Der große Sprung für die Menschheit Predigt am 21.7.19 Mt.9,35-10,1

Gottesdienst 21.7.2019 Las Americas

Vorspiel
Votum / Begrüßung
Lied EG 455 Morgenlicht leuchtet
Psalm EG 768 Ps.67 neue Form
Ehr sei dem Vater

Gebet  / Kyrie / 
Gebet / Laudate Omnes gentes
Lesung Genesis 12,1-4a
Halleluja

Lied: 241,1-4+7+8 Wach auf Du Geist der 1.Zeugen
Predigt Mt.9,35-10,1
Lied  262

Glaubensbekenntnis
Friedensgruß / La paz esté con nosotros
Fürbitten 
Vater Unser/
Lied: 638,1-3 Wo ein Mensch Vertrauen gibt

Abkündigungen
Lied: 170,1-4
Segen /
Nachspiel


Liebe Gemeinde,
heute um 3:56 vor 50 Jahren betrat zum ersten Mal ein Mensch den Mond. Der erste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, sagte den berühmten Satz: „Es ist nur ein kleiner Schritt, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“ Die Menschheit, immerhin 600 Millionen, schauten damals im Fernsehen zu. Die wenigsten waren Wissenschaftler, die erklären konnten, was dieser Schritt so fundamental für die Menschheit bedeutet. In jedem Fall hat die erste Mondlandung etwas Magisches…

Magisch muss es auch für die Menschen gewesen sein, als sie das erste Mal die Worte des Matthäusevangeliums gehört hatten, die heute Predigttext sind: „Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte und predigte und heilte alle Krankheiten und Gebrechen!“ Was muss das für ein gigantischer Sprung für die Menschheit gewesen sein, als alle Krankheiten und Gebrechen heilbar schienen? 
Mehr noch:
Jesus sah das Volk und es jammerte ihn, weil die Menschen verängstigt und orientierungslos waren, wie Schafe, die keinen Hirten haben. Angst und Orientierungslosigkeit werden ernst genommen.

Verängstigt und orientierungslos sind ja wir Menschen, wenn wir z.B. mit Krankheiten und Gebrechen zu tun haben, die einen ohnmächtig erscheinen lassen, weil sie einen im Griff haben; weil man machtlos ist; weil man sich ausgeliefert fühlt; weil man so gar nichts mehr selber steuern kann. Dann fragt man doch: Wohin soll das alles noch führen?

Bei eigenen Krankheiten und Gebrechen ist das so und bei denen von Menschen, die einem sehr am Herzten liegen. Wir kennen aber solche Gefühle auch, wenn es um Ereignisse geht, die irgendwie bedrohlich wirken und man denkt: das hat keiner mehr im Griff. „Yes, we can!“ sagte einst Barak Obama oder „Angela Merkel sagte in der Flüchtlingskrise: „Wir schaffen das!“ Sie wollten ängstlichen oder besorgten menschen Orientierung geben. Aber viele wollten oder konnten den politischen Hirten nicht vertrauen und verweigerten die Mitarbeit. Stattdessen spielen nun Wölfe mit der Angst und der Orientierungslosigkeit der Menschen. Sie spielen Menschen zum eigenen Vorteil gegeneinander aus. Sie heilen nicht, sondern verletzen mit Worten und auch mit Taten. Sie grenzen aus. Sie machen genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut.

Wir hören, wie Jesus sich einsetzt, wie er herumreist, frohe Botschaft verkündet und heilt und Hoffnung verbreitet. Die Leute kommen zu ihm und vertrauen ihm das eigene Leben und das ihrer Familie an. Im 9. Kapitel bei Matthäus ist von einem politischen Führer die Rede, der darauf baut, dass seine soeben gestorbene Tochter wieder von Jesus auferweckt werden kann. Eine seit 12 Jahren an Blutungen leidende Frau wird alleine dadurch geheilt, dass sie den Zipfel der Kleidung Jesu berührt. 2 Blinde können wieder sehen und ein Stummer wieder reden und ein Wahnsinniger kann wieder klar denken und handeln. Hier geht es wirklich um einen gewaltigen großen Sprung für die Menschheit und die Menschlichkeit. 

