Senfkornglaube Lukas 17,5+6

 1 Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, dass keine Verführungen kommen; aber weh dem, durch den sie kommen! 2 Es wäre besser für ihn, dass man einen Mühlstein um seinen Hals hängte und würfe ihn ins Meer, als dass er einen dieser Kleinen zum Bösen verführt. 3 Hütet euch! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm. 4 Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben.5 Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! 6 Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein. (Lk.17,1-6)

Liebe Gemeinde,

„Geht nicht, gibt´s nicht!“ Das war der Leitspruch an der Logistikschule der Bundeswehr: Nicht aufgeben! Wenn etwas nicht klappt, nach neuen Lösungen suchen! Zuversichtlich bleiben. Vertrauen in sich und die Kameraden haben. Und vor allem: Nicht nur zuschauen, sondern mit anpacken! Nur so konnte der Auslandseinsatz trotz maroder Ausrüstung funktionieren. Das hat mich alles sehr beeindruckt und ich habe diesen Leitspruch immer wieder auch nach meiner Bundeswehrzeit in Erinnerung gerufen, wenn es scheinbar nicht weiterging: „Geht nicht, gibt´s nicht!“ - meistens war das hilfreich.

 

Kriegen wir den Klimawandel in den Griff? Geht nicht gibt´s nicht! Oder geht es nicht, weil zu wenig mit anpacken? Weil uns tief verwurzelte Gewohnheiten davon abhalten?

Kriegen wir Corona in den Griff? Geht nicht gibt´s nicht! Aber eben nur, wenn alle sich impfen lassen und die Hygieneregeln beachten. Leider gibt es Uneinsichtige, die einer Lösung der Pandemie im Wege stehen. Das kostet: Geld und Menschenleben. 

Und damit werden dann eben auch Grenzen aufgezeigt. Es geht eben nicht alles, was wir uns wünschen. Weil Menschen nicht mitmachen, weil sie so tun, als ginge sie nichts an. Menschen sind überheblich und leider gibt es auch viele Uneinsichtige und Bösartige. Wir haben nicht alles im Griff. 

 

Kann man jedem Menschen vergeben? Den Terroristen, die vor 20 Jahren Tausende in den Türmen des World Trade Center in den Tod getrieben haben. Das fällt schwer und vielleicht geht es tatsächlich nicht. Jesus sagt seinen Aposteln, dass sie Uneinsichtige zurechtweisen sollen. Und wenn jemand dann einsichtig wird, soll man ihm vergeben. „Und wenn jemand immer wieder das gleiche Übel tut, wie oft soll man dann noch vergeben?“, fragen die Apostel.  Sie fragen das zu Recht, denn immer wieder werden sie verbal und sogar körperlich angegriffen. Irgendwann ist doch auch mal Schluss!

 

Doch Jesus sagt: Und wenn jemand 7 mal falsch handelt, soll man ihm immer wieder vergeben. Geht nicht, gibt´s nicht!

 

Jesus stellt die Apostel, ja er stellt uns alle, die wir uns Christen nennen, vor große Herausforderungen. Sind wir Christen nicht ein bisschen verrückt, dass wir immer an das Gute glauben? Dass wir auch nach 2000 Jahren beten: Vater Unser, Dein Reich komme! Trotz aller Kriege und Nöte? Da kann der Glaube auch mal wackeln. Um so verständlicher, dass die Apostel Jesus intensiv bitten: „Herr stärke uns den Glauben!“

 

Sie merken, dass ihr Vertrauen in Gott, dass ihr Glaube immer wieder hart auf die Probe gestellt wird. So wie bei uns wohl auch:

Wir fragen bei Katastrophen und bei schweren Krankheiten:  Wo ist Gott? Wieso greift Gott nicht ein? Gibt es Gott wirklich? Ich will ja glauben, aber es ist so schwer. Ich glaube, jeder von uns kennt persönliche Geschichten, in denen wir gemerkt haben, dass der Glaube nicht immer stark ist. Wir wissen, dass wir nicht Gott sind. Wir erleben immer wieder auch unsere körperlichen, geistigen und seelischen Grenzen.

