Weihnachten ist wie immer und doch ganz anders! Weihnachtspredigt zu Lk.2

Gottesdienst Heilig Abend

wegen der Coronakrise feiern wir dieses Jahr keinen Weihnachtsgottesdienst in der Kirche. Die Predigt habe ich vorher geschrieben. Möge sie trotzdem Kraft und Zuversicht geben.

 

Vorspiel

Votum 

Begrüßung

 

Lied:      EG 27,1-6             Lobt Gott Ihr Christen

 

Lobgesang der Maria EG 761

 

Lied:      EG 24,1-5             Vom Himmel hoch 

 

Lesung Jes.9

 

Lied:      EG 37,1-3+9       Ich steh an deiner Krippen hier

 

Predigt, darin Lk. 2,1-14

 

Lied:      EG 46                      Stille Nacht

 

Abkündigungen

Fürbitten

Vater Unser

 

Lied:      EG 44                      O Du Fröhliche

 

Segen

Nachspiel

 

Geordneter Auszug Reihe für Reihe von hinten beginnend (OrdnerIn!!!!)


 

 

 

 

Liebe Gemeinde,

Es ist wie immer:

Heilig Abend fällt auf den 24. Dezember.

Stollen und Spekulatius haben wir schon seit September in den Regalen gesehen.

Kinder freuen sich auf Geschenke.

 

Wir sind in der Kirche, um Gottesdienst zu feiern.

Wir hören die bekannten Weihnachtslieder.

Wir suchen Geborgenheit und Harmonie.

Wir hören - wie immer - die Weihnachtsgeschichte vom Evangelisten Lukas.

 

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

 

Und doch ist es ganz anders dieses Jahr:

Bis zuletzt bleibt es unklar, ob wir uns überhaupt treffen können und wenn ja mit wieviel Personen.

Wir dürfen nicht singen. Und ein Gottesdienst ohne ein lautes „O Du Fröhliche!“ ist ja kein Weihnachten!

Statt Bummeln in den Fußgängerzonen haben wir uns durch Amazon und Co geklickt, um Geschenke für unsere Lieben zu ordern.

Einige von Euch wären jetzt gerne bei den Kindern und Enkeln und bleiben das erste Mal hier auf der Insel. Andere waren jedes Weihnachten hier und kommen das erste Mal nicht.

Wir wünschen uns frohe Weihnachten und haben doch Angst vor diesem alles bestimmenden Virus.

Die Weisen bringen seit hunderten Jahren Gold Weihrauch und Myrre an die Krippe, dabei brauchen wir schnell einen zuverlässigen Impfstoff.

 

Beides gilt: Weihnachten ist wie immer und doch ganz anders in diesem Jahr.

In diesem Widerspruch versuche ich die Weihnachtsgeschichte zu deuten, denn sie ist selber eine Geschichte der Widersprüche:

 

Lukas erzählt von den großen Dingen, die die Welt bewegen: Der Kaiser in Rom macht eine Steuerschätzung, eine Volkszählung. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe.

Und dagegen steht die Geschichte des Paares, die ein Kind erwarten: Josef und Maria. Aus vielen Krippenspielen wissen wir, wie die beiden sich durchschlagen mussten, zig mal abgewiesen wurden und dann nur den Stall hatten.

Aber auch da gibt es Widersprüche: Maria ist die Mutter des Kindes, aber Josef nicht der leibliche Vater. Doch Josef nimmt den Widerspruch an. Er bleibt bei seiner Maria, ist bei der Geburt dabei; er kümmert sich wie ein Vater um Frau und Kind, selbst als es bedrohlich wird; als der König Herodes die Kinder von Betlehem ermorden lässt aus Angst vor dem neuen König, der gerecht sein wird und Frieden unter die Menschen bringen soll. Da führt er seine Familie sicher nach Ägypten und später wieder zurück.

 

Den Widerspruch erkennen und dann annehmen und einen neuen Weg finden. Das ist die Lage von Josef und Maria und das ist auch unsere Lage an diesem Weihnachtsfest 2020. Wie das gehen?

