Mk.10,17-27 Jesus nachfolgen? Predigt am 15.10.2017

Folge mir nach! Sagt Jesus. Das hat er schon oft gesagt und immer sind Menschen aufgestanden und haben fast alles stehen und liegen gelassen. Bei Simon Petrus und seinem Bruder Andreas, den Fischern am See Genezareth war das so und auch beim blinden Bartimäus. Sie trugen die Sehnsucht nach einem anderen Leben in sich und sie ahnten, dass Jesus ihnen einen neuen Weg des Lebens zeigen könnte. An einigen Tagen, so erzählt die Bibel folgten Tausende Jesus nach. Die einen hatten die Hoffnung, dass Unterdrückung und Ungerech-tigkeit bei Jesus ein Ende haben würden. Andere erhofften sich nach jahrelanger Krankheitsgeschichte ein gesundes Leben in der Gesellschaft. Einige merkten, dass Jesus sie wertschätzte, was bisher noch niemand so richtig getan hatte. Immer geht es darum, das Leben neu zu ordnen. So dass das Leben einen Sinn hat. Nicht nur für heute, sondern bis in alle Ewigkeit. Ewiges Leben: Aufgehoben sein bei Gott und nicht gefangen in dem, was uns das Leben schwer macht.

Nur dieses Mal klappt es nicht mit dem Ruf zur Nachfolge:
Da kommt einer, der etwas anderes in seinem Leben sucht, obwohl er anscheinend alles hat, was man zum Leben braucht. Wir erfahren am Anfang nicht, dass er reich ist und auch nicht, dass er jung wäre, wie in den anderen Evangelien. Guter Meister, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Er fragt das ganz ehrlich und geht dabei sogar voller Ehrfurcht auf die Knie.
Jesus antwortet mit dem Hinweis auf die 10 Gebote. Er zählt allerdings nur die Gebote 4-9 auf, also die, in denen ein soziales Miteinander empfohlen wird: Eltern ehren, nicht Gewalt anwenden und sich nicht mit Lug und Trug bereichern. All das hat der Mann nach eigener Aussage getan. Jesus glaubt ihm das. Er gewinnt ihn lieb. Dieser Satz bleibt bei mir hängen. Jesus gewann ihn lieb. Das steht übrigens nicht in allen Evangelien.
Das Markusevangelium lehrt uns damit, nicht wie wir das sonst oft tun mit dem Finger auf die vermeintlich Reichen zu zeigen. Dazu taugt diese Geschichte nicht, auch wenn der Mann als reicher Jüngling , der nichts von seinem Reichtum abgeben will, in unserem Gedächtnis geblieben ist. In allen Forderungen gegenüber den Reichen schwingt die Liebe zu diesen Menschen nicht mit. Die da oben, wir da unten. Das ist vielleicht verständlich, aber doch zunächst einmal billig und lieblos. Jesus aber gewann den Mann lieb.

Jesus merkt, dass der Mann mehr sucht, als ein anständiger mensch zu sein. Jesus sagt: Eines fehlt dir noch: Verkaufe alles was du hast und gib es den Armen und folge mir nach!

Alles abbrechen Alles hinter sich lassen? Der Mann kriegt die Kurve nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. „Er ging betrübt und traurig weg, denn er hatte viele Güter.“ Wir haben von ihm nie wieder etwas gehört. Ob es ihm irgendwann gelungen ist, das zu bekommen, wonach er gesucht hat? Ein anderes Leben? Ein Leben, das einen Wert  hat und Zukunft in sich trägt? Ein ewiges Leben?