 

Was also kann den Glauben stärken? Mein Glaube wird gestärkt z.B. durch Gottesdienste in denen ich merke, dass andere mit mir singen und beten. Mein Glaube wird dadurch gestärkt, dass mir Menschen begegnen, die nachvollziehbar von ihrem Glauben erzählen und aus ihm heraus glaubwürdig leben. Glauben wird mir unheimlich, wenn Menschen mir sagen, was ich zu glauben habe und was nicht, die meinen alles zu wissen und auf alles eine Antwort haben. Am Schlimmsten finde ich die Christen, die einem in der Not sagen, man müsse gefälligst mehr glauben und richtig beten, dann würde alles so werden, wie man es sich wünscht.

 

Jesus sagt seinen Aposteln, dass schon ein ganz kleiner Glaube viel bewirken kann. Und wenn der Glaube nur so groß ist wie ein einziges kleines Senfkorn, kann er doch viel bewirken.

Ich weiß noch, wie ich in meiner letzten Grundschule den Kindern Senfkörner zum Pflanzen mitgebracht hatte. Passte ein Kind nicht auf und das Senfkorn fiel unter den Tisch, dann konnte man es meistens nicht wieder finden, so klein sind sie. So ist das mit dem Glauben ja auch. Man darf ihn nicht verlieren. Man muss auf den Glauben aufpassen. Nur dann, wenn er in die Erde gelangt, dann kann er wachsen. Aus dem Senfkorn wird ein Trieb. Er verändert sich. So erlebe ich meinen Glauben auch, er verändert sich. Ich glaube nicht mehr wie ein Kind. Gott hat keinen weißen Bart und er ist auch keine Marionette, die das tut, was ich gerne will. Mein Glaube ist erwachsen. Manchmal kümmert er, manchmal trägt er Früchte. Zum Glauben können auch Zweifel gehören. Ich bin froh darüber, dass Jesus nicht sagt: Ihr müsst regelmäßig Buße tun, ihr müsst jeden Sonntag in den Gottesdienst, ihr müsst dieses und das tun. Wir sollen nur den Glauben bewahren, dass Gott uns nahe ist, dass sein Licht auch das letzte Dunkel erhellen kann. Das ist übrigens für meinen Glauben besonders wichtig: Denn die letzte Dunkelheit wäre der Tod. Ich weiß nicht was dann kommt, aber ich glaube daran, dass der Tod nicht das letzte ist. Dann ist noch nicht alles aus. 

Wenn wir also zumindest einen kleinen Glauben haben, können wir zu einem Maulbeerbaum sagen: Verpflanz dich ins Meer und er würde gehorchen. Geht nicht gibt’s nicht. Nun ich weiß allerdings nicht, warum ein Maulbeerbaum ins Meer sollte. Aber ich weiß, dass ein Maulbeerbaum ein großes Wurzelwerk hat, weil er gerade da wächst, wo es nicht soviel Feuchtigkeit gibt. Und einem gefestigten Glauben stehen manchmal Dinge im Weg, die so fest verwurzelt sind, dass sie scheinbar nicht zu verrücken sind: Gewohnheiten, die unser Leben bestimmen; Sorgen um die Zukunft; Mauern gegen die wir ständig wieder anlaufen, obwohl es weh tut. Wie gut wäre es, wenn wir diesen Hindernissen sagen könnten, verpflanz dich ins Meer! Ich glaube, viele Hindernisse können wir selber beiseite schaffen. Wir können nach neuen Lösungen suchen, wir können uns Menschen an die Seite holen, denen wir vertrauen können. Vor allem aber können wir Gott bitten, dass er uns den Glauben stärke; dass er uns nicht alleine lässt, wenn die Sorgen größer zu sein scheinen wie das Vertrauen. Geht nicht gibt´s nicht, denn was dem Menschen unmöglich scheint ist bei Gott möglich.

Gott stärke Euren und meinen Glauben. Amen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adios!

Regenbogen-Noah und wir. kurze Predigt zu 1.Mose 8,18-9,17

Lukas 21,25-33 Gegen den Weltuntergang