 

Nach der biblischen Geschichte geht das nur mit Engeln. Das müssen nicht Männer mit Flügeln sein. Es sind Botschafter Gottes. Sie bringen Wörter und bringen Licht, Heilsames, was Menschen sich selber nicht geben können:

 

Lesung Lk. 2,8-14

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Die Hirten, diese einfachen Leute haben erkannt, was für sie wirklich zählt. Das ist mehr als eine leere Worthülse. Ich glaube, wir merken alle, wenn wir nicht zu den querdenkenden Schreihälsen gehören, - wir merken alle, dass wir verletzlich sind, dass diese Welt nicht immer nur Fortschritt kennt. Wir merken, wie sehr wir uns nach Begegnung sehnen, gerade wenn wir das nicht können. Wir merken also, dass wir aufeinander angewiesen sind. Wir entdecken in aller Sorge über das, was gerade nicht geht, unsere Phantasie. Wir merken, dass diese Welt ohne Rücksicht nicht funktioniert, gerade weil wir soviel Menschen immer wieder sehen, die alle Regeln ablehnen, weil sie sich in der persönlichen Freiheit beschnitten sehen. Ich glaube nicht, dass alles wie früher wird. Weihnachten ist ja der Beginn eines neuen Zeitabschnitts. Zeit nach Christi Geburt. Darauf könnten wir uns besinnen: 

 

Lk.2,15 – 20

 

5 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

 

Wir sehen, dass es gut ist, wenn wir nicht nur um uns selber kreisen; wenn wir die im Blick haben, die auch heute, wenn nicht auf den Feldern, dann doch auf den Intensivstationen der Krankenhäuser ihren Dienst tun, die von Berufswegen oder als Angehörige -auch heute - Alte und Kranke pflegen. Wir haben die im Blick, die als Patienten nicht bei ihren Familien sein können und erst Recht diejenigen, die im Sterben liegen. Sie brauchen nicht unsere Egozentrik, sie brauchen Solidarität und das bedeutet Verantwortung übernehmen, auch wenn es nicht immer leicht ist.

 

Corona ist nicht die erste Seuche, die die Menschheit bedroht hat. Johannes Daniel Falk hat z. B. durch eine Typhusseuche vier seiner 7 Kinder verloren. Das war im Jahr 1813. Es war die Zeit der napoleonischen Kriege. In Preußen gab es viele Flüchtlinge und verwahrloste Kinder. Es gab die furchtbare Angst vor plündernden und brandschatzenden französischen Soldaten. Aber Falk floh nicht aus der Stadt, obwohl man ihm das geraten hatte. Er nahm die verwahrlosten Kinder auf, zunächst bei sich zu Hause, dann kaufte er ein Haus, den er Lutherhof nannte. Falk war krank. Er dachte das Weihnachten 1816 würde sein letztes sein. Für die angenommenen Kinder, die zumeist das erste Weihnachten in Geborgenheit erlebten, schrieb er ein Lied. Die Kinder sollten sich im großen Saal versammeln. Er stellte drei Tannenbäume auf und schmückte sie mit Lichtern. Dann sang er mit den Kindern sein neues Lied:

 

O Du Fröhliche, O Du selige

Gnadenbringende Weihnachtszeit.

Welt ging verloren, Christ ist geboren.

Freue, freue Dich o Christenheit.

 

Erst später kamen die anderen beiden bekannten Strophen dazu:

 

Christ ist erschienen, uns zu versühnen,

Himmlische Heere, jauchzen dir Ehre.

 

Ein Lied aus der Not und gleichzeitig ein Lied voller Zuversicht. Ein Lied aus und für widersprüchliche Zeiten. Es ist ein Beisoiel dafür, wie sich Hoffnung einen weg bahnen kann bis inunsere Tage. Wir dürfen dieses Lied nicht gemeinsam singen dieses Jahr. Aber wir werden es bewahren wie die Weihnachtsgeschichte von Lukas als Zeichen der Zuversicht und Gottes Nähe, gerade weil dieses Jahr Weihnachten so anders ist als wir es gewohnt waren.

Ich wünsche uns allen eine gesegnete und gnadenbringende Weihnachtszeit! Amen!

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