Das wird wieder... Predigt 28.6.2020 über Micha 7

Liebe Gemeinde,
Das wird schon wieder!
Nur nicht aufgeben!
Irgendwann kommen bessere Zeiten!

So sagt man, wenn es gerade kriselt im Leben.
Hilflos klingt das: keine Idee, wie man aus einem Tal wieder herauskommt.

Corona? – Das wird schon wieder!
Probleme im Beruf oder in der Familie? – Nur nicht aufgeben!
Trauerfall ganz in der Nähe? – Irgendwann kommen bessere Zeiten!

Es wird schon wieder! Dieser Satz beschreibt wohl auch ein Grundvertrauen in die Selbstheilung von unheilen Verhältnissen. Vielleicht sind manche Gegebenheiten so unfassbar, dass wir ohne dieses Urvertrauen auf bessere Zeiten gar nicht mehr leben wollten.

Gleichzeitig bedeutet dieses Urvertrauen auch eine Gefahr: Nämlich die, dass wir die Hände in den Schoss legen und einfach abwarten: „Es wird schon wieder!“
Wer ist denn dieses „Es“? Neutral und austauschbar? Schicksal?

Kein „es“, sondern strenge Auflagen haben ja dazu geführt, dass die Pandemie, die mich jedenfalls täglich in den Gedanken beschäftigt, abgeflacht ist, dass es besser geworden ist. Aber selbst diese Maßnahmen bewahren anscheinend nicht davor, dass es eine zweite Welle von Erkrankungen mit allen Folgen geben wird. Von alleine wird es eben nicht schon wieder. Es liegt an unserem Verhalten, und notfalls auch an der Durchsetzung von Kontrollen durch die Behörden.

Und für die, die Probleme im Beruf oder in der Familie haben, ist es oft das Schlimmste, dass sie meinen nichts tun zu können, das Heft nicht mehr in der Hand halten. Nur nicht aufgeben? Aber wie denn? bitte sehr!

Und aus der Trauerbegleitung wissen wir, wie wichtig es ist, in der entstandenen Leere nach dem Tod eines geliebten Menschen wieder eine Struktur für das Leben zu finden, Kontakte zu halten oder neue Begegnungen zu wagen. Man muss selbst aktiv werden und nicht passiv alles über sich ergehen lassen.

„Es“ geschieht nicht einfach so. Für viele Probleme gibt es Ursachen; oft von Menschen selbst gemacht. Die Bibel erzählt an vielen Stellen von den Verfehlungen der Menschen, die dann Unglück zur Folge haben. Das geht beim Sündenfall und dem Verlust des Paradieses los. Besonders heftig kritisieren die Propheten Unrecht und starrsinniges Fehlverhalten. Da wird gedroht, und wenn Politiker und deren Berater oder gar das ganze Volk sagen: Es wird schon wieder!dann wird vom Propheten Untergang angekündigt. Wer die Geschichte Israels ein wenig kennt, rätselt, ob erst die Katastrophe da war und der Prophet das Unheil deutet, oder ob der Prophet tatsächlich den unbarmherzigen Zusammenhang von fehlerhaftem Tun und furchtbarem Ergehen durchschaut hatte. Micha zum Beispiel schimpft: „Irreführende Propheten wahrsagen für Geld: Der Herr ist unter uns, Es kann kein Unglück über uns kommen! Deswegen wird Jerusalem zu einem Steinhaufen werden!“ (Mi.3,11+12) Die Propheten weissagen den Untergang Israels und Judas. Als die Babylonier im Jahr 586 v.Chr. auch den Staat Juda von der Landkarte ausgelöscht haben, ist die Katatstrophe tatsächlich eingetreten. „Es“ ist nicht gut gegangen.

Doch am Ende der Prophetenbücher erscheint trotzdem immer ein Lichtblick, ein Wort des Trostes und der Zuversicht. Warum? Ist es dieses uns eingeborenen Urvertrauen in die Selbstheilung? Wird „es“ doch wieder irgendwie?

Unser heutiger Predigttext ist so ein Trostwort am Ende des Buches vom Propheten Micha:
„ Wo ist solch ein Gott, wie Du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefe des Meeres werfen.“

Nein, hier wird „es“ nicht irgendwie. Es wird wieder, weil Gott Gefallen hat an Gnade, jedenfalls immer mehr als an Strafe. Kein neutrales Schicksal, sondern Gott sorgt dafür, dass Schuld nicht angerechnet, sondern unter die Füße getreten wird. Da stolpert man nicht drüber, jetzt nicht und zukünftig auch nicht. Und wer, wenn nicht wir hier mitten im Atlantik, wüssten besser, wie tief das Meer sein kann. Wenn Sünden darin versinken, dann können sie nicht mehr an die Oberfläche kommen. 

Dass es einen Neuanfang geben kann liegt also nicht im Wesen der Natur, sondern hat etwas mit Gnade und mit Vergebung zu tun. Gott gibt uns die Chance auf Neuanfänge. Wer das glaubt, verändert sein Leben. Wer Gnade von Gott geschenkt bekommt, versucht selbst auch gnädig mit seinen Mitmenschen umzugehen. Wem Schuld nicht angerechnet wird, versucht nicht, die gleichen Fehler noch mal zu machen.
Letzten Sonntag haben wir davon gehört, wie Jesus sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken.

Für die Müheligen und Beladenen wird „es“ nicht einfach so besser. Aber sie bekommen eine Adresse, einen Halt, einen Ort an dem sie wieder aufatmen können.

Ich glaube, so wie damals bei der Katastrophe Israels unter den Babyloniern ist es auch mit der Pandemie, und mit all den mehr oder weniger privaten Katastrophen in unserem Leben. Am Ende soll immer mehr Licht als Schatten sein, am Ende ist eben doch noch eine Tür durch die Du gehen kannst. Das ist kein Naturgesetz; das ist das Wesen Gottes. Auf ihn sollen wir vertrauen, an seine Gnade und Vergebung Glauben. Dann werden wir sogar durch den Tod hindurch ins Licht gehen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne, Amen!



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