Die Weihnachtsgeschichte als Geschenk

Heilig Abend 24-12-2018          20:00 Uhr
Kirche Nuestra Senora del Carmen in Los Cristianos

Vorspiel
Votum / Begrüßung
Lied 1,1-5                     Macht hoch die Tür
Lesung                         Lk.2,1-3
Lied 27,1-3                   Lobt Gott Ihr Christen alle gleich
Lesung                         Lk.2,4-7
Lied 39,1-3                   Kommt und lasst uns Christus ehren
Lesung                         Lk.2,8-14
Lied 24,1-6                   Vom Himmel hoch da komm ich her
Lesung                         Lk.2,15-20

Ehr sei dem Vater
Gebet
Glaubensbekenntnis

Lied  30,1-3                  Es ist ein Ros entsprungen

Predigt                         1.Tim.3,16

Lied 46,1-3                   Stille Nacht

Fürbittengebet
Vater Unser

Lied 44,1-3                   O Du Fröhliche
Segen
Nachspiel 

Predigttext: 1.Tim. 3.16

Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens:
Er ist offenbart im Fleisch
gerechtfertigt im Geist
erschienen den Engeln
gepredigt den Heiden,
geglaubt in der Welt,
aufgenommen in der Herrlichkeit.

Liebe Gemeinde,
Ein Weihnachtsgeschenk ist ein Geheimnis, - meistens! Es birgt eine Überraschung – meistens! Es ist gut verpackt, - meistens! Manche können es gar nicht erwarten und reißen das Papier schnell ab, um hinter das Geheimnis zu kommen. Ich fühle immer, was sich wohl daran verbergen könnte, ich höre hinein, ob ich etwas erraten kann. Und dann fange ich an, vorsichtig das Papier zu entfalten. Meistens, jedenfalls!
Nicht nur ein Geschenk, Weihnachten selbst ist so ein Geheimnis. Meistens! Obwohl es kaum Überraschungen geben wird. Man kennt den Tannenbaum, man weiß, was es zu Essen gibt, man geht am liebsten in die  vertraute Kirche, man kennt meistens auch die Weihnachtsgeschichte. Und obwohl vieles bekannt ist und beinahe langweilig sein könnte, lassen die meisten Menschen sich auf das Fest ein. Viele Kirchen sind gut besucht. Warum nur? Was ist das Geheimnis von Weihnachten? Wie jeder bekennen muss: Groß ist das Geheimnis des Glaubens,sagt der Briefschreiber im Timotheusbrief.
Ich fühle also noch einmal die Weihnachtsgeschichte, höre hinein. Eben haben wir vorsichtig die alten Worte des Evangelisten Lukas ausgepackt. Ich weiß wohl, was drin ist und dran an der Geschichte „ es begab sich aber zu der Zeit….“. Und doch: Ich möchte mich überraschen lassen. Wie würde sich wohl die Weihnachtsgeschichte anhören, wenn die Hirten nicht dem Rat der Engel gefolgt wären, wenn sie nicht nach Bethlehem gegangen wären. Etwa so: „Als die Engel von Ihnen gen Himmel gefahren waren, sprachen die Hirten untereinander: „ Wir bleiben hier! Warum sollten wir die Geschichte glauben und auch noch sehen?“
Gibt es Engel? Früher glaubten Menschen an Engel. Heute stellen wir sie uns als geflügelte Wesen ins Fenster. Aber glauben wir tatsächlich an Wesen, die uns Botschaften vermitteln, die lebendig uns Gottes Pläne kundtun? Ich glaube, die meisten von uns würden keinem Menschen guten Gewissens trauen, wenn der uns sagt: Geh dorthin oder hierhin, ein Engel hat mir ein Geheimnis des Glaubens mitgeteilt. Und doch packen wir diese Weihnachtsgeschichte auch dieses Jahr wieder aus, mit Hirten und Engeln. Geheimnis des Glaubens!
Auf wen hören wir? Wer sagt uns heute, wohin wir zu gehen haben, wo wir bleiben sollen. Haben wir überhaupt Ohren, um die Hinweise zu vernehmen, die auch außerhalb unseres eigenen Horizontes gesprochen werden? Vertrauen wir auf das, was wir kennen und sehen, was uns bekannt und verständlich vorkommt? Was logisch erscheint? Oder gibt es auch Worte und Begegnungen, die neu sind, auf die wir uns einlassen, auch wenn es fremd und unbekannt, vielleicht sogar unvernünftig scheint? Weihnachten ist wie ein Geschenk. Es birgt mehr als Tannenbaum und Lichterglanz. Weihnachten stellt Dich und mich vor das Geheimnis des Glaubens. Woran richten wir unsere Schritte im Leben aus? Warum machen die Hirten sich, warum machen wir uns auf den Weg nach Bethlehem?
