Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir... letzter Sonntag nach Epiphanias: 2.Mose 34,29-35

Der Glanz auf Moses Angesicht

29Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte.  

30Als aber Aaron und ganz Israel sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen.  

31Da rief sie Mose und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen.  

32Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai.

33Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht.  

34Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, 

35sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.

 Liebe Gemeinde,

als Karl Geiger beim Weltcup der Skispringer in Titisee/Neustadt in diesem Januar Erster wurde, hat er über das ganze Gesicht gestrahlt. Die ganze Mannschaft stand im Glanze dieses Sieges.

So geht es Menschen, die ihr Ziel erreicht haben, die glücklich und zufrieden sind: Sie strahlen, sie glänzen! Die Bibel erzählt, dass Mose auch so ein Strahlen verbreitet hat; seine Haut glänzte, haben wir eben gehört. Wie jemand, der ein großes Ziel erreicht hat. Was war passiert?

 

Mose hatte das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten geführt. Sie zogen durch die Wüste und kamen an den Berg Sinai. Mose folgte der Stimme Gottes und stieg auf den Berg. Er erhielt die beiden Gesetzestafeln mit den 10 Geboten. Allerdings dauerte das Ganze doch etwas länger und das Volk am Fuße des Berges wurde ungeduldig. Sie bauten sich aus dem Schmuck, den sie hatten, ein goldenes Stierbild und beteten es als Gott an. Es ist schon reichlich sonderbar, wenn Menschen ein Bild des Wohlstandes vergöttern. Dankbar können wir sein, wenn wir uns keine Existenzsorgen machen müssen, aber wir merken ja gerade, wie Inflation, Corona und fehlende Einnahmen auch Existenzen gefährden können.

Mose jedenfalls ist stinksauer, als er vom Berg herabkommt. Er zerschmettert die Gesetzestafeln, die er gerade mühselig vom Berg Sinai heruntergeschleppt hat.

Angesichts der Torheit des Volkes bittet Mose um eine direkte Begegnung mit Gott. Er will sein Angesicht sehen. Dem er vertrauen soll, will er ins Gesicht sehen. Das ist verwegen: Wer Gottes Angesicht sieht ist nämlich bereits so gut wie tot, heißt es in der Bibel immer wieder. Mensch und Gott auf Augenhöhe? Da kann etwas nicht stimmen. Darum begegnet Gott den Lebenden auch nicht direkt: Da spricht ein Engel oder ein Prophet, was Gott zu sagen hat. Da erkennt jemand in Symbolen, dass Gott da ist. Auf unserem Altar steht zum Beispiel ein Kreuz. Und wir haben Kerzen angezündet, weil Jesus das Licht der Welt ist. Aber das Angesicht Gottes sehen wir nicht. Du sollst Dir kein Bild von Gott machen, heißt das zweite Gebot.

Aber Mose kommt Gott ganz nah. Er bittet Gott darum das Angesicht Gottes zu sehen. Gott gebietet Gott in eine Felsspalte zu kriechen, dann würde Gottes Angesicht über ihn hinweggehen. Mose sieht zwar nicht das Angesicht, aber er erkennt Gottes Nähe. Das reicht ihm. Und Gott gibt Mose erneut die 10 Gebote. Mose strahlt. Seine Haut glänzt sogar. Der Glanz ist so überwältigend, dass andere aus dem Volk sich bei der Rückkehr von Mose fürchten.

Da bedeckt Mose seinen Körper mit einem Schleier. Das Volk soll nicht ihn verehren, keinen glänzenden Helden, sondern Gott. Die Menschen sollen sich nicht an dem Wort von Mose orientieren, sondern an dem was Gott zu sagen hat. Und was Gott zu sagen hat, steht in den 10 Geboten: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter anbeten. Du sollst Menschen respektieren, dass es Dir gut gehe. Achte Deine Familie, respektiere das Eigentum anderer. Morden geht gar nicht und gib keine falsche Zeugenaussage ab. Setze Dich nicht an die erste Stelle, das tun Tyrannen und Diktatoren, aber nicht die Kinder Gottes. Zusammengefasst: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Es ist bitter, wenn man erfahren muss, dass diese Werte gerade auch von manchen Kirchenleuten mit Füßen getreten wurden: Kindesmissbrauch in der Kirche ist ja schon furchtbar, aber wenn man die Schuld auch noch klein redet, wenn man ein falsches Zeugnis abgibt, dann möchte man sich nur angeekelt abwenden. Da bleibt kein Glanz, da ist ein übler Schatten. Die Verletzung der 10 Gebote ist keine Bagatelle. Sie bringt uns nicht nur von Gott weg, sie zerstört letztlich unsere eigene Menschlichkeit. Sie verletzt das Vertrauen, sie stellt den Glauben in Gott und die Kirche in Frage.

Dabei sehnen wir uns doch nach dem Guten, nach dem Glanz Gottes, nach seinem Segen. Wir gehen in die Kirche in den Gottesdienst, weil wir in der Gemeinschaft mit anderen, Stärkung erfahren möchten. Wir gehen in den Gottesdienst weil wir Gott danken wollen für das, was uns das Leben lebenswert sein lässt. Wir bringen unsere Klage über Misslungenes, über Krankheit und Schmerzmnvor Gott und hoffen, dass wir Trost und Zuversicht erfahren dürfen. Und ich selber wünsche mir, dass Ihr alle ein bisschen glücklicher, gestärkter, mutiger aus jedem Gottesdienst geht, als ihr hineingekommen seid. Ich freue mich, wenn jemand mit einem hellen Gesicht, einem Strahlen aus dem Gottesdienst geht. Wir können uns alle darum bemühen, dass es gelingt. Aber letztlich ist es Gottes Segen, der uns berührt und immer wieder neue Kraft gibt. Wenn wir aus dem Gottesdienst seliger hinausgehen, dann liegt auf uns ein bisschen von dem Glanz Gottes, dann können wir strahlen, weil Segen auf uns liegt.

Zuviel Glanz kann Angst machen. Das hat Mose erfahren, als er vom Berg Sinai herabgekommen ist. Wir sollen deshalb keine Blender sein, uns nicht im eigenen Glanz sonnen, andere weder mit unseren Leistungen noch mit unserem Glauben beeindrucken wollen. Trotzdem sind Menschen, die von Gott berührt worden sind, aber sehr wohl zu erkennen, verhalten sich anders. Die 10 Gebote sind eine gute Richtschnur für das eigene und das gemeinsame Leben.

 

Ich bleibe dabei. Wir sind alle im Gottesdienst, weil wir darauf hoffen, Gott zu begegnen: In einem Lied, in einem Wort, in einem klugen Gedanken, im Gebet oder in der Gemeinschaft einer Kirchengemeinde.

Am Ende des Gottesdienstes empfangen wir Gottes Segen: Gott segne Dich und behüte Dich! Und dann kommt es: Gott lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht über Dir und schenke dir Frieden!

 

Wenn wir diesen Segen wirklich in unser Herz lassen, dann muss unser Gesicht doch ein bisschen zumindest strahlen oder die Seele. Vielleicht braucht es manchmal auch ein wenig Zeit bis der Glaube neue Kraft ausstrahlt. In jedem Fall aber gibt es Zeichen, dass Gott es ernst mit uns meint. Es soll gut werden. Gesegnet sollst Du sein und der Mensch neben Dir und hinter Dir und vor Dir auch.

Amen!

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