Jes.29,17-24

Liebe Gemeinde,
Als wir uns auf die weite Reise mit dem Auto  hierher machten, durch Deutschland, Frankreich, Spanien und dann mehr als 2 Tage mit dem Schiff, da war Europa erschüttert durch die Anschläge in Barcelona. Terror und Tote. Schon wieder! Und wir fragen uns: Hört der islamistische Wahnsinn denn nie auf? Wer verblendet Menschen bloß so, dass sie Religion als Mordmotiv missbrauchen. Wer macht dem endlich ein Ende!
Auf den Autobahnbrücken in Frankreich lasen wir immer wieder: „Solidaridad con Barcelona!“ Das war die Botschaft: Wir stehen zusammen, über Grenzen hinweg  und lassen uns nicht klein machen!
Hier angekommen lasen wir in der Tagesschau, dass 54 Deutsche in der Türkei festgehalten sind, ohne erkennbaren Grund!, dass Nordkorea schon wieder eine Rakete abgeschossen hat. Dieses Mal über Japan hinweg. Schon wieder eine Provokation des wahnsinnigen Tyrannen Kim Yong Un. Sein Volk lässt er verhungern und prahlt doch mit nationaler Stärke. Wann hört das auf? Wer macht dem ein Ende!
Bitte nicht Donald Trump! Dem König der Widersprüche und Fake News: der sich in Eitelkeit gefällt und alles andere als Stabilität in der Welt gewährt. Kopfschütteln reicht nicht mehr: Manchmal ist das nicht zum Aushalten.
Und dann wird es bald Wahlen in Deutschland geben. Welche Partei den Kanzler stellt, scheint klar. Aber welche Macht werden die bekommen, die vor allem laut sind, Protest und billige Parolen schreien, aber ihren Verstand nicht für konstruktive Politik nutzen.
Nein die Blinden und Verwirrten werden nicht weniger auf der Erde und das kann, nein muss einem schon Sorge machen!
Da tröstet es zunächst einmal nicht sehr, dass schon zu biblischen Zeiten vor allem die Propheten aus dem Alten Testament Wehe! rufen und schreiendes Unrecht anklagen; dass Sie weissagen, wie ein ganzes Volk durch eine verfehlte Politik oder eine missbrauchte Religion von Machtgierigen in den Abgrund rutschen wird. Etliche Propheten haben für ihren Mut mit dem Leben bezahlt. Vor allem der Prophet Jesaja, er lebte im 8. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung, nennt Unrecht beim Namen und fordert im Namen Gottes eine andere Politik. Und manchmal klingt eine große Hoffnung auf Erneuerung durch, auf andere Zeiten, auf Frieden und Gerechtigkeit, auf ein Miteinander der Völker. Und zwar deshalb, weil Gott, dieser Menschenfreund, diese Erde und was auf ihr lebt nicht aufgibt. Dieser ermutigende Klang ist der für heute vorgeschlagene Predigttext:
Jes.29,17-24
Welch eine Ansage: Taube werden das Wort Gottes hören, Blinde werden aus der Dunkelheit heraus sehen! Elende werden wieder Freude haben! Es wird ein Ende haben mit Tyrannen und Spöttern, vertilgt werden die, die Unheil anrichten! Die irren im Geist werden Verstand annehmen und die murren, werden sich belehren lassen.
Zu schön um wahr zu sein? Mag sein! Jesaja wird auch seine Zweifel gehabt haben, ob das eintreffen wird, was Gott ihm da ins Ohr redet. Er hat die judäischen Könige vor Augen gehabt, die sich einen Dreck um das Volk gekümmert haben. Er hat die Könige von Babylon und Assur vor Augen gehabt, die mit ihrem Heer eingenommen und zerstört hatten, was ihnen in die Quere kam. Vor allem aber hat er die Menschen vor Augen gehabt, die gesagt haben, wann können wir endlich in Frieden miteinander leben? Hat Gott uns denn ganz vergessen?
Irgendwann, so wissen wir aus den Geschichtsbüchern, hatten die Großen und kleinen Tyrannen wirklich nichts mehr zu sagen. Es kam ein neuer Herrscher, Kyros von Persien, der eine neue Politik für den Nahen und Mittleren Osten betrieb. Für das Volk Israel war das ein Segen. Wenn wir im Gottesdienst singen „Kyrie eleison!“ „Herr erbarme Dich!“ wissen wir, woher das kommt.
Die Israeliten in Babylon witterten jedenfalls nach Jesajas Worten einen neuen Wind. Gott hatte sie nicht vergessen. Und die Israeliten warteten nicht einfach ab, sondern sie machten sich Gedanken, wie ein neues Israel aussehen könnte. Im Glauben verwurzelt, mit großer Solidarität untereinander. Schwache sollten das gleiche Recht haben, wie Starke. Und Schalom heißt Frieden; nicht nur für ein Land und nicht nur für ein Volk, sondern für alle!
Zu schön um wahr zu sein? Mag sein! Menschen erliegen immer wieder dem Wahn von Macht und Gier. Wir wissen es aus unseren Nachrichten: Gerade der nahe und mittlere Osten ist alles andere als ein Ort des Friedens. Ja, der böse Geist von der Tyrannei dort reicht bis in unsere Länder. Und Menschen fliehen vor Ungerechtigkeit und Tyrannei. Jesaja macht aber mit seinen Worten deutlich, dass Gott das anders will. Damals schon und heute doch nicht anders! Jesaja will den Menschen Mut machen und sagt: Gott steht auf Eurer Seite, wenn es darum geht Angst und Sorgen zu vertreiben. Und Jesaja ist so mutig, dass er auch sagt, wo die Ursachen von Angst und Sorge liegen. Wer nur murrt und billige Parolen brüllt, der handelt nicht im biblischen Sinn.
Jesaja macht Mut, an den Zielen für eine gerechte Welt festzuhalten. Jesaja ist politisch. Jesaja sagt, dass es falsch ist Politik und Glaube zu trennen. Politik kann glaubensleer sein. Aber unser Glaube an Gott hat auch immer etwas mit der Gestaltung unseres Miteinanders zu tun. Es gibt keinen biblischen Glauben, der unpolitisch wäre!
Wie wunderbar ist es doch, wenn wir mit unseren manchmal kleinen Mitteln, Orte schaffen können, in denen Gottes Werke sichtbar werden. Wenn wir Gottesdienst feiern, und merken: Die Welt spielt verrückt. Aber Gott vergisst uns nicht. Wenn wir miteinander singen und beten, wenn wir zumindest in der Kirche aufatmen können, wenn wir uns annehmen und wahrnehmen. Wenn in unseren Kirchen noch mehr spürbar wird, als das, was auf den Autobahnbrücken in Frankreich zu sehen war. Nicht nur Solidaridad con Barcelona, sondern: Solidaridad con el mundo. Gottes Kinder, als Ergebnis von Gottes Werk. Ich habe Lust daran zu glauben und danach zu leben und zu  arbeiten, die nächsten 6 Jahre hier mit Euch und Ihnen auf Teneriffa. Gott steh uns bei! Amen!


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adios!

Regenbogen-Noah und wir. kurze Predigt zu 1.Mose 8,18-9,17

Lukas 21,25-33 Gegen den Weltuntergang