Joh.6,30-35 Das Brot des Lebens

Liebe Gemeinde,
Als ich Kind war, gab es zuhause meistens recht kalorienreiches Essen. Ich glaube, das hing mit den Erfahrungen meiner Eltern im Krieg und den Hungerjahren danach zusammen. Sie hatten erfahren, was Hunger ist. Die Sorge, dass man einmal wieder Hungern oder Dürsten könne, ums Überleben kämpfen müsste, war wohl in die Seele einer ganzen Generation eingebrannt. Die Sorge um das Brot zum Leben.

Doch es ging und geht nicht allein um Essen und Trinken. Es gab und gibt auch einen Hunger nach Sicherheit: Entgegen aller Empfehlungen liegt das meiste Geld der Deutschen wohl deshalb auf einem Sparbuch. Es gibt den Hunger nach ausreichender Altersversorgung und nach einem langen und gesunden Leben.

Es müsste so ein Brot geben, dass einen mit all dem sättigt. Jesus scheint das zu haben. 5000 Menschen kamen zusammen, weil sie die Zeichen sahen, die Jesus an den Kranken tat, heißt es im 6. Kapitels des  Johannesevangeliums. Die größte Sorge eines Jüngers aber war aber die Frage: Wie kriegen wir all die Leute satt? Das eigene Geld reicht nicht. Nur ein kluger und vorsorgender Junge hatte 5 Brote und 2 Fische dabei. Wir kennen die Geschichte: Jesus sorgt dafür, dass mit dem Vorhandenen alle satt werden.

Jesus sättigt damit nicht nur den Hunger im Magen, sondern auch den nach der Gegenwart des Übernatürlichem. Die Leute merken: Jesus ist wirklich nicht nur ein Mensch. In ihm steckt die Kraft Gottes. Jesus ist der Messias, Jesus ist Gottes Sohn. Eigentlich könnte man es dabei beruhen lassen.

Doch nach dem großen Sattwerden kehrt der Hunger zurück. Nicht nur der Hunger im Magen. Das Wunder liegt gerade einen Tag zurück. Doch schon dürstet es die Menschen nach der nächsten Sensation: „Was tust Du (Jesus) für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben?“

Es reicht uns Menschen offenbar nicht, dass wir einmal begriffen haben, dass Jesus von Gott geschickt worden ist. Es reicht nicht, dass wir Gottes Ja mit der einmaligen Taufe als ein Zeichen für das Leben haben. Es ist ja auch schwer auf etwas zu vertrauen, was man nicht mit den Augen sehen oder mit den Händen fühlen kann. Wie in der biblischen Geschichte wäre es schon gut, wenn wir täglich spüren könnten, dass Gott bei uns ist, dass wir in seiner Liebe geborgen sind, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, denn er sorgt für uns.

Statt uns mit einer Sache zu begnügen, muss es immer mehr und sensationeller sein. Und selbst, wenn wir die ganze Welt bereisen und täglich ein anderes Menu auf dem Tisch haben, wenn wir schon lange nicht mehr nach dem täglich Brot hungern, sondern täglich Brot in Unmengen weggeworfen wird, dann gibt es den Hunger und den Durst nach einem erfüllten Leben, nach Lebenssinn.
Deshalb sagt Jesus im heutigen Predigttext:
„Dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt.“ Und die Menschenmenge ruft: „Gib uns allezeit solches Brot!“

Die Menschen reden nun nicht mehr vom Hunger nach Essen und Durst nach Wasser. Sie wissen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Es reicht nicht, irgendwie über den Tag zu kommen, auch wenn das für viele im Krieg oder auf der Flucht die größte Sorge ist. Es geht darum, dass wir jeden Tag eine Aufgabe haben, die uns mit Freude und Sinn erfüllt. Es geht darum, dass wir am Ende unserer Tage sagen können: Ja, es hat sich gelohnt zu leben! Es geht darum, dass wir uns trotz aller Sorgen und Ängste ein Grundvertrauen bewahren können, dass uns trägt auch in schweren Zeiten. Das alles soll nicht nur für einen Menschen gelten oder ein Volk oder eine Nation, sondern für die ganze Welt. Leben für die Welt. Brot für die Welt. - Dieser Hunger nach dem Brot des Lebens braucht Handfestes um gesättigt zu werden. Hunger hört nicht auf, wenn man gar nichts tut und zu sich nimmt.

Deshalb spricht: Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Vielleicht klingt das zu wenig konkret: Es geht um Glauben, um Gottvertrauen. Wir sollen nicht erwarten, dass Gott jeden Tag mit einem Wunder unsere Begeisterung sucht, sondern selber hingehen und Gottes Nähe finden. So wie ein Essen  dann gut ist, wenn wir Zeit haben und nicht alles hastig in uns hineinschlingen, so ist auch der Glaube dann gut und nahrhaft, wenn wir uns zumindest ab und zu Zeit dafür nehmen. Zeit für Gott! - Ein Essen ist dann gut, wenn die Zutaten stimmen und es mit Fürsorge zubereitet wird. Auch der Glaube und das Gottvertrauen kennen Zutaten und Fürsorge. Lieder und Gebete fallen mir ein, aber auch: Die Gemeinschaft mit anderen Christen und das Gespräch über Bibel und Glauben. 

Ich gestehe, dass ich manchmal zu viel Gedanken beim Broterwerb habe, also beim Beruf und viel Aufwand in die Organisation des scheinbar Alltäglichen investiere, dass die Zeit für Gott und die Zutaten des Glaubens manchmal zu kurz kommen. Deshalb ist es gut, wenn uns die Worte des heutigen Predigttextes daran erinnern:
Jesus ist das Brot des Lebens! Wenn wir zu ihm kommen, dann werden wir nicht hungern und nicht dürsten. Wo Christen zusammenkommen, wird geteilt: Essen und Trinken, Freud und Leid, Zuversicht und Zweifel. 
Das Brot des Lebens: Das gibt es wirklich!         Amen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adios!

Regenbogen-Noah und wir. kurze Predigt zu 1.Mose 8,18-9,17

Lukas 21,25-33 Gegen den Weltuntergang