wir sollen heilig sein, denn er ist heilig

Liebe Gemeinde,
als Kind war ich mit meinen Eltern öfter auf Familienfreizeiten unserer Kirchengemeinde auf der Nordseeinsel Langeoog. In der dortigen Anlage gab es auch einen Ententeich. Der war umzäunt und lag etwas abseits. Auf dem Teich schwammen Enten und in der Mitte war ein buntes Entenhaus errichtet. Ich war vielleicht 8 Jahre alt. Meine Freunde und ich hatten wohl Langeweile und warfen Steine in den Teich. Irgendwann machten wir Zielwerfen. Wir peilten das Entenhaus an und trafen erstaunlich gut. Bald war das Entenhaus durchlöchert wie ein Sieb. Da merkten wir, was wir angerichtet hatten.

Mit hängendem Gesicht ging ich zu meinem Vater und beich-tete. Mein Vater machte ein sehr bedenkliches Gesicht, aber anstatt zu schimpfen oder zu bestrafen schickte er mich zum Leiter des Freizeitheims. In 15 Minuten sollte ich mit meinen Freunden  da sein und dem alles erzählen. Mit dem schlech-testen Gewissen, das man haben kann, klingelten wir also bei Herrn Mummoth. Der hörte unsere Beichte quälend lange an und dann sagte er: Ich weiß schon Bescheid. Tut das nie wieder! - Und das war´s!
Offenbar hatte mein Vater zwischenzeitlich die Schadensregu-lierung mit dem Heimleiter einvernehmlich übernommen. Billig sollten wir Jungs nicht davon kommen, aber auch nicht mit Strafen. Er wollte, das wir zukünftig unseren Verstand gebrauchten und ein anständiges und kein leichtfertiges Leben führten. Noch heute bin ich dankbar für diese kluge und besonnene Lehrstunde meines Vaters.

Ich erkenne da einiges wieder in dem Predigttext vom heutigen Sonntag:

1.Petrusbrief 1, 13-21

Diese Worte sind Teil einer Lehrstunde für die Christen in Kleinasien. Das Unterrichtsthema heißt: „geheiligtes Leben“.

Die meisten werden anfangen zu Gähnen. Anständig leben tun wir doch? Ein geheiligtes Leben ist etwas für Mönche oder Nonnen im Kloster. Die richten ihr Leben ganz nach Gott aus. Wir dagegen haben viele Interessen. Wir sind Kinder dieser Welt. Wir engagieren uns für unsere Familie. Wir engagieren uns ehrenamtlich in der Gemeinde oder im Sportverein. Wir gehen in die Kirche oder haben dafür keine Zeit, weil wir die Kinder Sonntagmorgens zur Reitstunde oder zum Tennis fahren müssen. Für das alles bringen wir Zeit und Herzblut auf. Deshalb sind wir doch vor Gott nicht schlechter oder?

Fragen wir Gott: Gott, wofür schlägt Dein Herz? Wofür bringst Du Zeit und Herzblut auf?
Unser Bibeltext versucht eine Antwort. „Ihr Christen seid heilig, weil ich - Gott - heilig bin! Ich habe Euch berufen. Ihr seid mir wichtig. Vielleicht fühlt Ihr Euch komisch, ja fremd, wenn ihr Euch zum christlichen Glauben bekennt. Wenn ihr an mich glaubt, wenn ihr von Hoffnung geleitet seid, wenn ihr spürt, dass Fehler und Versäumnisse nicht zur Anklage führen werden, sondern dass Euch meine Gnade frei machen wird. Ein christlich geführtes Leben müsste doch anders sein, als eines ohne den Glauben an Gott? Vielleicht verlachen Euch zunächst die Leute, aber sie werden auch insgeheim Euch bewundern und sehen, wie glücklich ihr seid.

Stärkt Euren Verstand, macht Euch bereit! Gebt Euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher aus Unwissenheit meintet mitmachen zu müssen, was alle machten. Mein Herz schlägt für Euch. Zeigt das der Welt. Legt ab alle Bosheit, allen Betrug, Heuchelei, Neid und üble Nachrede (1.Petrus 2,1) Ihr seid lebendige Steine, mit denen ich ein geistliches Haus errichten will. (2, 5)

Nun damit wäre ich wieder bei dem Entenhaus auf Langeoog. Aus Unachtsamkeit, aus Gruppenzwang heraus, haben wir mit Steinen ein Haus kaputt gemacht. Als Erwachsene machen wir manchmal auch etwas kaputt: Gefährden diese Erde als Zuhause für alle Menschen, Zerstören mit Worten Beziehun-gen, wollen alles haben, aber sehen nicht wer dafür arbeitet. Das sind keine Verbrechen nach dem Gesetz, aber es macht Unheil. Ein heiliges Leben verbindet Wunden, sieht den Nächsten auch wenn er fremd ist; sucht nach der Wahrheit, die weiterführt.

Ich glaube, dafür muss man nicht Mönch oder Nonne werden. Gott traut es uns offenbar zu. Er beruft uns als Heilige, weil er heilig ist. Durch uns soll etwas von göttlicher Hoffnung in dieser Welt sichtbar werden. Also: Umgürtet Eure Lenden und macht Euch bereit! Amen.


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