Psalm 23 in der Corona Krise

Liebe Leser und Leserinnen.
schön, dass Ihr Interesse an meinen Gedanken habt. Da wir derzeit keine Gottesdienste feiern können, veröffentliche ich hier in unregelmäßigen Abständen kleine Andachten. Möge es in diesen Zeiten uns allen zum Segen und zur Zuversicht sein.

Psalm 23: 
 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.  Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

Diese Psalmworte ("...nichts mangeln ...) klingen derzeit wie ein ferner Traum . „Corona“ hat uns alle im Griff: Die Wirtschaft leidet, die soziale Gesellschaft, Kultur und Sport, Reisen und vieles mehr. Jedoch merke ich auch, was ich habe: Ich habe ein Dach über dem Kopf, ich habe zu Essen, ich habe Telefon und Internet, was (wenn nicht gerade wieder wie heute schon dreimal der Strom ausfällt) funktioniert. Auf mich schießt niemand und es fallen keine Bomben. Wenn ich krank werden sollte, dann gibt es eine ärztliche Versorgung. Es ist nicht alles im Supermarkt verfügbar wie sonst, aber es reicht alles zum Leben; viel mehr ist da als zum Überleben. Deshalb braucht keiner „Hamsterkäufe“. Wer Lebensmittel hortet (sie dann womöglich gar zu Hause vergammeln lässt) und anderen ein leeres Regal präsentiert, handelt unverantwortlich und asozial! Ich bin dankbar für die, die die Logistikketten aufrecht halten, auch den Kassiererinnen! Ich bin dankbar für alle, die helfen, dass dieser Virus sich möglichst langsamer verbreitet, als er das derzeit tut. Ich bin dankbar für alle, die ihren Kopf für uns hinhalten. Ich buchstabiere Dankbarkeit noch einmal neu und finde Vertrauen in der Krise:
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

Und dennoch ist da ein Tal, ein „finsteres“ sogar:
Hotels schließen. Tausende Menschen in der Tourismusbranche sind mit einem Mal arbeitslos. Immer mehr Menschen werden krank und viele sterben sogar: Ich schreibe diesen Text an einem Tag, an dem in 24 Stunden über 500 Menschen in Spanien gestorben sind. Es geht um Existenzen, es geht ums Leben. Was ist mit den Obdachlosen? Nicht einmal Betteln geht mehr! Und es gibt die privaten finsteren Blicke: weil der Flug kurzfristig ausfällt, weil man nicht raus darf, obwohl einem die Decke auf den Kopf zu fallen scheint. Der Nachbar feiert Partys obwohl er das nicht darf. Mein Gott! Wie lange wird das noch gehen?

„Und ob ich schon wandere im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück!“  heißt es weiter im 23. Psalm. Es braucht Trost und Zuversicht. Ich bekomme derzeit soviele Mails und Telefonate wie selten zuvor. Unsicherheit scheint neben dem Virus ein weiterer Feind in diesem Tal zu sein. Menschen sehnen sich nach Kontakt und verlässlichen Informationen. Wenn das da ist, fürchtet man weniger Unglück im finsteren Tal. Ich habe eine e-mail Kontaktgruppe eingerichtet. Da gibt es dann Links und Infos, die von mir geprüft wurden. Ich stehe mit dem Konsulat in Verbindung. Und ganz neu: Mit denen, die mir ihre e-mail Adresse gegeben haben, mache ich alle paar Tage eine Videokonferenz. Bekannte Gesichter sehen sich, es wird gelacht, geklagt. Es gibt ein Tal, ja! Aber wir haben uns: Glück im Unglück! Wir vertrauen darauf, dass Gott uns auch in dieser Zeit begleitet: „You never walk alone!- Gott!“ steht bei mir im Eingangsbereich der Wohnung. Und in Psalm 23:
„Dein Stecken und Stab trösten mich!“

Und irgendwann kommt die Zeit danach. Dann wird der Tisch wieder bereitet, im Angesicht dessen, was uns bedroht hat und vielleicht immer noch gefährlich werden könnte. Aber wir feiern wieder das Leben und sehen uns mit neuen Augen. Ich hoffe darauf, dass auf diese Zeit der Krise Gutes und Barmherziges folgen wird. Vielleicht lernen wir ja gemeinsam, dass nicht immer alles jetzt und unbegrenzt vorhanden sein muss. Fast alle Generationen vor uns haben schlimme Krisen als Teil ihres Lebens begreifen müssen. Ich wünschte, das Wort Barmherzigkeit wäre wieder im allgemeinen Sprachschatz, statt Egoismus und Raffgier. Es würde nicht nur gemeckert und man schiebt Verantwortung nicht immer ab. Zuversicht wächst immer über Verzweiflung. Ostern ist der Lichtblick! Ostern für alle!. Dann werden wir bleiben im Hause des Herrn, immerdar.

Bleibt alle stark und behütet!
Ihr Pfarrer Immo Wache

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