Gott beruft Mose Ex.3,1-15

Liebe Gemeinde,
Lord Voldemort…: - ist der Bösewicht in den Geschichten von Harry Potter. Ein unheimlicher Zauberer, der in unterschiedlichster Gestalt seine Machtansprüche zum Ausdruck bringt. Um die absolute Herrschaft über die Welt zu erlangen, beruft er untertänige Zauberschüler, schart eine ganze Armee unheimlicher Kräfte um sich und geht gnadenlos mit seinen Gegnern um. Keiner wagt es, seinen Namen auszusprechen: Er wird „Du-weißt-schon-wer“ oder „dessen Namen man nicht ausspricht“ genannt!
Es gibt eine ähnliche Geschichte, die aber viel älter als die Bücher von Harry Potter:
Die Rede ist aber nicht vom bösen Zauberer. Doch es geht schon um Weltanspruch und Zauberei ist auch im Spiel: Da ist z.B. ein Dornbusch in der Wüste: er brennt, aber er ver-brennt nicht. Im brennenden Dornbusch ertönt eine Stimme. Es ist Gott. Gott kann alles und doch beruft er Menschen in seinen Dienst. Mose ist so einer. Und Mose fragt nach Gottes Namen. Und Gott sagt: Ich werde sein, der ich sein werde. Du weißt schon wer! Gott ist der, dessen Namen die Juden bis zum heutigen Tag nicht aussprechen. Zugegeben: Wie der böse Lord Voldemort kennt auch der Gott aus dem brennenden Dornbusch in den Geschichten des Alten Testamentes meistens keine Gnade mit seinen Gegnern. Aber das Ziel ist gut: Gott will zuerst Israel und dann alle Menschen aus der Sklaverei in ein freies Leben führen.

Doch hören wir einmal die ganze Geschichte: Ex. 3,1-15

Moses Berufung

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 
2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 
3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 
4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 
7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 
8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 
9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 
11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge. 
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. 
15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.

Mose wird von Gott berufen. Doch Mose will nicht. Er verhüllt sein Haupt. Am liebsten möchte er sich verkriechen. Wie so viele, die von Gott beauftragt werden: Wie Jona, wie Jeremia und manche mehr. Von Gott zu erzählen und sich für Menschen einzusetzen ist eine Herausforderung. Meistens wollen die Leute doch das Angenehme hören, Bestätigung und Lob! Doch wenn Gott Menschen beruft, geht es meistens um Veränderungen, um Kritik, um Warnung vor den Folgen eines falschen Weges. Wer von Gott erzählt muss mit Widerstand rechnen: Offen oder hinter dem Rücken. Mose wird es erleben!

Was macht Mose, was mach uns sicher, dass das, was gesagt wird, tatsächlich Gottes Wort ist? Die Bibel und unsere Geschichte sind voll von falschen Propheten, die sich ein frommes Mäntelchen umhängen und im Namen Gottes dann ganz andere Interessen verfolgen. Mose hat den Zauber des brennenden Dornbusches erlebt, Paulus hatte sein Damskuserlebnis. Wunder sollen immer die Gegenwart Gottes bezeugen. Aber Wunder sind Ausnahmen. Guter Zauber ist meistens eine toll inszenierte Täuschung. Wie hören wir also Gott im Alltag?

Mal ehrlich: Oft doch gar nicht! Man betet und hofft auf eine Antwort. Aber da geschieht kein Wunder. Kein brennender Dornbusch ist zu erkennen. Eindeutigkeit bleibt aus. Und wenn Leute von Gotteserlebnissen erzählen, kann ich sie nicht nacherleben; mir wird oft irgendwie mulmig...

Doch diese Geschichte aus der Bibel gibt uns zumindest einen Ansatz, Gott zu verstehen:
Zunächst: Mose ist neugierig, was da vor ihm geschieht. Er hätte weitergehen können oder einfach nicht hinhören. Aber er ist aufmerksam. Aufmerksamkeit ist wichtig, wenn es darum geht, Gott zu verstehen.

Zum zweiten respektiert Mose, dass es heilige Orte gibt. Muslime ziehen deshalb in einer Moschee die Schuhe aus und reinigen sich. Kennen wir noch heilige Orte? Wenn wir überall reden, als wären wir auf dem Markt, wenn wir meinen überall lauthals unsere Telefonate führen zu müssen, wenn wir meinen überall und immer das tun zu dürfen, wo uns gerade nach ist, wenn alles im Selfie festgehalten wird, dann gibt es keine heiligen Orte. Wir brauchen aber Räume, über die wir nicht verfügen, an denen wir uns etwas sagen lassen können; Heilige Orte!

Drittens: Mose ist zurückhaltend mit seinem Offenbarungserlebnis. Es ist meistens heilsam, so etwas wie Gottesfurcht oder Demut zu besitzen, anstatt mit Bekehrungserlebnissen hausieren zu gehen.

Schließlich:
Gott geht es um den Menschen, um ein Leben in Freiheit ohne Sklaverei. Vorsicht ist geboten, ja Einspruch gefordert, wenn im Namen Gottes Menschen unterdrückt oder gedemütigt werden. In der Geschichte von Mose Berufung sagt Gott: Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Wir werden an die Geschichten erinnert, in denen Menschen es nicht leicht hatten, aber in denen Menschen letztlich durch ihren Glauben bewahrt wurden. Auch jetzt: Gott sagt: Ich habe das Geschrei der Israeliten gehört und ihre Drangsal gesehen.

Heute vor 73 Jahren am 27. Januar 1945 ist das Konzentrationslager Auschwitz befreit worden. Heute ist der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.  „Wo war Gott?“ Haben Manche gefragt. Gott gibt es nicht, haben viele geantwortet. Die Geschichte von der Befreiung aus Ägypten erzählt anders von Gott. Es sind Menschen die andere verfolgen oder verfolgen lassen, die quälen und verleumden. Das ist nicht Gottes Werk!

Ich möchte den Glauben bewahren, dass Gott das Geschrei und die Drangsal von Menschen wahr nimmt. Dass es ihm um die Freiheit und Würde von Menschen geht. Gott beruft Mose, genau davon zu erzählen. Es ist unser aller Berufung, dass wir uns im Glauben stärken; auf Gottes Wege vertrauen und einander trösten und helfen: keiner ist allein auf dem Weg. Gott wird sein, der er dann sein wird, wenn Du es vielleicht am wenigsten erwartest. Freiheit ist das Ziel und Würde. Im Land da Milch und Honig fließen. Amen! 

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