Sonntag 17.9.2017 An das Heilsame glauben

14. Sonntag nach Trinitatis 17.9.2017
Vorspiel? / Votum
Lied 440 All Morgen ist ganz frisch und neu
Psalm  146   /EG 762
Ehr sei dem Vater
Bußgebet / Kyrie eleison
Gnadenzusage / Laudate omnes gentes
Tagesgebet
Lesung : Lk.17,11-19 / Halleluja
Lied 365,1+2+4+5 Von Gott will ich nicht lassen
Predigt Mk.1,40-45
Lied 648 Wir haben Gottes Spuren festgestellt
Credo /Friedensgruß
Fürbitten
Vater Unser
Lied 503,1+13+14 Geh aus mein Herz
Abkündigungen
Lied: 170,1 Komm Herr segne uns/
Segen



14.Sonntag n.Trinitatis – 17.9.2017: Mk. 1,40-45

Deinen Namen kenne ich nicht!  Du sagst ihn nicht und die Bibel erzählt nur Deine Geschichte ohne Namen. Du Mensch aus Galiläa. Du hast viele weiße Stellen auf der Haut. Du hast auch Geschwulste an den Fingern und Füßen. Ich sehe, wie die Leute von Dir weggehen mit entsetzten Gesichtern. Sie halten sich die Hand vor den Mund: Vor Schreck oder weil sie Angst haben, sich anzustecken. Und ehrlich: Du siehst nicht gut aus! Wenn ich ganz ehrlich bin, ist das sogar eklig. Diese Geschwüre! Und blutig hast Du dich gescheuert oder gestoßen. Du merkst das gar nicht oder? Du hast Lepra, sagen sie. Da fühlt man an den betroffenen Stellen keinen Schmerz mehr, habe ich gelesen. Deshalb verletzt Du dich auch so leicht.

Du siehst verzweifelt aus: Hoffnungslos! Kein Wunder, die Leute rufen: „Weg! Der gehört weg, raus aus dem Dorf!“ - „Aussatz!“ rufen sie. Sie haben Angst vor Dir. Und Du vor Ihnen, nicht wahr? Du würdest gerne wieder zum Dorf dazu gehören, aber Du darfst nicht. Du darfst nicht zu ihnen gehören, solange Du krank bist. Du bist ausgesetzt. Musst alleine klar kommen. Dich hat es hart getroffen im Leben. Warum bloß? - Sie sagen, Du trägst Sünde in dir. Krankheit ist die Strafe für deine Sünde. In der Bibel steht das sogar! Glaubst Du das auch? Ich glaub das nicht! Ich glaub nicht, dass Krankheit eine Strafe Gottes ist. Aber schon oft habe ich das sogar selber gedacht, als es mir gar nicht gut ging: „Gott, wieso strafst Du mich? Womit habe ich das verdient?“ habe ich in die Stille der Nacht gerufen. Aber  dann gab es keine Antwort. Krankheit ist schon übel. Aber wenn Du Fragen hast und bekommst keine Antworten, dann ist die Krankheit noch mal so schlimm. Und wenn die Leute um Dich einen Bogen machen, ist das richtig brutal.

Aber ich möchte Dir auch nicht zu nahe kommen, verzeih! Ich muss mich zusammenreißen, um dich anzuschauen. Und wenn das wirklich ansteckend ist, was du hast, dann möchte ich Dir auch nicht die Hand geben. Mir wäre es sehr recht, wenn Du freiwillig uns nicht zu nahe kommst. Du tust mir leid, ehrlich, aber was soll ich machen. Ich muss auch an meine Gesundheit denken.
Aber das scheint Dir egal zu sein. Mit einem mal hast Du einen so grimmigen Blick, so entschlossen: Du gehst auf die Synagoge zu. Jesus predigt dort. Da sind viele Leute! Du darfst da doch nicht hin. Du guter Himmel! Lass das!!

Und dann fällst Du auf die Knie, direkt vor Jesus. Alle laufen entsetzt weg. Doch Jesus weicht nicht von Dir. Der hat keine Angst. Er schaut Dich an. Schaut in deine Augen, schaut auf deine Krankheit. Hört Dir zu, als du zu ihm sagst:
„Willst Du, so kannst du mich reinigen!“ Hängt das vom Willen ab, ob man einen anderen für rein erklärt? Braucht es da nicht mehr? Medizinische Kenntnisse? Erst vor 40 Jahren, hat die Forschung ein Mittel gefunden, um Lepra zu behandeln. Liegt es an unserem Willen, dass Menschen wieder zurück können in die Gesellschaft? Ich weiß es nicht! - oder doch?
Wie verhält sich Jesus? Bevor er etwas sagt, rührt er Dich an, tut das, was sonst keiner tut. Du bittest ihn und er kommt auf Dich zu. Es ist ihm nicht egal, was du durchmachst. Er fragt auch nicht nach dem „warum?“ „Ich will´s tun!“ sagt Jesus, „sei rein!“
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Es liegt also tatsächlich am Willen. Jesus will und der Aussätzige will wieder gesund werden. Er will das Heil und nicht sein eigenes Unheil. Er kümmert sich nicht um die Grenzen, die Traditionen, die andere für ihn aufgerichtet haben. Er könnte auch sagen: Ich will anderen meinen Anblick ersparen. Ich bleib da draußen. Ich zieh mich zurück. Ich kann verstehen, dass keiner mit mir etwas zu tun haben will. Depression! Nicht nur der Körper, auch die Seele wird krank! Aber das macht er nicht.
Der Aussätzige, der Ausgesetzte, geht dagegen an. Das finde ich stark! 

