Pfingsten Geburtstag der Kirche 1. Kor.2,10-16

 Liebe Gemeinde,

Pfingsten: Die Kirche hat Geburtstag und Ihr seid alle eingeladen zu diesem Fest! Was bringt man da mit? Was schenkt man? Was wünscht man dem Geburtstagskind? Mutter Kirche ist ja immerhin schon mehr oder weniger 2000 Jahre alt! Von vielen schon für tot erklärt! Aber sie ist eben immer noch da. Und sie feiert immer noch. Aus den Kinderschuhen ist die Kirche raus. Die Sprache ist nicht jedem verständlich, aber das heißt nicht, dass die Kirche grau und tatterig wäre.


„Ich wünsche der Kirche mehr Fröhlichkeit!“ sagt da jemand.

„Ich wünsche der Kirche ein moderneres Erscheinungsbild!“ sagt jemand anderes.

„Nicht so lange Predigten!“ ruft einer.

„Doch!“ entgegnet jemand, „wegen der Predigt gehe ich doch in den Gottesdienst!“

„Quatsch“, sagt jemand. „Nix ändern. Hauptsache Einigkeit!“


Ich möchte entgegnen: „Das sind alles Forderungen! Ihr fordert doch bei einem Menschen auch nichts zum Geburtstag, sondern ihr wünscht jemandem etwas Gutes…“


Einer schlägt vor: Eine gute Flasche Wein mitzubringen. Kein guter Vorschlag raunt es da: Vor 2000 Jahren haben sie schon den Jüngern zum Pfingstfest vorgeworfen, sie seien voll des süßen Weines. 

„Nichts gegen Wein, aber sollten wir nicht der Kirche Gottes Segen wünschen?“ fragt jemand. „Aber was heißt das denn? Segen?“ will ein junger Mensch wissen. „Also Segen heißt, dass jemand von Gott geführt wird. Dass der Geist Gottes auf ihm oder ihr ist….“


„Genau!“ mischt sich da der Apostel Paulus ein. (Ich darf aus meinem ersten Brief an die Korinther im 2. Kapitel zitieren?) „Welcher Mensch weiß, was in ihm steckt außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist.“  Und nach kurzer Pause redet Paulus weiter: „ Ich wünsche der Kirche, dass sie davon redet, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen….“


Oje, typisch Paulus. Viel Wahrheit in großer komplizierter Sprache.

Dabei hat er ja Recht. Viele Menschen kennen nur sich selbst. Die Psychologen sagen allerdings, dass auch das nicht stimmt. Aber viele Menschen denken zumindest, sie würden wissen, wer sie sind. Sie reden von sich. Sie meinen die Wahrheit gepachtet zu haben. Sie sagen, wenn alle Menschen so wären, wie ich, dann gäbe es keinen Streit. Sie wettern, gegen alles was fremd ist und fühlen sich bedroht. Natürlich gibt es Verunsicherungen, wenn um einen herum viele fremde Sprachen sind und man nichts mehr versteht. Natürlich gibt es Missverständnisse, wenn ganz unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Das ist menschlich, das liegt in der Welt begründet.


Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sagt Paulus.


In der Pfingstgeschichte haben wir die Bestätigung gefunden: Fremde Menschen sind in Jerusalem, viele Sprachen aus vielen Regionen und Ländern. Viele Farben, alles ist bunt durcheinander. Die Jünger verkrümeln sich, haben sich an einem Ort versammelt. Das ist menschlich. Aber der Heilige Geist kommt über sie, sie sind Feuer und Flamme. Sie machen sich den fremden Menschen verständlich, sie reden keinen Smalltalk, auch nicht von sich, sondern berichten von den Wundern Gottes.


Wir haben den Geist aus Gott empfangen, schreibt Paulus.


Christen malen kein eigenes Bild von Gott. Sie biegen sich Gott nicht so zurecht, wie es ihnen gerade passt. Das wäre menschlicher Geist: Wunschdenken. Christen werden Pfingsten berührt von Gott selbst. Sie werden aufmerksam für das, was außerhalb der eigenen Wünsche und Sehnsüchte, außerhalb der eigenen Ängste und Sorgen liegt. Christen ziehen sich nicht zurück, sondern gehen zu den Menschen hinaus. Wo andere Mauern und Zäune fordern, erzählen Christen von der Offenheit und grenzenlosen Liebe Gottes. 


Christen sind nicht betrunken und nicht grenzenlos naiv. Christen übernehmen Verantwortung für sich und die Welt. Die Kirche ist manchmal getrieben von den Wünschen und Anforderungen der Welt. Da verschwindet manchmal das Geistliche, das Göttliche in den Hintergrund. Es sollen Angebote für Kinder und Erwachsene, für Senioren und Jugendliche da sein, Kirchen sollen sozial aktiv sein und gute Kirchenmusik fördern. Pfarrer und Pfarrerinnen müssen Verwaltung, Fundraising und Management, sowie soziale Medien und digitale Welten beherrschen. Man soll humorvoll ernsthaftig sein, kritisch ohne ein böses Wort zu verlieren. Dem Geist der Welt und Gottes Geist folgen.


Nein, sagt der Apostel Paulus. Nein, wir haben einen Geist. Den Geist Gottes. Das zeichnet uns als Kirche und uns als Christen aus.


Was soll man da also der Kirche zum Geburtstag wünschen?

Ich wünsche unserer Kirche, dass sie sich nicht verzettelt. Ich wünsche Ihr, dass sie zuerst den Geist Gottes in sich findet und sich von ihm treiben lässt. Wie ein Schiff, dass sich Gemeinde nennt, nicht ängstlich vertäut im sicheren Hafen, sondern mutig ohne leichtfertig zu sein, Segel voller Geist Gottes und dann raus zu den Menschen in aller Welt! Wir müssen nicht alle alle Sprachen sprechen. Ich kann mich aber sehr wohl denen zuwenden, die nicht genauso reden wie ich. Ich wünsche der Kirche, dass sie den weiten Blick Gottes behält und nicht nur auf die eigenen Grenzen und Lehrsätze schaut.  Wir können evangelisch oder katholisch sein, orthodox oder freikirchlich. Wir versammeln uns letztlich an einem Ort und haben einen Geist. Wir ticken nicht alle gleich; Unterschiede aber verlieren an Macht, wenn wir den einen Geist suchen. Wir diskutieren und respektieren. Das macht nicht Sorge, das macht Spass. Ich wünsche unserer Kirche, dass sie bunt bleibt. Ich wünsche uns, dass wir im Glauben anderer die Liebe Gottes zu so vielen Menschen entdecken können. Ich wünsche uns den Geist Gottes, damit diese Erde und alles, was auf ihr lebt nicht den Geist aufgibt. Paulus hat – wie fast immer - das letzte Wort : Wir haben Christi Sinn. Frohe Pfingsten! Amen!


Ich wünsche unserer Kirche, dass sie bunt bleibt. Ich wünsche uns, dass wir im Glauben anderer die Liebe Gottes zu so vielen Menschen entdecken können. Ich wünsche uns den Geist Gottes, damit diese Erde und alles, was auf ihr lebt nicht den Geist aufgibt. Paulus hat – wie fast immer - das letzte Wort : Wir haben Christi Sinn. Frohe Pfingsten! Amen!


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adios!

Regenbogen-Noah und wir. kurze Predigt zu 1.Mose 8,18-9,17

Lukas 21,25-33 Gegen den Weltuntergang