Was ist Wahr und was ist Lüge? Jer.23,16-29

Gottesdienst 2./3.6.

Vorspiel
Votum/ Begrüßung (Vorstellung von Rolf Fröhlich)
Lied     452                              Er weckt mich alle Morgen
Psalm  718                              Ps. 34
Ehr sei dem 
            
Gebet / Kyrie
Gebet/ Laudate
Gebet
Lesung / Halleluja                  Lk.16,19-31

Lied     124                              Nun bitten wir den heiligen Geist
Predigt                                    Jer.23,16-29
Lied     619                              Du bist der Weg

Credo
Friedensgruß / La paz este con …
Fürbitten

Abendmahl

Lied 638                                  Wo ein Mensch Vertrauen gibt
Abkündigungen

Lied 170                                  Komm Herr segne uns
Segen
Schlussmusik


Predigt                                    Jer.23,16-29

Liebe Gemeinde,
was ist wahr und was ist falsch? Was ist Fakt und was ist Fake?
Darum geht es zum einen in den Worten von Jeremia. So spricht der Herr Zebaoth, beginnen die Worte. Hier spricht nicht ein Mensch, hier spricht Gott selbst durch den Menschen Jeremia. Damit keiner die Worte Gottes falsch versteht, bindet sich Jeremia ein hölzernes Joch auf den Rücken. Damit läuft er durch Jerusalem. Jedem, der es sieh, wird klar, was Gott sagen will: Beugt Euch unter die mächtige Macht der Babylonier. Das ist immer noch besser als einen Krieg gegen die Übermacht zu führen. Zuzuschreiben habt ihr es Euch allemal selber mit ungerechter Sozialpolitik. Alles Schönreden durch Eure Propagandasprecher, die ihr Propheten nennt, werden daran nichts ändern! Jeremia schickt sein Joch sogar als Zeichen an die Könige der Region, um ihnen deutlich zu machen, was falsche Politik bewirkt. (Das ist alles bei Jeremia nachzulesen!).
Kurz darauf läuft ein anderer Prophet– er heißt Hananja - mit dem Joch Jeremias herum. Er zerbricht es. So spricht der Herr… beginnt auch er. Alles wird nicht so schlimm kommen, wie Jeremia behauptet. Aussage gegen Aussage. Prophet gegen Prophet. Welcher spricht wirklich im Namen Gottes? Wem soll man glauben?
Was stimmt? Was ist wahr und was ist Lüge?

Jeremia beklagt, dass Menschen sich mit ihrem Glauben auf der sicheren Seite wähnen. „Gott mit uns“, „Egal, was wir machen! Gott wird uns schon nicht verlassen!“ Die so etwas öffentlich sagen, die echte Kritik mundtot machen, das sind für Jeremia falsche Propheten. Sie vereinnahmen Gott, Religion und Glauben für sich.  Sie biegen sich Gott so zurecht, dass es passt. Mit dem lieben Gott beeinflussen und betrügen sie dann Menschen.

Bei uns kann man – 2500 Jahre später - mit Religion keinen Staat mehr machen. Darin unterscheiden wir uns von Jeremia. Seine Welt ist nicht unsere. Aber mit der Frage „was ist wahr?“  und „was ist falsch?“ müssen wir uns auch heutzutage beschäftigen. Auch und gerade in der Politik:  Gibt es den Klimawandel? Die einen reduzieren den CO2 Ausstoß, die anderen steigen aus dem Weltklimaabkommen aus. Bittere Wahrheit. Höchste Zeit zum handeln sagen die einen. „Alles Fake!“ sagen andere. Ich kann mich nicht erinnern, soviel mit der Frage „was ist wahr? Was ist falsch?“ konfrontiert worden zu sein, wie derzeit in der Politik. Populisten reklamieren die Wahrheit für sichund die Leute laufen ihnen nach wie dem rattenfänger. Doch woran erkennt man, was wahr ist oder falsch?

Man kann Fakten recherchieren. Man kann kritisch sein und nicht gleich alles glauben, was diejenigen, die am lautesten schreien in die Welt setzen. Was wahr ist oder falsch, entscheidet sich letztlich an der Geschichte sagt Jeremia.

Aber dann kann es zu spät sein. Das bekommt das Volk Israel zu spüren. Es wird von den Babyloniern überrannt. Der Staat ist schwach. Die Oberschicht wird deportiert in die babylonische Gefangenschaft.

Woran kann ich heute erkennen, was Gottes Wille ist, damit es für uns nicht zu spät ist? Ich staune immer, wenn mir Christen erzählen, sie haben eine Eingebung von Gott bekommen, dieses oder jenes zu tun. Ich habe Jeremias warnende Worte im Ohr: Sie verkünden Euch Gesichte aus ihren Herzen, aber nicht aus dem Mund des Herrn. – Vorsicht also mit persönlichen Eingebungen. Sie sind kein Zeichen nachvollziehbarer  Wahrheit. Abererseits: Würden wir heute einem Jeremia glauben?
Wie oder was ist Gott? Was ist wahr und was ist Lüge?

