Wochenblattartikel Pfingsten 2018

Liebe Kirche,
Pfingsten hast Du wieder Geburtstag. In der Apostelgeschichte lese ich von Deiner Geburtstunde: Alle Jünger waren an einem Ort versammelt. In Jerusalem feiern Menschen aller Nationen und Kulturen ein Fest. Da kommt ein Brausen. Es erfüllt das Haus und die Jünger. Die Jünger sprechen mit einem Mal viele Sprachen. Die Botschaft Jesu erreicht die Welt. Immer mehr Menschen interessieren sich für die Antworten der Bibel nach dem Woher und Wohin. Sie sind begeistert vom Geist, der Menschen in die Verantwortung schickt für diese Welt und ihnen gleichzeitig sagt: Ihr seid auch mit Fehlern von Gott geliebt.

Liebe Kirche,
Deine Geburtsstunde war kompliziert. Die ersten Christen wurden verfolgt, weil sie in Dir nur den einen Gott anbeteten, obwohl die Machthaber selber die Verehrung beanspruchten. Diese Menschen waren mutig. Sie hielten stand und gründeten Kirchengemeinden. 

Liebe Kirche,
Später übernahmst Du selber Macht. Kaiser und Könige, Päpste und Bischöfe trugen das Kreuz Jesu in den Kronen. Sie hätten vom Geist der Liebe erzählen sollen und ließen sich statt dessen vom Geist der Macht treiben. Viel Unrecht ist im Namen der Kirche geschehen: Andersgläubige wurden getötet, Kinder missbraucht. Die Zahl derjenigen, die Deiner Einladung folgen, ist kleiner geworden. Dein Antlitz hat an Schönheit verloren!

Liebe Kirche,
Du hast auch Kinder bekommen: orthodoxe, katholische und evangelische. Und die haben wieder Kinder: Baptisten, Methodisten und wie sie alle heißen. Es wäre schön, wenn es ein Familientreffen gäbe zu Pfingsten: Alle wären beieinander; alle getrieben von einem Geist trotz aller Unterschiede. Man würde sich gegenseitig akzeptieren und tatsächlich gemeinsam Abendmahl feiern.

Liebe Kirche,
einige haben Dich ja mit Deinen über 2000 Lebensjahren schon tot gesagt. Aber immer noch kommen Menschen zu Dir, suchen die Stille oder die Lebendigkeit. Sie beten, sie singen. Sie zünden Kerzen an. Sie bringen ihre Kinder zur Taufe, sie vertrauen Deinem Segen für die Ehe und hoffen auf Deine Güte, wenn ein Mensch stirbt. 

Liebe Kirche,
ich bin nicht mit allem einverstanden, was in Deinem Namen gesagt und getan wird. Aber ich bin froh, dass es Dich gibt. Du zeigst, dass diese Welt nicht ohne Gott ist. Du erzählst noch immer von der Liebe, die die Kraft zum Guten hat. In Dir werden Menschen mit unterschiedlichsten Sprachen vom Geist Gottes berührt. Bei Dir muss nicht alles dem letzten Modeschrei nachlaufen. Das finde ich wohltuend.

Ich gratuliere Dir also zum Geburtstag am Pfingstfest und wünsche Dir weiterhin Gottes Geist. Ich werde Dich schon bald besuchen.

Vielleicht kommen Sie mit?      Herzliche Grüße, Immo Wache – ev. Pfarrer Teneriffa Süd

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