Wie lange sind Behinderte weggesperrt worden? Wie lange hat es gebraucht, um kranke Menschen einzuladen? Wie oft geschieht das noch immer nicht? Ohne Selbsthilfegruppen, den Willen der Betroffenen wieder dazu zu gehören, würde noch vieles im Argen liegen. Und es braucht Aufklärung. Früher wurde jede Hautkrankheit als Aussatz bezeichnet. Heute wissen wir mehr darüber, was ansteckend ist und was nicht. Wir können Menschen begegnen, ohne dass wir uns anstecken. Es gibt Alternativen zwischen ausgrenzen und sich selbst schützen! Ja, es liegt eine ganze Menge am Willen, ob wir Menschen aussetzen oder ob wir uns mit ihnen und ihren Lebenslagen auseinander setzen.

Es liegt nicht alles, aber vieles am Willen. Und Jesus will, dass dieser Mann gesund wird, rein wird. Und wir beten im Vater Unser: Dein Wille geschehe! Nicht aus Schicksalsergebenheit, sondern weil wir daran glauben, dass Gott es trotz allem Leid doch gut mit uns meint. Wenn wir uns manchmal verlassen fühlen, weil keiner helfen kann, weil wir uns schwach und ohn-mächtig fühlen, dann lehrt uns diese Geschichte zumindest, dass Gott ein Interesse daran hat, dass unser Leben gelingt. Alleine sind wir jedenfalls nicht. Gott sei Dank! Aber, und das gehört auch zu dieser Geschichte: Nicht jeder, der Gott bittet, hat das Gefühl auch von Gott berührt zu werden. Aber – sonst hätte Markus das sicherlich nicht gleich am Anfang seines Evangeliums aufgeschrieben – aber wir sollen gewiss sein, dass jeder, der Gott bittet, auch gehört wird, selbst dann, wenn wir keine Antwort spüren.

Wir dürfen nicht erwarten, dass wir alle gesund werden, wenn wir nur genügend beten. Es gibt (scheinbar) fromme Christen, die reden uns das ein: „Du musst nur genügend beten, dann wird es schon!“ Aber so ist das eben nicht! Gerade vor diesem Gedanken warnt das Markusevangelium immer wieder. Glaub ja nicht, dass Du nur vor Jesus auf die Knie fallen musst und dann wirst Du geheilt! Wenn Dir tatsächlich etwas Gutes widerfährt, dann sagt es nicht weiter. Es geht nicht um das Wunder in dieser Geschichte. Es geht darum, dass Gott den namenlosen Aussätzigen und Dich genauso wahr nimmt.
Darum soll der Geheilte seine Heilungsgeschichte nicht weiter erzählen. Er soll sich beim Priester melden. Der muss ihn zuerst wieder für rein erklären und dann kann er wieder dazu gehören. Aber er soll auf keinen Fall herumposaunen, dass jeder von Jesus geheilt werden könne. Keine falschen Erwartungen wecken! Das ist wichtig, auch im Glauben.

Der gerade Geheilte kann seine Freude aber nicht für sich behalten. Prompt kommen sie alle, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte. Alle erwarten, dass sie nun genauso ein Wunder erwarten dürfen.

Es ist aber nicht normal, wenn wir gesund sind. Das ist Gnade, das ist ein Geschenk. Aber es ist nicht selbstverständlich. Ich selber bin von Kindheit an gehbehindert. Das ist alles andere als schön oder schmerzlos. Aber Krankheiten und Behinderungen sind nicht die Ausnahme. Sie gehören zum Leben genauso wie das Geschenk der Gesundheit. Wenn ich mir aber überlege, dass der Druck bei der Geburt auf ein Neugeborenes die Last einiger LKW ist, dann ist die Geburt eines gesunden Kindes für mich erst Recht ein Wunder!  Und nie hat einer gesagt, dass dieses Wunder ein Leben lang anhält! Jeder Gesunde kann krank werden. Jeder Makellose kann körperlich versehrt werden. Das ist kein Grund für Ausschluss, kein Grund sich von Aussätzigen abzusetzen! Wir tun so, als sei Gesundheit das wichtigste. Wir wünschen uns zum Geburtstag vor allem Gesundheit. Der Gag ist uralt, aber wahr: Auf der Titanic waren alle gesund, aber es hat ihnen nichts genutzt!


Manchmal ist es schon heilsam, wenn wir daran glauben, dass wir auch als Kranke oder Behinderte, als Menschen, die scheinbar nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, von Gott gewollt sind. Damit werden Krankheiten und Behinderungen nicht automatisch gut. Es bleiben Lasten und es bleiben Fragen. Aber es ist mehr als tröstlich, dass Gott uns deshalb nicht wie einen Aussätzigen behandelt, sondern dass es ihn jammert. Daraus kann neue Kraft entstehen. Kraft mit Krankheit und Behinderung, dem scheinbar Unnormalen halbwegs normal umzugehen. Es liegt vieles am eigenen Willen, ja, aber noch mehr am Glauben. An Gottes Liebe zu glauben kann heilsam sein. Ich wünsche Ihnen und mir immer diesen starken heilsamen Glauben! Amen!!!

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