein Hass ein Recht, auch nicht gegenüber anderen Religionen, auch nicht gegenüber anderen immer wieder Ausgegrenzten: Behinderte, sexuelle Minderheiten, Menschen mit anderer Hautfarbe. Wer Gewalt und Spott sät, verschmäht seine eigene von Gott geschenkte Menschenwürde!

INRI
Was als Spottschrift gedeutet wird, ist Teil des königlichen Auftrags. Jesus, König der Juden: Sein Platz war und bleibt an der Seite der Verspotteten und Ausgestoßenen. Sein Regierungsprogramm beinhaltet Liebe, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Jesus hielt die Weisungen der jüdischen Thora ein; aber der König hält Barmherzigkeit für wichtiger als den Buchstaben des Gesetzes. Soviel göttliche Menschlichkeit, ein so menschlicher Gott ist unerträglich für die Hohenpriester. Dafür lassen Sie ihn aufs Kreuz legen. Jesus weicht nicht aus.

INRI
Kein menschlicher Machtanspruch! Stattdessen: Tiefer Glaube und unzerrüttbare Überzeugung, dass nur göttliche Liebe und Barmherzigkeit die Schuld und Abgründigkeit dieser Welt überwinden kann. Am Kreuz noch wirbt der König um Menschen, die diesem Weg nachfolgen.

Joh. 19,23-24

Kleidung: Schutz und Zeichen von Würde. (Offenbar weiß heute nicht mehr jeder und jede was Kleidung bewirkt! In den Urlaubsregionen auch hier auf den Kanaren kann man jedenfalls manchmal den Eindruck gewinnen.) Die letzte Kleidung Jesu, sein Schutz und seine Würde, der entkleidete König der Juden: Alles liegt am Boden. Zumindest für die römischen Soldaten hat diese letzte Kleidung aber offenbar doch noch einen Wert. Das Gewand Jesu soll nicht geteilt werden. Der Schutz und die Würde eines Menschen sind nicht teilbar. Mit Blick auf den gefolterten Mann am Kreuz wirkt das zynisch. Aber dass der Schutz und die Würde eines Menschen unteilbar sind, ist - über alle Abgründe biblischer und menschlicher Geschichte hinweg - letztlich die Botschaft der Heiligen Schrift. Die Botschaft Gottes an die Menschen hört mit der Kreuzigung nicht auf. Im Gegenteil: Unter dem Kreuz müssten die Menschen merken, was sie wirklich brauchen: Schutz und Würde! Nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen! Trotz aller Schuld und Fehlerhaftigkeit von uns Menschen: Oder gerade deswegen? In der Szene unter dem Kreuz wird die Schrift erfüllt.

Joh. 19,25-27

Jesus leidet. Aber er ist noch nicht tot. Er regiert noch, er hat das Zepter in der Hand. Wie kein anderer schildert der Evangelist Johannes die menschliche Stärke Jesu. In aller Verzweiflung regelt er noch die Dinge, die offen sein könnten. Jesus schafft am Kreuz das, was viele Menschen weder im Leben noch im Sterben schaffen: Dinge regeln, die bisher unausgesprochen waren. Die offenen Rechnungen des Lebens abschreiben anstatt sie immer noch aufzurechnen. 
Jesus sieht am Kreuz noch seine Mutter, der er das Leben bestimmt nicht mit seinem Weg leicht gemacht hatte. Er sieht auch den Jünger, zu dem er eine besondere Vertrautheit hatte. Noch am Kreuz ermöglicht Jesus Beziehungen, auch Neue. Die Gemeinde unter dem Kreuz geht über das Private hinaus. Aus Fremden werden Schwestern und Brüder im guten Sinne. Nicht weil wir uns so nett finden, sondern weil Jesus am Kreuz uns in diese Beziehung ruft. Unsere familiären Bindungen sind wichtig. Doch die Liebe Gottes, wie sie sich am Kreuz darstellt, geht über unsere natürlichen Bindungen hinaus.

Joh.19,28 - 30 a

Jesus hat Durst. Der Tod am Kreuz, stundenlang in gleißender Sonnenhitze: Ein qualvolles Sterben. 
Jesus trinkt Essig. Essig war wohl keine weitere Folter. Wir wissen, das Essig mit Wasser gemischt das Getränk der römischen Soldaten war. Hat sich hier ein Soldat Jesu erbarmt? Oder wurde der qualvolle Tod nur noch grausam verlängert? Das wissen wir nicht! 
Doch der Evangelist Johannes hat uns mit dieser Schilderung vom Zuschauerplatz weit weg in die unmittelbare Nähe des Kreuzes geholt. Wir können das Sterben Jesu und unseren eigenen Tod nicht mehr aufhalten. Wir können uns aber entscheiden, ob wir in der Gegenwart des Kreuzes Barmherzigkeit wollen oder Unbarmherzigkeit als unausweichbares Übel der Menschheit stillschweigend dulden.
Die Schuld der Menschen ist am Kreuz festgenagelt. Wir müssen sie nicht mehr tragen. Ein neues Leben ist deshalb möglich!
Die Zeichen sind gesetzt: Das Leben soll in der Gegenwart Jesu nicht nur Überleben sein: Jesus hatte es doch gezeigt: Da wird aus Wasser Wein! Totgesagte dürfen wieder in Beziehungen leben.
Die Worte sind gesagt: „Euer Herz erschrecke nicht!“ „Meinen Frieden gebe ich Euch!“ „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Und: „wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“
Leben und Sterben Jesu haben die Botschaft Gottes deutlich gemacht. Mehr muss nicht gesagt und von Gottes Seite eigentlich auch nicht getan werden. Darum sind die letzten Worte Jesu auch diese:
„Es ist vollbracht.“

Jesus neigte das Haupt und verschied! Amen!

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