1.Advent Lebenspläne träumen

Gottesdienst am 1./2.12.          1.Advent 2018

Vorspiel
Votum
Lied                  1,1-3                Macht hoch die Tür
Psalm               712                  Ps.24
Ehr sei dem Vater…
Gebet/Kyrie
Gebet/ Laudate omnes gentes
Gebet

Lesung                                     Mt.21,1-9
Halleluja

Lied:                 16,1-5              Die Nacht ist vorgedrungen
Predigt                                     Lk.1,67-79

Lied                 13                    Tochter Zion (mit Chor)
Credo
Lied                                         Lap paz este con nosotros
Fürbitten

Abendmahl

Lied                 17,1                 Wir sagen Euch an den
 
Abkündigungen

Lied                 Steh auf…         Chor/Gemeinde
Segen
Nachspiel





Liebe Gemeinde,
Hermann ist 75 geworden. Sein erster Geburtstag allein, nachdem seine Frau vor ein paar Monaten gestorben ist. Ich frage ihn, ob er Pläne für sein neues Lebensjahr hat. „Ach wissen Sie,“ sagt er zögernd, „in meinem Alter und nachdem was ich erlebt habe, macht man keine Pläne mehr!“

Aus der Bibel hören wir ganz anderen Töne von einem anderen Mann: Zacharias, der Mann von Elisabeth. Der Evangelist Lukas berichtet, dass beide fromm und untadelig waren, aber sie hatten kein Kind und sie waren mehr noch als Hermann schon hochbetagt. Auch Zacharias (oder Elisabeth) hätte sagen können: „Ach wissen Sie, in meinem Alter und nachdem, was wir erlebt haben, macht man keine Pläne mehr!“ und keiner würde ernsthaft widersprechen wollen.

Doch bei Zacharias ist das anders. Ein Engel bringt ihm die Nachricht, dass seine Frau doch noch ein Kind gebären wird. Und als Zacharias gerade widersprechen will und ungläubig den Kopf schüttelt und auf sein Alter verweist, da entzieht der Engel Zacharias vorsichtshalber erst einmal die Sprache. Gott kennt keine Altersbeschränkung für seine Pläne. Widerspruch zwecklos!
Elisabeth und Zacharias werden Eltern von Johannes, den man später den Täufer nennt. Nun hätte man denken können, der alte Zacharias und seine betagte Frau Elisabeth würden jammern, wie sie das mit dem Kind im Alter stemmen sollten. Doch Zacharias, mittlerweile von der Stummheit befreit, fängt an zu singen. Sein Lied ist der heutige Predigttext:

67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: 
68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk 
69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David – 
70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –, 
71 dass er uns errettete von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, 
72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund, 
73 an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, 
74 dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht 
75 unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen. 
76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest 
77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden,
78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe
79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. 

Zacharias singt seine ganzen verdrängten Träume heraus:
Entgegen den Erfahrungen aus dem bisherigen Leben stimmt es doch, was in der Bibel steht:

-       Trotz vieler Bedrängnisse steht Gott zu seinen Menschen.
-       Trotz Furcht und Sorge ist diese <erde doch nicht gottverlassen.
-       Trotz Verblendungen und Egoismen des Volkes gibt Gott sein heil und vergibt die aufgeladene Schuld.
-       Trotz manch leer klingendem Wortschwall wird Gottes Barmherzigkeit uns tatsächlich besuchen.
-       Trotz Armut, Not und Gewalt wird ein Licht aufgehen für die, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben.

„Was haben Sie für Pläne, Herr Zacharias?“ frage ich den alten Mann. Zacharias schaut auf sein Kind. Er bekommt leuchtende Augen und sagt:
„Das Kind wird unsere Füße auf den Weg des Friedens richten!“
„Das Kind?“ frage ich verwundert. „Wieso das Kind? Und wieso stellen Sie sich erst jetzt beim Anblick des Kindes vor, dass Sie etwas zum Frieden beitragen können?“

Da schweigt der Alte und senkt den Blick. Nach einer Zeit sagt er ganz leise:
„ Wir vom Volk Israel hatten schon einmal geglaubt, der Friede in unserem Volk und mit unseren Nachbarn wäre ganz nahe. Der alte Prophet Sacharja hat geweissagt: „Du Tochter Zion, freue Dich sehr und jauchze! Siehe, Dein König kommt zu Dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, nein: auf einem Füllen der Eselin!“
Zacharias fährt fort: „Und wir dachten, endlich einer, der bescheiden ist. Der regiert, ohne mächtig sein zu müssen. Der nicht gegen die anderen brüllt. Der nicht stärker sein muss als andere. Ohne Intrigen. Der ehrlich ist! Einer der Zuhören kann. Dessen Zepter Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ist! Der keine Staatskarosse und Bodygards braucht. Er kommt auf dem schwächsten Tier, dem Füllen einer Eselin und doch trägt es den König!
Doch dann war es wie immer. Unsere Leute waren erst fasziniert und dann gingen sie doch den alten Geschäften nach, scherten sich einen Kehricht um ihren Nächsten und die Umwelt…“

Da fällt mir die Geschichte von vorhin ein:
Mt.21,1-9

Jesu Einzug in Jerusalem
1 Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus 
2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! 
3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. 
4 Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): 
5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« 
6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, 
7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. 
8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 
9 Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! 

Die Geschichte Jesu! Das Volk jubelt dem Heiland zu! Und wenig später gehen sie den alten Geschäften nach und schreien statt Hosianna „kreuziget ihn!“ Genau so wie Zacharias es auch immer wieder erlebt hatte.
„Trotzdem?“ wende ich mich dem alten Zacharias wieder zu. „Trotzdem haben Sie sich vorgenommen nun auf dem Weg des Friedens zu gehen? Lohnt sich das? Wird die Hoffnung nicht jedes Mal wieder mit Füßen getreten und auf´s Kreuz gelegt?“

Der Alte schaut erst mich und dann sein Kind an. „ Advent!“ sagt er. „Wie bitte?“ frage ich. „Advent! Es ist Advent! Gott kommt uns in einem Kind entgegen. Er kommt wirklich! Immer wieder, weil er mit uns immer noch einen Plan hat. Es liegt an uns, die Türen aufzumachen, das Tor weit. Er kommt und wir müssen ihn hereinlassen. In unsere Häuser und in unsere Herzen. Und wenn auch unser Herz und unsere Seele ein armseliger Stall wäre. Er will uns erlösen von dem Gedanken, es wäre schon alles erzählt und die Welt würde nach den immer gleichen Gesetzen sich drehen. Wir meinen, es lohne sich nicht, im Alter und mit unserer Lebensgeschichte auf dem Buckel Träume zu träumen oder Lebenspläne zu versuchen, aber Gott denkt anders als wir!“

Und dann holt er eine schrumplige Kerze aus dem Schrank und stellt sie vor mich. „Fang an!“ lächelt er mich aufmunternd an. „Fang an und zünde für Dich eine Kerze an!“
Ich beginne zu verstehen, was der Alte mir sagen will:
„Gott hat einen Plan und er kommt, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu richten. Ich darf den ersten Schritt tun. Und er kommt mir entgegen. In der Gestalt eines Kindes. Es ist Advent!“
Amen!

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