Es muss einen Grund gehabt haben, dass der Evangelist Lukas die Hirten ins Spiel bringt. Menschen, die bereit sind, alle Fragen an den Rand zu stellen, die einfach unvernünftig glauben und vertrauen. Eine Hausfrau hätte vielleicht gesagt: Ich muss mich noch um das Essen kümmern, wir erwarten schließlich Gäste. Der Kaufmann hätte vielleicht gesagt: ich muss erst noch die Jahresschlussrechnung machen. Der Gestresste hätte vielleicht gesagt: ich brauche erst einmal Urlaub! Überall gibt es Anforderungen an unser Leben, wie wir zu sein haben, wie wir sein sollten, was wir gerne wären, was wir eigentlich schon hätten geschafft haben müssen. Für manche Menschen ist Weihnachten ja tatsächlich das anstrengenste Fest im Jahr, weil an kaum einem anderen Tag so viele Erwartungen zusammen kommen. Es muss einen Grund haben, dass der Evangelist Lukas die Hirten ins Spiel bringt. Es sind einfache Leute, denen zuerst gesagt ist: Folge nur einem guten Wort. Aber sie sind eben auch bereit auf ein Wort zu vertrauen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser haben wir früher gesagt bekommen. Und gerade zu Weihnachten sollten wir ja vorsichtig sein mit den Worten, die uns andere einflüstern, um durch unsere Vertrauensseligkeit an Geld zu kommen. Mit unseren Worten müssen wir vorsichtig sein, weil sie anscheinend überall auf der Welt abgehört werden oder oft ungewollt in den angeblich sozialen Netzwerken rasend schnell und unkontrolliert sich verbreiten. Die Hirten konnten offenbar unterscheiden, wessen Worten man vertrauen kann und wessen nicht.  Es heißt: Die Klarheit Gottes leuchtete um sie. Die Hirten erleben eine Atmosphäre des Vertrauens, die wir vielleicht tatsächlich eher auf den Feldern Bethlehems finden als in unserer durchtechnisierten Welt. Aber dieses klare und vertrauensvolle Wort Gottes wird Freude zu allen Menschen bringen. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden.
Die Hirten entdecken das Besondere am Weihnachtsfest, weil sie einmal alles ablegen, was sonst angeblich immer sein muss. Sie entdecken in der Krippe Jesus. Gott bei den Menschen. Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend nackt und bloß, in einem Krippelein. 
Wenn wir uns wie die Hirten aufmachen, hinter uns lassen, was immer sein musste, dann begegnen wir am Heiligen Abend uns selbst, so wie wir von Gott geliebte Menschen sind. Mit Fehlern und Stärken, mit Begabungen und Schuldverstrickungen.  Nicht wir müssen göttergleich werden, sondern Gott wird menschlich. Sind wir bereit uns auf diese ganz schlichte Menschlichkeit einzulassen? Einmal nicht etwas von sich selbst erwarten, aber auch nicht von meinem Gegenüber? Ich sage Ihnen: Das „Ja“ müsste sehr schwer fallen. Dann müssten wir nämlich auch einmal Fünfe gerade sein lassen, dann müssten wir einmal ruhig bleiben, wo wir uns sonst normaler Weise aufregen, dann müssten wir verzeihen, wo man sonst wutentbrannt aufstehen würde. Woran richten wir unser Leben aus?
Ich packe die Weihnachtsgeschichte weiter vorsichtig aus und fühle keine Krippe in diesem Jahr, sondern ein Boot, bis an den Rand voll mit Menschen, die von irgendwo her geflüchtet sind, weil sie wegen Hunger und Krieg ihr Nazareth verlassen mussten. Sie hocken da, elend, nackt und bloss in einem Schiffelein. Könnte Jesus da mit drin sitzen? Wie verhalte ich mich? Woran richte ich mein Leben aus? Bleibe ich, wo ich bin? Oder mache ich mich auf, wie die Hirten und vertraue diesem Wort: fürchtet Euch nicht, heute wird allem Volk große Freude widerfahren! Was ist wirklich wichtig?
Ich entdecke in der Weihnachtsgeschichte die Hirten neu. Mit großem Respekt merke ich, wie sehr sie Gott in dieser Nacht vertraut hatten. Wie sie sich auf das Geheimnis des Glaubens eingelassen haben. – Ich möchte sie einladen, Augen Ohren und Herzen zu öffnen, für das wirklich wichtig ist. Sie werden merken: Dann lächelt Gott sie an.
Frohe und gesegnete Weihnachten Ihnen allen.
Amen!

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