Jeremia 31,31-34

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, 
32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; 
33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. 
34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken

Liebe Gemeinde, Liebe Leserinnen und Leser!

Ein Bündnis haben sie geschlossen: Am Berg Sinai! Ein Bündnis zwischen Gott und dem Volk Israel.  „Ich werde Euer Gott sein!“ hat Gott gesagt. Und Mose hat darauf vertraut. Aus Ägypten, aus der Sklaverei, hat er voll Gottvertrauen sein Volk geführt. 1o Gebote hat er in Stein gemeißelt: Gottes Richtlinien für ein von Gott gewolltes  Zusammenleben.  Zuerst: Ich bin der Herr Dein Gott, Du sollst keine anderen Götter haben. Dann anderes noch: Nicht morden! Nicht stehlen! Keine falschen Behauptungen über andere erheben. Nicht an sich reißen, was anderen gehört!
Doch es kam anders. Man bereicherte sich am Besitz der Witwen. Finanzielle Vorteile nahm man gerne an, auch wenn es nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Könige sorgten sich mehr um die eigene Macht, als um das erste Gebot, Gott allein zu ehren. Jeder macht, was für ihn von Vorteil ist. Das kann nicht gut gehen.
Am Ende kam das Desaster. Die Propheten haben es geahnt: Amos, Micha, Jesaja und auch Jeremia. Unrecht haben sie angeklagt. Wenn ihr so weiter macht, wird der Staat von Unmoral innen zerfressen sein und andere Mächte werden kommen und uns besetzen. Statt Umkehr ernteten die Propheten noch mehr Beschimpfungen. 586 v. Chr. ist es soweit: Die Babylonier kommen. Juda hat nichts entgegen zu setzen. "Das ist Gottes Strafe für den Ungehorsam!", hört man an allen Ecken... Viele Menschen müssen die Heimat verlassen, werden deportiert. Jeremia, der Prophet, ist einer von ihnen. Er hat nichts Gutes über sein Volk zu sagen.

Szenenwechsel:Vor etwa 80 Jahren…
In Deutschland waren fast alle getaufte Christen. Fast alle haben Kommunion oder Konfirmationen erlebt. Fast alle kennen zumindest grob die 10 Gebote. Die Taufe ist ein Bund zwischen Gott und den getauften Menschen.  Doch man hält sich für ein besonderes Volk.  Man vertraut nicht Gott, sondern dem Führer. Tausende sind blind und taub für die Werte der Menschheit. Menschen warnen. Doch sie werden inhaftiert. Das Desaster kommt. Der zweite Weltkrieg hinterlässt Trümmer und Tod. Es dauert lange, bis Schuld eingestanden wird und Versöhnung beginnen kann. Am vergangenen Dienstag, dem 8.Mai jährte sich das Ende des 2. Weltkriegs in Europa und die Kapitulation Deutschlands zum 73. Mal.

Noch ein Szenenwechsel:
Vor 20 Jahren standen sie vor dem Traualtar. Haben den Bund des Lebens geschlossen. „Ja, ich will!“ haben sie dem Standesbeamten gesagt; „bis der Tod uns scheidet!“ haben sie in der Kirche versprochen. Dann kamen Kinder. Und als die aus dem Haus gingen, haben die Eheleute gemerkt, dass sie verlernt hatten Mann und Frau zu sein. Wie soll es weitergehen? Streit hält Einzug und Kälte. Die Ehe scheint ein Trümmerhaufen. Der Bund für das Leben klingt wie ein hohles Wort.

Da hört man mit einem Mal eine Stimme: „Siehe! Es kommt die Zeit, da will ich einen neuen Bund schließen, nicht wie der vorherige gewesen ist!...“

Die Eheleute reiben sich verwundert die Augen! Die Völker, die unter Nazideutschland gelitten hatten, wenden sich vorsichtig wieder dem Land und den Menschen zu. Israel  merkt auf. Wer spricht da? – Jeremia spricht, doch es sind nicht seine Worte. Es sind Worte Gottes. „Ich will einen neuen Bund schließen! Den ersten Bund habt ihr Menschen gebrochen, obwohl ich - Gott - EuerHerr war!“

Ein Stich ins Herz durchfährt da die Menschen! „Ja, wir haben uns nicht korrekt verhalten. Ja, wir haben Mist gebaut! Wir haben Schuld auf uns geladen. Wir haben verletzt an Leib und noch mehr an der Seele anderer.“ Es nützt nichts sich vor Gott zu rechtfertigen. Vor Menschen versuchen wir unsere Verantwortung klein zu reden, aber vor Gott?

Bleibt doch nur der Trümmerhaufen? 

„Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“ Spricht Gott!
„Alles wird wie früher!“ denken die Menschen. „Alles wird gut“, sagen sie. „Wir versprechen uns, gegenseitig daran zu erinnern, was unsere Werte sind, die wir aus der Bibel empfangen haben.“

Doch Gott gibt sich damit nicht zufrieden. „Nein, es reicht offenbar nicht, dass ihr die 10 Gebote kennt. Es reicht nicht, wenn ihr sie auswendig lernt oder Euch in das Wohnzimmer hängt. Es wird die Zeit kommen, in der keiner den anderen belehren muss…“

Die Menschen denken: „Das reicht nicht? Wir wären froh, wenn es heutzutage zumindest diese gemeinsame Erkenntnis in unserem Land oder gar in der Weltgemeinschaft gäbe. Bündnisse müssen gehalten werden. Wenn wir wissen, dass nicht wir Menschen die Herren sind, die sich über Menschheit und Schöpfung erheben, sondern wie es im ersten Gebot heißt: Nur ein Gott. Wenn wir den Feiertag heiligten, anstatt alles dem Konsum zu opfern. Wenn es einen Generationenvertrag gäbe, der Eltern und Kindern ein sicheres Alter ermöglichen würde. Wenn das Leben wertgeschätzt würde, anstatt es bewusst oder aus Leichtsinn zu gefährden. Wenn wir uns nicht an anderen bereichern würden und wenn die Scheidungsraten sinken würden. Wenn nicht mehr über andere mit Lügen hergezogen wird. Wenn das Internet und die Socialmedias der Verständigung und nicht der Hetze dienen würden. Das sind doch die ewig gültigen Werte der 10 Gebote!“

„Nein!“, sagt Gott. „es reicht nicht, wenn ihr die 10 Gebote aufgeschrieben seht!“
„Es kommt die Zeit, da will ich mein Gesetz in des Menschen Herz geben und in ihren Sinn schreiben und sie sollen mein Volk und ich ihr Gott sein.“

Die Menschheit seufzt. „Gott, das wird nicht klappen. Immer wieder versagen wir Menschen. Im Großen und im Kleinen. Kulturen sind unterschiedlich. Mentalitäten sind unterschiedlich. Jeder und jede bringt eine  andere Geschichte mit. Immer wieder werden Menschen ein hartes Herz haben und einen starken Eigensinn. Deine Schrift wird nicht in ihr Herz gelangen und die Tinte wird auf ihrem Sinn nicht haften. Gerade in diesen Tagen erleben wir, wie Bündnisse ohne Not gebrochen werden. Wie Egoismus über Verantwortlichkeit siegt, wie Kriegsgefahr wächst.“

Viele wenden sich ab. „Lass uns fressen und saufen, denn morgen sind wir tot.“ „Wir zuerst und nach uns die Sintflut!“ „Religion ist Opium des Volkes.“ „ Lass mich mit Kirche zufrieden, ich glaub lieber an mich selbst!“

Einige aber bleiben. Sie merken, wie ihnen die Worte aus dem Munde Jeremias gut tun. Gott erreicht doch ihr Herz! Es wird nicht wie früher sein. Es kommen neue Zeiten. Gott sagt: "Ich gehe mit Euch in diese Zeit. Ich verspreche es. Ich will einen neuen Bund mit Euch schließen." -  Die Menschen heben den Blick. „Vater unser“, beten sie: „geheiligt werde dein Name!“ Sie bitten um Vergebung, und vergeben anderen. Ein neuer Weg soll möglich sein. „Dein Reich komme, wie im Himmel, so auf Erden!“
Die auf Gott vertrauen werden Großes bewirken können. Das geht aus dem Munde Jeremias damals wie heute hervor:

Das Volk Israel kehrt im Jahre 539 vor Christus zurück nach Jerusalem und wagt einen neuen Anfang.

Deutschland wird wieder 1948 in die Völkergemeinschaft aufgenommen. Die Kirchen werden zum Ort großer Hoffnung und zum Zeichen einer neuen Orientierung. Das Grundgesetz ist ohne die 10 Gebote undenkbar, denn die Würde des Menschen ist unantastbar.
Das Ehepaar rauft sich zusammen. Die Wunden schmerzen noch. Das Herz siegt aber. "Wir müssen anders miteinander umgehen. Einander öfter sagen, was wir mögen und was wir gar nicht wollen. Vielleicht schaffen wir es nicht aus eigener Kraft weiterzugehen, aber wenn Gottvertrauen hilft, dann wollen wir es wagen."

Die Wolken am Himmel ziehen weiter. Dunkle und Schönwettergebilde. Die Uhr läuft. Menschen streiten, aber sie versöhnen sich auch wieder. Einige bleiben hart. Einige gefährden sich und die Menschheit. Sie pfeifen auf Bündnisse. Die Klugen sind in der Minderheit. Sie wissen, dass Kompromisse und verlässliche Bündnisse die Zukunft garantieren. Aber sie müssen sich Gehör verschaffen. Und doch sagt Gott: Siehe, es kommt die Zeit. Ich will einen neuen Bund schließen. Das reicht, um die Zukunft zu gestalten. Im eigenen Leben und in der Welt, die uns als einzige geschenkt ist. In Jesus Christus ist auch uns der neue Bund geschenkt. Amen!


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