Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein. Karfreitagspredigt zu Lk.23

 Votum

Begrüßung /Abkündigungen

 

Lied 97             Holz auf Jesu Schulter

EG 709             Ps.22 I

Gebet

Lesung             2.Kor.5,19-21

            Kein Halleluja

Credo

 

Lesung:            Lk.23,32-43

EG 91,1-4         Herr stärke mich

Predigt             

 

Lied 98             Korn, dass in die Erde

 

Lesung             Lk.23,44-46

 

Tenebrae

 

Fürbitte

Vater Unser

Segen

 

Auszug


 

Liebe Gemeinde,

Jesus wird gekreuzigt. Joshua: Jesus: Das heißt übersetzt: Gott rettet

Aber da in Golgatha rettet Gott nicht. Gott rettet nicht den Verbrecher zur Linken und nicht den zur rechten. Selbst der, der sagt: Er sei Gottes Sohn wird nicht gerettet. Am Kreuz schreit Jesus seine Verzweiflung heraus. „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“

 

Ich habe einen Filmausschnitt von einer Nachrichtensendung vor Augen: Massengrab nördlich von Kiew. Ein ukrainischer Pfarrer steht an einer langen Grube. Er soll die Leichen segnen, die zuvor von russischen Soldaten ermordet wurden. Was soll er sagen? Wie kann er trösten? Welche rettende Botschaft kann er verkünden? Hilfloser Helfer!

 

Ich denke an einen Freund. Er ist ein so liebevoller Vater. Er hat eine tolle Frau. Sie gingen immer – aus meiner Sicht – vorbildlich miteinander um. Nun berichtet er mir von der Trennung .Er ist tief verzweifelt. Versteht die Welt nicht mehr. Ich würde so gerne helfen. Aber ich merke, dass mir die Hände gebunden sind. 

 

Ich denke an unsere Bundeswehrsoldaten in Afghanistan und in Mali. Sie sollten helfen, sollten das Land aufbauen, Strukturen herstellen und sichern. Dann ein überstürzter Abzug. Ende der Mission. Sie die retten sollten, werden zum Gespött. Es wird gelästert.

 

Lukas schreibt:

Das Volk greift nicht ein. Es schaut zu. Sprachlos? Hilflos? Sensationslüstern?

Auch die Obrigkeit spottet: Jesus hat anderen geholfen. Nun helfe er sich selber. Kleben an der Macht, da hat Mitleid keinen Platz und Gegner werden kalt gestellt.

Die römischen Soldaten verspotten ihn auch: Bist Du der Juden König hilf dir selber. 

 

Und sogar einer der Übeltäter, die mit Jesus gekreuzigt wurden, reiht sich in die Reihe der Lästermäuler ein: Hilf dir selbst und uns.

 

Die Berichte von der Kreuzigung Jesu berichten von einer verrohten Gesellschaft. Wir lesen von Menschen, denen jedes Mitgefühl abhanden gekommen ist. Wir hören die zynische Antwort von Menschen auf Gottes Botschaft von der Nächstenliebe. Wir lesen von dieser Verrohung in der Bibel und wir lesen davon in der Zeitung. Fast schon stolz präsentieren die sich in der Öffentlichkeit, die besonders dreist sich am Leiden anderer ergötzen. Wir erfahren, dass die Menschenverächter die Macht haben. Selbst Gott kann ihnen nicht wehren. Die Helfen wollen, sind machtlos. Damals, heute und wohl auch morgen. Es ist unglaublich! Wo ist Gott? Wo ist derjenige, der Einhalt gebietet? Wo ist derjenige, der rettet? Wo ist Jesus?

 

Man könnte verzweifeln, sich abwenden, den Glauben an einen liebenden Gott endgültig an den Haken hängen. Doch da wird im Lukasevangelium zumindest von einem der drei Gekreuzigten berichtet, wie er dem Spötter ins Gewissen redet: Fürchtest Du nicht einmal Gott? Du bist doch selber verdammt. Wir empfangen mit Recht eine Strafe, aber Jesus hat nichts Unrechtes getan!

 

Eine Stimme der Vernunft. Eine Stimme, die eigene Schuld zugeben kann. Eine Stimme, die den Unschuldigen in Schutz nimmt.

Dieser bittet Jesus: Gedenke an mich, wenn du in deinem Reich bist.

 

Er weiß, dass er sterben wird. Er weiß, dass es keine Rettung geben wird. Aber er trägt die Hoffnung in sich, dass es ein danach gibt; eine Hoffnung, die das Leiden irgendwie in Zuversicht wandeln könnte.

 

Er weiß, dass er sich selber diese Hoffnung nicht geben kann. Er vertraut auf diesen Jesus, der am Kreuz unschuldig sterben wird. Er vertraut dem, dem in dieser Stunde zum Helfen selber die Hände gebunden sind.

 

Diese Sehnsucht, dieser Glaube bekommt am Karfreitag eine Antwort: Jesus sagt zu ihm: Heute wirst Du mit mir im Paradies sein. Das hebt das Kreuz nicht auf. Die Dunkelheit ist da. Es gibt kein Zurück. Das ist die eine Wahrheit:

 

Krieg bringt unendliches Elend. Bomben zerstören und Nichts wird einfach wieder so, wie es war. Wer getötet wird, kommt nicht wieder zum Leben. Wer überlebt, trägt oft unheilbare Verletzungen auf der Seele. Wer schuldig geworden ist, kann und darf nicht einfach so davonkommen.

 

Zerbrochene Beziehungen tun unendlich weh und scheinen Alles zu verändern.

 

Gescheiterte Missionen stellen in Frage, ob die eigenen Überzeugungen wirklich richtig waren.

 

Am Kreuz Jesu kommt das alles zusammen. Das ganze Leben mit allem Scheitern, das ganze Elend und die geballte Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit. Jesus läuft nicht weg. Er trägt und erträgt das alles mit: Für uns. In Jesus gibt es die eine Perspektive auch in der tiefsten Not, inmitten der größten Sorge. Das ist die andere Wahrheit. In der eigenen Schwäche bittet er noch für uns zu Gott:

 

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. - Es bleibt offen, ob allen vergeben wird, denn viele wissen doch sehr genau was sie tun. Ich könnte denen nicht vergeben, die wissen, was sie an Bösem tun oder sich informieren könnten, was sie denn da an Schuld auf sich laden. Ich fände es fast ungerecht, wenn Gott ihnen vergeben würde. Aber meine eigene Wut und Ohnmacht über die Spötter und Menschenverächter ist auch hier auf Golgatha ans Kreuz genagelt. Ich bin nicht Gott. Mir sind ja auch die Hände gebunden.

Mit der Vernunft betrachtet ist das Kreuz das letzte, was bleibt. Wie auf einem Friedhof. Karfreitag die Realität dieser Welt. Allein der Glaube, dass Gott trotzdem in dieser dunklen Stunde da ist, das Kreuz erträgt, für Dich und für mich und für alle anderen Gebeutelten, Enttäuschten, Verzweifelten, allein das trägt und lässt uns Gott bitten: Gedenke an uns, wenn Du in deinem Reich bist.

 

Nur das lässt uns auf Ostern hoffen. Auf die Auferstehung des Lebens, auf die Kraft und den Geist, der stärker ist alle Bosheit und des Todes. Und Jesus sagt: Nicht erst Ostern, heute noch wirst Du mir nahe sein.

Mein Gott, mein Gott! Du hast mich und diese Welt nicht verlassen. Daran will ich glauben. Auch am Karfreitag. Danke Gott! Amen!

 

Lied:  Korn das in die Erde

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