Nein, wir brauchen nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Wir sind ja selbst oft gebunden und würden es eigentlich an-ders haben wollen. Wir arbeiten für unseren Job, wir wollen es möglichst gut machen, stehen vor dem Burnout und schaffen es doch nicht, das Leben anders zu gestalten. Wir werden älter und dabei weder gesünder noch schöner; wir träumen davon nicht so zu altern wie viele andere und werden trotz Cremes doch nicht glücklicher. Andere binden sich an Men-schen, reden von Verantwortung anstatt von Liebe und wissen, dass die Beziehung sie eher unglücklich macht. Aber sie schaffen es einfach nicht, sich aus dieser Bindung zu lösen. Manche Eltern sind nur für ihre Kinder da und verlieren dabei das eigene Leben. Manche Kinder opfern sich für ihre Eltern auf und träumen doch davon noch einmal ganz anders leben zu können. Manche gehen sogar in einer Kirchengemeinde auf, weil sie sich Anerkennung erarbeiten möchten, die sie anderswo offenbar nicht bekommen konnten.

Was müssen wir tun, um ein anderes Leben leben zu dürfen, in dem nicht alles im Laufe der Zeit weniger wird? Was kann mir Beständigkeit geben? Was muss ich tun, um ewiges Leben zu ererben? 
Führe ein anständiges Leben, dann wird dir der liebe Gott das schon im Himmel vergelten. Jahrhundertelang ist das in Kir-chen und Elternhäusern, von Königen und Großgrundbesitzern gepredigt worden. Lebe zumindest die Gebote 4-10 und halte die Füße still, dann machst Du alles was Gott von Dir Erdenkind will. Oder Menschen sagen: Ich brauche Gott nicht, um ein anständiges Leben zu führen. Kann sein. Aber den Traum vom ewigen Leben träumst dann doch nicht mehr!

Jesus lehrt hier etwas anderes. Wenn Du die 10 Gebote lebst, dann bist Du schon auf der richtigen Spur. Anständige Menschen die ehrlich und nicht auf Kosten anderer leben, sind Jesus wesentlich lieber, als Schurken, Großmäuler und egoistische Rolexträger. Aber wenn es darum geht, die Sehnsucht nach einem ewigen Leben zu stillen, dann brauchst Du Gottvertrauen. Dann musst Du bereit sein, einen anderen Weg auch zu gehen. Jesus lädt dazu ein, ihm nachzufolgen und dabei Gottvertrauen zu entdecken. Folge mir nach!

Du musst darauf vertrauen, dass dein Leben nicht auseinan-der bricht, wenn du dich von dem löst, was dich anscheinend so wesentlich bindet. Wie bei dem Mann, oder bei einer Frau - ob nun jung oder alt, reich oder nur wohlhabend, gelingt es vielleicht nicht gleich, alles stehen und liegen zu lassen. Meistens dürfte es ja auch klüger sein, erst noch einmal eine Nacht über wichtigen Lebensentscheidungen zu schlafen. Und wie bei dem Mann in der Bibel sind wir nicht immer gleich Feuer und Flamme für das Neue, sondern eher betrübt und auch traurig, wenn wir Vertrautes hinter uns lassen müssen. Jesu Ruf in die Nachfolge ist von Liebe getragen, aber es ist kein billiges Wort. Ewiges Leben gibt es nicht im Sonderangebot.

Es mag sein, dass wir meinen, ein Kamel geht eher durch ein Nadelöhr, als dass wir unserer Sehnsucht nach ewigem Leben einen Weg öffnen könnten. Mag sein, dass wir wie die Jünger uns entsetzen und meinen, so richtig selig wird kein Mensch werden können.

Jesus aber sagt: Bei Gott sind Dinge möglich, die einem Menschen unmöglich erscheinen. Und in diesem Satz klingt schon eine Aufforderung abzugeben, aber eben auch die Liebe zu den Menschen. Gott will doch wohl, dass das Leben von uns Menschen gelingt. dazu müssen sicherlich Reiche den Armen etwas abgeben. Aber so wie Reiche an ihrem Reichtum kleben können, so können Arme auch an dem Gedanken kleben, nur andere wären für ihre Lage verantwortlich. Das gilt für einzelne Menschen und manchmal sogar für ganze Länder.  Die 10 Gebote bleiben der Masstab des menschlichen Miteinanders. Der Bibeltext zeigt, dass es darüber hinaus manchmal notwendig ist neue Wege zu gehen, egal ob reich oder arm und dabei ein gutes Maß an Gottvertrauen im Herzen zu tragen.

Amen!

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