Und doch hat man Jesus aufs Kreuz gelegt. Die Hoffnung, die Jesus verbreitet hatte, sollte nicht weiter um sich greifen. Nicht nur Jesus hat man getötet, sondern auch seine Anhänger verfolgt. Machtpolitik und die Regeln von machtvoller Religion bestimmten den Alltag der Menschen. Verängstigt und orientierungslos wie Schafe ohne Hirten waren da die ersten Nachfolger Jesu: Christen ohne Zuversicht, wie Engagierte ohne Hoffnung: so hat der Evangelist Matthäus seine Gemeinde erlebt.

Ich kann mir richtig vorstellen, wie Menschen den Glauben verloren hatten an das Reich Gottes auf Erden. Ich kann es mir vorstellen, wie sie verstummten, als sie im Angesicht von Krankheiten und Gebrechen gefragt wurden, „Wo ist nun Euer Herr Jesus?“ Lohnt es sich für den Glauben mitzuarbeiten am Reich Gottes?

Und nun hören wir aus dem Munde Jesu Sonderbares: Keine Aufforderung zu säen und zu ackern, kein Appell, die Welt zu retten. „Dir Ernte ist groß!“ sagt er. Das heißt doch, dass schon gesät und geackert worden ist. Das Ergebnis ist schon da. „Also hat Gott die Welt geliebt, und seinen eigenen Sohn gesandt, auf dass alle die an ihn glauben gerettet werden!“ heißt es im Johannesevangelium. Glaube und Hoffnung und Liebe müssen nicht erst in die Welt geworfen werden, sie sind schon da. Gelebte Menschlichkeit muss nicht erst erfunden werden: Jesus hat sie schon vorgelebt. 
Aber es gibt zu wenige Arbeiter, die bereit sind all das zu sehen und zu ernten. Es gibt zu viele, die die Hände in den Schoß legen und andere alles machen lassen. Zu viele erwarten, dass die Politiker oder die Kirchen, Gott oder wer auch immer, die Aufgabe hätten, eine reiche Ernte einzufahren, die alle zufrieden stellt, ohne dass man selbst einen Handschlag dafür tun müsste.

Wenn ich die Worte höre, frage ich mich natürlich auch: Was trägst Du Immo Wache dazu bei, dass die Ernte Gottes eingefahren werden kann?

Und hier kommt die nächste Überraschung aus dem Munde Jesu: Er sagt nicht: Steht auf und übernehmt das nächste Ehrenamt, versucht nicht noch eine Lücke und noch eine mit noch mehr Engagement zu füllen. Wir Christen sind nicht die Herren der Ernte. Der Job ist vergeben. Gott ist der Herr der Ernte.
Stattdessen sagt Jesus: Betet! Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Bittet Gott darum, dass er Menschen wachrüttelt, die bereit sind ihren Teil zu übernehmen. Wie oft hört man aus Vereinen und Gemeinden, dass der, der den kleinen Finger reicht, gleich mit der ganzen Hand über den Tisch gezogen wird. Und dann fühlt man sich wieder überfordert, dann ist mehr Pflicht als Liebe zur Ernte. Aus der Hoffnung auf das Reich Gottes wird Stress. So soll es nicht sein. Beten sollen wir. Das ist offenbar mehr, als die Hände im Schoß zu falten.

Aber ganz ohne weitere Aufgaben kommen die Jünger Jesu doch nicht davon:
„Jesus rief seine 12 Jünger zu sich und gab ihnen Macht über alle unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und Gebrechen.“

Bei der Mondlandung waren wir 1969 nur Zuschauer. Bei Jesus und den von ihm ausgehenden großen Sprung für die Menschheit dürfen wir selber Schritte setzen. Gott gibt uns die Macht Glauben, Hoffnung und Liebe zu verbreiten. Böse Geister zu vertreiben und Krankheiten oder Gebrechen die Macht zu nehmen. Ich glaube nicht, dass jeder von uns ein Wunderheiler ist. Aber ich vertraue darauf, dass mein und Euer Glaube zur Heilung vieler Gebrechen beitragen kann. Die Ernte ist groß! Unser Glaube ist der kleine Schritt und gleichzeitig ein großer Sprung vor allem für diese Erde.
Amen!


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