Ich staune immer, wieder, wenn behauptet wird: Gott ist grenzenlose Liebe. Ich denke dann an die Eltern, die gerade ihr Kind durch einen Verkehrsunfall verloren haben. In der Trauer tröstet kein liebender Gott. Wie ist Gott?

Ich staune immer, wenn Menschen sagen, Gott ist Dir ganz nah. Ich denke an den Brandanschlag gegen Ausländer in Solingen, der sich gerade wieder jährt. War Gott da ganz nah? 

Bei Jeremia höre ich: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

Das ist nicht tröstlich. Das ist für unseren Glauben heutzutage sogar ein Hammer! Aber das ist vielleicht ehrlicher, als ständig Gott in wattierte Formeln zu packen.

Ich überlege, wie ich seelsorgerlich von Gott erzählen soll: tröstend, aufbauend, Mut machend. Bauen wir uns da nicht oftmals einen Kuschelgott zusammen? Weich und flauschig, unpolitisch und nur auf die einzelne Seele konzentriert?

Ich höre bei Jeremia: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“

Solche Worte sind nicht Opium des Volkes, wie Lenin mal gesagt hat. Die Worte der Bibel, Gottes Worte taugen keineswegs immer zur Beruhigung und Vertröstung. Sie rütteln vielmehr auf. Die Bibel mahnt zur Wachsamkeit, zur ständigen Umkehr zu Gott, zur ständigen Buße wie Luther richtig festgestellt hat. 

Was aber will Gott? Wie kann ich mein Leben ausrichten, dass Gott nicht tobt? Dass sein Wort nicht der sprichwörtliche Hammer ist, dem ich nur ohnmächtig zusehen kann? Was kann ich tun, damit am Ende keine Katastrophe mein Leben und die Welt bestimmt, sondern der Segen Gottes?

Der Geschichte Jeremias entnehme ich, dass nicht alles, was geschieht, Gottes Wille ist. Gott ist nicht das Schicksal, dem ich willenlos unterworfen bin. Jeremia zeigt mir, dass Unrecht und Unwahrheiten in Katastrophen führen. Dafür ist dann der Mensch und nicht Gott verantwortlich. Jeremia erinnert an unsere Verantwortung für die Welt, in der wir miteinander leben und nicht gegeneinander. Keiner soll sich sicher sein und sagen: Mit Gott auf unserer Seite! Und die anderen sind dann gottlos. Keiner soll sich für ein auserwähltes Volk halten und die Welt auf Kosten anderer beherrschen. Den Nächsten sollen wir lieben wie uns selbst. So einfach ist das eigentlich!
Jeremia zeigt mir aber nicht nur, wie Gott fern sein kann. Er zeigt mir auch durch den Wutausbruch Gottes, dass der Himmel ein Interesse an der Erde hat. Es ist Gott nicht gleichgültig, was wir glauben oder was wir anzweifeln. Es ist ihm offenbar nicht egal, wie wir leben. Wenn Israel sich Babylon unterwerfen soll, dann ja nicht um aus dem Buch der Geschichte zu verschwinden, sondern, weil das Leben eben nicht nur aus Fortschritt und Erfolgen besteht, sondern auch Niederlagen und Demut erfordert.

Das ist doch die religiöse Gefahr und der pseudoreligiöse Wahn, dass wir meinen, es gehe immer weiter und immer aufwärts. Wir könnten an eine ewige Sicherheit glauben, die uns vor allem bewahrt. Die Wahrheit ist, dass wir sterblich und verletzlich sind. Die Wahrheit der Beziehung zwischen Mensch und Gott ist am Kreuz erkennbar. Da sagt Jesus: mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen. Und gleichzeitig ist Gott nie weg. Sonst hätte es keine Auferstehung gegeben.
Hat Gott den Tod Jesu gewollt? Wer ist sich da so sicher, dass Gott nicht geweint hat? Bei Jeremia und bei Jesus erlebe ich einen Gott, der ganz und gar nicht allmächtig ist, sondern ohnmächtig sich der Willkür von Menschen ausliefern lässt.
Haben Menschen Jesus ans Kreuz gebracht? Ja, das ist eine Wahrheit.
Haben die Juden, Jesus ans Kreuz genagelt? Wie es oftmals heißt?
Nein, das ist eine geschichtliche Lüge!
Was ist wahr, was ist falsch? Schon ein wenig Nachfrage kann uns auf den richtigen Weg bringen.
Jesus sagt: ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!
Die Wahrheit liegt uns nicht zu Füßen, wir müssen sie entdecken.
Die Lüge wird uns oftmals einfach in den Weg geworfen. Wir sollten beitragen, sie aufzudecken. 

Dabei können wir unseren Glauben bewahren. Unseren Glauben an den Gott, der sich den Menschen zuwendet, weil er das Leben will. Und manchmal hilft dazu ein Donnerwetter. Amen!


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