Die Sturmstillung (krankheitsbedingt nicht gehalten)

Diese Predigt wurde krankheitsbedingt nicht gehalten.

Liebe Gemeinde,
Hollywood erhält ein filmreifes Drehbuch:
13 Menschen wollen nur mal eben von einem Ufer zum anderen fahren: in einem Boot auf einem großen See; Es ist Nacht; unheimlich! Mit einem Mal fangen die Wellen an sich zu kräuseln, schlagen Schaumkronen. Der Wind wird zu einem Sturm. Regen peitscht über die Wogen. Das Boot schlägt voll Wasser. Die Menschen schöpfen das Wasser, doch neues dringt immer wieder nach. Sie krallen sich an der Bordkante fest. Da sehen sie einen, der im Heck des Bootes schläft. Sie wecken ihn. Schreien ihn gegen das Tosen des Sturmes an: „Kümmert es Dich nicht, dass wir hier draufgehen?“
Der Angesprochene steht auf, weist den Finger in Richtung des Windes und spricht zu dem Meer nur ein Wort: „Schweig!“
Gespenstische Stille tritt ein. - „Was?“ fragt er die anderen 12. „Was wundert ihr Euch? Das war doch noch gar nichts…“

Wir warten darauf, wie und ob der Held auch die nächste Gefahrensituation bestehen wird. Es bleibt mysteriös, woher der Held diese übernatürlichen Fähigkeiten hat. Fortsetzung folgt…

Versuchen wir zunächst das Drehbuch in Szene zu setzen. Während des Sturms ist die Kamera vor allem auf die 12 Männer gerichtet, die versuchen zu überleben. Panik ist in den Gesichtern. Todesangst! Krampfhafte Versuche, das Unheil mit allen menschlichen Kräften abzuwenden!

Dann die Rettungstat des Helden. Er wirkt abgeklärt. Hat die Situation voll unter Kontrolle.

Schließlich noch mal die 12 Männer: kauern da, klitschnass mit klammen Fingern. Keine Panik mehr, aber nunmehr Furcht! – Ehrfurcht vor dem, der Macht über die Naturgewalten hat. Wer ist das? Dämon oder Engel? Versucher oder Gott? Der Mensch ist klein. Immer wieder haben wir das Leben nicht im Griff. Wir sind trotz allem Verstand abhängig von Größerem: Glück, Schicksal, - Gott!?

Wir kennen dieses Drehbuch aus dem Markusevangelium. Matthäus und Lukas erzählen fast wortgleich dasselbe. Wir kennen das Drehbuch aus dem Kindergottesdienst oder dem Religionsunterricht. Wir kennen das Drehbuch aus dem eigenen Leben:
Das Schiff des Lebens drohte zu kentern, 
-      als die Ehe kaputt ging
-      als der Tod alles durcheinander brachte
-      als bewusst wurde, dass es nie wieder Gesundheit geben würde.
-      Wir kennen diese und noch mehr Drehbücher.
Wer so einen Film durchlebt hat, weiß auch, was Angst ist oder sogar Panik. Wenn man das Gefühl hat: Alles ist aus! Wer erlebt hat, wie das Lebensschiff taumelt, weiß, wie zerbrechlich das Leben ist. Alle in einem Boot! Aber wenn es ans Überleben geht, denken die meisten nur an sich.

Im biblischen Drehbuch von der Sturmstillung ist das anders:
In fünf Versen wird nicht nur der Sturm besiegt, sondern auch die Angst und die Panik. Panik und Verzweiflung sind keine guten Lebensbegleiter. Ehrfurcht dagegen ist etwas anderes. Ehrfurcht gehört zum Glauben -oder: Glauben gehört zur Ehrfurcht. Ehrfurcht vor Gott ist der Glaube, dass es etwas gibt, was wir nicht unter Kontrolle haben. Glaube an Gott ist die Hoffnung, dass wir nicht verloren sind, wenn das Lebensschiff in den Sturm gerät. Keine Sorge ist zu klein oder zu groß, dass wir den nicht wachrütteln dürften, der da scheinbar teilnahmslos mitten unter uns oder fern im Himmel schläft.
Wie gesagt: Die Geschichte hat Fortsetzungen. Im Anschluss an die Sturmstillung wird ein Kranker geheilt und dann sogar der Tod besiegt. Am Ende ist es Jesus selbst, der jedoch den eigenen Tod am eigenen Kreuz erleidet. Die kommende Passionszeit wird uns lehren, was es bedeutet zu sagen: Mein Gott, mein Gott! Warum hast Du mich verlassen? Und wie dann zu Ostern die Ehrfurcht vor dem Leben - Angst, Sorge oder Panik vor der Endlichkeit vertreibt.
Das Leben wird immer wieder Stürmen ausgesetzt sein. Im Glauben werden wir jedoch immer auch Kräfte entdecken, die uns wieder zur Ruhe bringen.


Ich lese uns die Geschichte von der Sturmstillung nun noch einmal so vor, wie sie im Markusevangelium steht. (Mk.4,35-41)

35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren.

36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.

37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde.

38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!

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