Gedanken zur Jahreslosung 2019

Jahresschlussgottesdienst  31.12.2018, 16 Uhr 
Kirche Nuestra Senora Puerto Cruz

Orgelvorspiel und Einzug
Begrüßung und Gebet (kath.)
Lied: Lobt Gott, ihr Christen  
EG 27,1-6 Gotteslob: 247, 1-4
  1. Lesung: (Text der Jahreslosung)  (ev.)
Lied: Befiehl du deine Wege  
EG 361,1-3  Gotteslob: 418, 1+2
Lesung: Röm.8, 31b-39 (kath.)
Lied: Von guten Mächten,
1-4 (Melodie Fietz, EG 652) Gotteslob: 775, 1-4
Predigt zur Jahreslosung (ev)
Credo (Einleitung: ev)
Lied: Vertraut den neuen Wegen  
EG 395,1-3 Gotteslob: 860, 1-3
Entfaltetes Fürbittengebet, Vaterunser (kath.)
Dazu Kyrie-Ruf (V/A) – Gotteslob: 156
Lied: Bewahre uns, Gott
171,1-4  Gotteslob: 453, 1-4             (Kollekte)
Entfalteter Segen zum Jahresschluss (ev./kath.)
Orgelnachspiel und Auszug



Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
„…suche Frieden und jage ihm nach!“ (Ps. 34,15b)

Klarer habe ich selten eine Jahreslosung gehört. Jeder sehnt sich nach Frieden. Eigentlich müsste ich da nicht viel erklären: Frieden suchen! Dem Frieden nachjagen! Einfach machen! Im Großen und im Kleinen: Ihr! Ich! Wir!
Und doch klappt das mit dem Frieden-Suchen oft nicht; wie so oft, wenn wir uns Sätze zum neuen Jahr vornehmen. Schauen wir nur einmal auf dieses zu Ende gehende Jahr zurück: 
Friedlich ging es im vergangenen Jahr nicht zu in Syrien und im Jemen oder in der Ostukraine; friedlich ging es nicht zu bei den Anschlägen in Afghanistan oder auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt. Friedlich ging es nicht zu bei den G20 Demonstrationen in Hamburg oder beim Protest der Gelbwesten in Frankreich, friedlich ging es nicht zu, als bei einem illegalem Autorennen in Berlin ein Unschuldiger getötet wurde. Friedlich ging es nicht in Chemnitz zu, als Ausländer gehetzt wurden und es war nicht friedlich, als in Freiburg ein Mädchen von einem Ausländer ermordet wurde. Es war kein Frieden, als der Vater die Mutter schlug und auch nicht, als die Mutter ihr Kind an einen Freier vermietet hatte. Und ich vermute, auch im neuen Jahr werden viele Nachrichten nicht vom Frieden berichten.
Entgegen aller Erfahrungen werden wir trotzdem aufgefordert: Suche den Frieden und jage ihm nach.
Wer soll denn dem Unfrieden entgegen treten, wenn nicht Christen, die an die Liebe Gottes glauben?
Wo ist Frieden? Wo ist er zu finden? Wo sind die Geschichten, in denen wahrer Frieden gefunden wurde? Am 23. Mai nächsten Jahres wird die Bundesrepublik 70 Jahre alt und es waren 70 Jahre ohne Krieg. Am 9. November vor 30 Jahren endete der eiserne Vorhang zwischen Ost und West. In meiner Familie bin ich der erste, der so lange im Frieden leben durfte und nicht in den Krieg ziehen musste. Gerade  wir Deutsche haben Anlass, zum Jahreswechsel dankbar dafür zu sein und den Frieden weiterhin zu suchen. Denn das ist klug und nur im Frieden liegt auch das Leben. 
Gleichwohl: Die Welt wird anscheinend gerade wieder instabiler. Aber nicht einmal dort, wo keine Bomben fallen, ist ein friedliches Miteinander garantiert.
Frieden suchen ist eine Aufgabe. Ein Sich-Auf-den-Weg- machen. Frieden muss man sich vorstellen. Friede hat ja keine Farbe, keinen Geruch, keine Form. Friede ist da, wo Recht und Gerechtigkeit herrschen, sagt das erste Testament und nennt das Schalom. Friede ist wie Gott: Du siehst ihn nicht und doch ist er da. Du musst eine Idee davon im Kopf und im Herz tragen. Du kannst ihn nicht fassen und doch kann man an ihn glauben. Ein Narr, der weder an Gott noch an den Frieden glaubt. Gott ist Friede und da wo Frieden ist, da ist Gott. Vielleicht ist die Rechnung ein wenig einfach, mag sein. Aber sie hilft im konkreten Fall das Richtige zu tun und dem Frieden nachzujagen: Jesus macht es ja vor.
Wenn ich an die Geschichte der Ehebrecherin denke, die von den Pharisäern zu Jesus gebracht wird, damit auch Jesus sie bloß stellen möge, wie es die Tradition und vielleicht sogar Gesetze verlangen, dann bahnt sich da eine unfriedliche Geschichte an. Aber Jesus antwor-tet: „wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ Alle gehen betreten weg und Jesus verurteilt die Ehebrecherin nicht. Wenn ich daran denke, dass hier nicht leichtfertig übel über einen Menschen geredet wird, dass aber auch das Übel nicht beschönigt wird, dann hat der Frieden über das drohende Unheil gesiegt. Damit fängt es ja an: Wie wir von anderen reden. Suchen wir den Frieden oder suchen wir die Macken der anderen?
Frieden suchen hat eben auch etwas mit der Sprache zu tun. Immer wieder hört man, dass der Umgangston untereinander roher wird. Wir stecken Menschen in Schubladen: der ist so und die ist so. Wir verbreiten Geschichten, auch wenn sie nicht stimmen. Oftmals müssen wir unsere Worte nicht einmal verantworten, weil wir heutzutage auch anonym Nachrichten verbreiten können. Wer den Frieden sucht, der denkt über seine Worte nach. Wer dem Frieden nachjagen möchte, der bemüht sich um Wahrheit und wählt eine aufbauende Sprache und keine, die zerstört.
Als Jesus der Ehebrecherin begegnet, da sagt er erst einmal nichts und ist doch nicht sprachlos: Jesus verurteilt nicht. Er ermöglicht ein neues Umgehen miteinander. In Jesus ist Gott und da ist Friede. Wo Gott ist, da ist Friede. So einen Frieden suche ich und ihm möchte ich gerne nachjagen.
Ich möchte gerne mutiger sein und einschreiten, wo Frieden gefährdet wird. Ich möchte gerne besonnener sein, wenn ich mich aufrege über die anderen. Ich möchte gerne kluge Alternativen aufzeigen, wenn kurzfristige Lösungen eingängiger erscheinen, auch wenn sie dumm sind und schlimme Folgen haben. Ich möchte auch die akzeptieren können, die anstrengend sind. Ich möchte nicht vom Frieden palavern, sondern spürbar Frieden suchen und ihm dann auch nachjagen.
Ich weiß jetzt schon, dass mir das vermutlich im neuen Jahr immer wieder auch nicht gelingen wird. Und doch ist es klug, um  des eigenen Lebensglückes willen: es wird gut sein, sich immer wieder aufzumachen und sich mit der Jahreslosung zu erinnern:
Suche den Frieden und jage ihm nach.
Und es wird gut sein, sich den ganzen Zusammenhang aus Psalm 34 vor das Herz zu halten. Denn darin wird deutlich, dass tatsächlich Gott unser Friede sein wird und dass allein der Versuch, den Frieden zu suchen gesegnet sein wird, auch wenn wir am Ende nur Bruchstücke in den Händen halten.
2 Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren. 
13 Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? 
14 Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. 
15 Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! 
16 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. 
17 Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde. 
18 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. 
19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. 
20 Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. 
21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird. 
22 Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. 
23 Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

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